Hamburg. Die Werke sind unter dem Titel “Die Traumgalerie“ in der Rindermarkthalle zu sehen. Die Idee stammt aus New York.
In seiner Jugend saß Christian in Rumänien im Gefängnis. Damals träumte er, dass seine verstorbene Mutter einen blonden Mann ins Totenreich abholen würde. Kurze Zeit später wurde er aus dem Gefängnis entlassen – und sein blonder Lieblingsonkel starb.
„Den Traum werde ich wohl nie vergessen“, sagt der heute 47-Jährige. Der ehemalige Obdachlose ist einer von fünf Verkäufern des Straßenmagazins Hinz&Kunzt, deren Träume Hamburger Künstler in Bildern festgehalten haben. Seit Donnerstag sind die Werke unter dem Titel „Die Traumgalerie“ in der Rindermarkthalle zu sehen. Bis Ende März werden dort wechselnde Werke zum Thema „Was träumst du?“ präsentiert. Für Preise zwischen 700 und 3600 Euro können die Bilder erworben werden. Der Erlös geht je zur Hälfte an Hinz&Kunzt und die Künstler.
Christians Traum hat der Hamburger Künstler Uli Pforr umgesetzt, der sein Atelier auf der Veddel hat. Trotz des düsteren Themas hat er mit leuchtenden Farben gearbeitet. Ein knallbuntes, surreales Bild ist entstanden. Das Markenzeichen des Malers. „Ich mag Kontraste“, sagt der 38-Jährige.
Die Idee zu der Pop-Up-Ausstellung hatte Lars Meier, Geschäftsführer der Hamburger Agentur Gute Leude Fabrik. Auf einer Reise nach New York ließ sich der PR-Manager im Stadtteil Soho von einer ähnlichen Galerie inspirieren, in der Träume von Obdachlosen zu sehen waren. „ Ich wollte die Idee unbedingt auch in Hamburg umsetzen“, so Meier. Birgit Müller, Chefredakteurin von Hinz&Kunzt, war von dem Projekt sofort begeistert. „Träumen ist etwas, das wir alle teilen. Egal, wie arm oder reich wir sind“, sagt sie. „Anhand der Bilder würde niemand erkennen, dass ehemalige obdach- oder wohnungslose Menschen diese Träume hatten.“
Auch der 43 Jahre alte Marcel hat seinen Traum erzählt. Als Kind träumte er, er sei von einem Dreimeterbrett in ein Schwimmbecken gesprungen und nur seine Seele sei wieder aufgetaucht. Marcel lebte damals in einem Heim. „Ich habe von oben auf meinen Körper im Wasser geschaut. Für mich war dieser Traum sehr befreiend“, sagt er. Sechseinhalb Jahre lang lebte Marci, wie ihn alle nannten, auf der Straße. Inzwischen ist er fest im Vertrieb von Hinz&Kunzt angestellt, lebt in der Altstadt und will bald heiraten. Er ist begeistert, wie Künstler Felix Eckardt seinen Traum in Farbe festgehalten hat. „In echt war ich damals nur etwas dicker“, sagt Marcel und lacht.
Von Februar an kommen dann neue Träume zur „Traumgalerie“ hinzu. Diese haben die Träumenden selbst gemalt. Unter ihnen sind Schauspieler, Politiker, Sportler und weitere Gesichter der Stadt. Die Einnahmen aus dem Bilderverkauf kommen dann vollständig Hinz&Kunzt zugute. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.