Hamburg. NDR-Moderator Dibaba führte durch den Abend. Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys sorgten für gute Stimmung, Julia Sen für Gespräche.

Politische Unruhen im In- und Ausland, die Diskussion um alternative Fakten – die Erwartungen an den 68. Hamburger Presseball zu Beginn des Wahlkampfjahres waren hoch. Und dementsprechend politisch hoch besetzt war auch die Gästeliste des Abends: Neben vielen Hamburger Senatoren wie Dorothee Stapelfeldt (SPD), Andy Grote (SPD) und Peter Tschentschner (SPD) sowie der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) und Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) waren Bildungsministerin Britta Ernst (SPD), Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) und Wolfgang Kubicki (FDP) aus Schleswig-Holstein angereist.

Knut Fleckenstein, Hamburger Abgeordneter der SPD im Europäischen Parlament, kam in Begleitung seiner Frau Nicole und seiner griechischen Kollegin Eva Kaili, einer ehemaligen Star-Journalistin. Gesprochen wurde aber auch über zwei Personalien: zum einen Sigmar Gabriels Rücktritt als SPD-Kanzlerkandidat, zum anderen die Ernennung von Carsten Brosda zu Hamburgs neuem Kultursenator.

„Letzteres habe ich gestern noch schnell erledigt“, scherzte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) in seiner Rede. „Was hätten die Journalisten sonst alles spekulieren müssen an solch einem schönen Abend.“ Ernster wurde er beim Thema „Fake News“: „Die Wahrheit ist nicht sicher, aber man darf nicht an ihr vorbeireden“, mahnte Scholz. Umso wichtiger sei es, sich auf die Berichterstattung verlassen zu können. „Ich habe großes Vertrauen in unseren gut funktionierenden Journalismus.“

"Da müssen wir als Presse einstehen".

Julia Sen setzte mit ihrem Outfit ein deutliches Zeichen: Die NDR-Moderatorin hatte sich von ihrem Kollegen, „Tagesthemen"-Sprecher Ingo Zamperoni, den Aufruf „No alternative facts!“ (Keine alternativen Fakten) auf das Dekolleté stempeln lassen. „Ich finde es ungeheuerlich, wie derzeit mit Fakten umgegangen wird. Da müssen wir als Presse einstehen. Wenn nicht hier, wo dann?“ Yared Dibaba, der den Ball zum ersten Mal moderierte, fügte hinzu: „Dass Presse und freie Meinungsäußerung nicht überall auf der Welt selbstverständlich sind, ist nun auch bei uns angekommen.“

Vor und nach dem Galadinner schaffte es Dibaba aber gleichwohl, die rund 800 geladenen Gäste mit seinen plattdeutschen Einlagen zu unterhalten. Zusammen mit dem Sänger H. P. Baxxter improvisierte er auf der Bühne, während die Servicekräfte des Hotels das Buffet abbauten, Baxxters Hit „How much is the Fish?“. Dass der Frontmann der Band Scooter auch ganz andere Rhythmen drauf hat, bewies er beim Walzertanzen mit seiner Freundin Lysann Geller.

„Wir sind wieder ausverkauft".

Die Gastgeber Jürgen Heuer von der Landespressekonferenz und Karsten Lüchow (Stiftung der Hamburger Presse) zeigten sich zufrieden: „Wir sind wieder ausverkauft und freuen uns über so viele tolle Gäste“, sagte Lüchow. Auf die Frage, warum die Hamburger Zeitschriftenverlage kaum vertreten seien, sagte er: „Für die Kollegen der überregionalen Medien steht nun einmal der Bundespresseball in Berlin im Vordergrund. Natürlich würden wir uns auch freuen, wenn ,Spiegel’ oder ,Stern’ einen Tisch bei uns im Großen Saal buchen würden, aber dann müssten wir wohl anbauen.“

Zumindest „Die Zeit“ war im Hotel Atlantic vertreten. Charlotte Parnack, Leiterin des Hamburg-Ressorts, wurde mit dem Erich-Klabunde-Preis des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) für ihren Artikel „Der Straßenkampf“ ausgezeichnet. Bis zum Schluss wurde gerätselt, mit wem Olaf Scholz den Eröffnungswalzer tanzen würde: Preisträgerin Charlotte Parnack, Julia Sen oder gar Sabia Boulahrouz? Schließlich führte der Bürgermeister Doris Petersen, Frau von Karsten Lüchow, auf das Parkett.

Hans-Ulrich Klose mit falschen Karten

Sabia Boulahrouz, die am „Bild“-Tisch mit ihrer Schwester Lydia saß, hätte beinahe gar nicht kommen können: „Meine kleine Tochter hat Fieber, ich bin also auf Abruf hier“, sagte die ehemalige Freundin von Fußballer Rafael van der Vaart. Auch Hamburgs Alt-Bürgermeister Hans-Ulrich Klose und seine Frau Anne wären fast nicht ins Hotel gekommen: Die beiden hatten aus Versehen statt der Ball-Tickets Eintrittskarten für die Elbphilharmonie eingesteckt.

Das Orga-Team überprüfte die Daten des SPD-Politikers und ließ das Paar herein, das dann den Star Act, Ulrich Tukur & die Rhythmus Boys, miterleben konnte. Über den Tombola-Hauptgewinn, ein Elektroauto von BMW, freute sich Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz. Die Einnahmen fließen in die journalistische Nachwuchsförderung.