Altstadt. Läden verlassen oberste Etage. Eigentümer baut dort für 14 Millionen Euro die größte Gastrofläche der Stadt
Die Europa Passage zwischen Ballindamm und Mönckebergstraße setzt verstärkt auf Gastronomie. Der Eigentümer Allianz Real Estate wird 14 Millionen Euro in einen neuen „FoodSky“ in der zweiten Etage investieren, der schon im Herbst eröffnet werden soll. Dort soll die größte zusammenhängende Gastronomielandschaft der Hansestadt mit 800 Sitzplätzen entstehen. Zu diesem Zweck werden sämtliche Geschäfte in der obersten Etage ausziehen und auf andere Flächen ausweichen oder die Europa Passage verlassen. Auch eine neue Fußgängerbrücke wird gebaut.
Künftig werden etwa 20 Prozent der 30.000 Quadratmeter Gesamtfläche von der Gastronomie genutzt werden. Essen und Trinken nehme einen immer größeren Stellenwert beim Einkaufserlebnis ein, sagt Center-Manager Gerhard Löwe. Das neue Konzept solle eine „Genuss-Oase mit hoher Aufenthaltsqualität“ werden.
Der „FoodSky“ wird auch sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet sein: „Wir wollen die Besucherfrequenz erhöhen, wenn die Geschäfte geschlossen sind. Es ist ein Trend, sich mit Freunden auch am Sonntag in der Innenstadt zu treffen und gemeinsam zu essen“, sagt Center-Manager Löwe. In der Woche ist der „FoodSky“ von montags bis freitags von 10 bis 21 Uhr geöffnet.
Bislang sind die meisten Gastronomiebetriebe im Untergeschoss der Europa Passage angesiedelt. Auch dieser Bereich wird komplett umgebaut, es soll unter anderen ein Bio-Markt einziehen. Es gibt dort bereits einen Rewe Supermarkt. Einige Gastronomen von unten ziehen in den „FoodSky“ nach oben, darunter auch die Betriebe Boussi Falafel, Chutney (mit indischer Küche) und Ciao Bella (Pizza und Nudeln.
Es entstehen in der obersten Etage zusätzlich zu den fünf Restaurants 15 Stände, an denen sich die Gäste ihre Gerichte aussuchen können. Neu sind das Bok mit asiatischer Küche, das Nem mit vietnamesischen Spezialitäten und das Palacios mit spanischer Küche. Das Interesse sei groß, es sind alle Flächen vermietet, sagte Vermietungsmanager Christian Wulff. Eine der Flächen vergeben die Hamburger Sparkasse und die Europa-Passage im Zuge des Wettbewerbs „Be a Food Court Star“ an einen Junggastronomen.
Drei der fünf Restaurantflächen sind ebenfalls bereits belegt: Das Sternerestaurant „Se7ven Oceans“ wird seinen Standort mit Blick auf die Binnenalster behalten. Außerdem wird Pizza Hut eine Filiale eröffnen, auch ein Gastrokonzept mit „moderner deutscher Küche ist ein potenzieller Mieter“, sagt Wulff. Das Design hat ECE-Architekt Ingo Schulze entwickelt: „Für das passende Ambiente und die richtige Wohlfühlatmosphäre haben wir warme Farben ausgewählt, dazu raffinierte Accessoires und viele Gestaltungsdetails, die an europäische Metropolen wie London, Paris, Madrid oder Kopenhagen erinnern.“ Weitere zwei Millionen Euro wird die Allianz als Eigentümer der Immobilie in die Modernisierung des Shopping-Centers investieren: Es soll ein neues Lichtkonzept geben und Sitzlandschaften zum Verweilen: „Um den Besuchern eine bessere Orientierung zu ermöglichen, erhält jede der fünf Etagen eine eigene farbliche und grafische Kennung“, sagt Centermanager Löwe.
Es gibt noch weitere Einkaufspassagen wie das Hanse-Viertel und die neu eröffnete Perle Hamburg an der Spitalerstraße, die auch vor allem auf Gastronomie setzen. Allein in der einstigen Landesbank-Galerie gibt es heute 17 Gastronomiebetriebe: „Es ist ein Trend, dass auch Einkaufspassagen auf Gastronomie setzen. Vor allem in der Innenstadt hat das ein großes Potenzial. Denn hier arbeiten viele Menschen, und die wollen in der Mittagspause gut, günstig und schnell essen“, sagt Peter Maßmann von der Martens Maßmann Centermanagement GmbH, der die Perle entwickelt hat. Erst vor wenigen Tagen hat dort ein Berliner Gastronom sein Restaurant „Klässig´s Fisch&Meeresfrüchtespezialitäten“ eröffnet.
Außerdem baut Unibail-Rodamco in der HafenCity im südlichen Übersseequartier bis 2021 ein Einkaufsquartier mit rund 80.500 Quadratmetern Verkaufsfläche. Dort sind zudem 8.000 Quadratmeter allein für Gastronomie geplant (Seite 14). Dieser Konkurrenz ist sich auch Holger Hosang, Leiter der Immobilienverwaltung bei der Allianz Real Estate Deutschland GmbH, bewusst.
Mit der Neugestaltung werde die Europa Passage auch in Zukunft „ein attraktiver Magnet für die Kunden“ in der Hamburger Innenstadt sein. Mit der jetzt beginnenden Umgestaltung würden die Weichen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Centers gestellt. Hosang sagt über den Stellenwert des Objektes für die Allianz: „Die Europa Passage in Hamburg ist unser Einzelhandsflaggschiff in Deutschland.“
Die Passage hat eine Fläche von 30.000 Quadratmetern. Derzeit sind dort 120 Geschäfte. Pro Tag besuchen rund 53.000 Menschen das Einkaufszentrum an der Binnenalster.