St. Pauli. Die Dragqueen hat sich ihre Beine verkürzen lassen – um sechs Zentimeter
Lange Beine – davon träumen vor allem viele Frauen. Für Olivia Jones war es irgendwann nur noch ein Albtraum. Weil sie seit Jahren über ständige Rückenschmerzen klagte, hat sie sich nun unters Messer gelegt. Wie die ursprünglich 2,07 Meter große Dragqueen am Montag mitteilte, habe sie sich ihre Beine bereits vor vier Wochen um sechs Zentimeter verkürzen lassen. „Ich war es leid, in der Olivia Jones Bar mit meiner Perücke immer die Decke zu schrubben, passte in kein normales Bett, in keinen normalen Flugsitz, hatte bei Selfies eine Körperhaltung wie eine Giraffe am Trinkloch und ständige Schmerzen wegen meiner unterschiedlich langen Beine und der schrägen Hüfte“, so die Hamburger Dragqueen. „Zwei Jahre habe ich überlegt und dann zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und beide Stelzen kürzen lassen.“
Durchgeführt wurde der Eingriff in der renommierten Spezialpraxis Betz Institute in Neunkirchen im Saarland. „Eine solche Beinverkürzung ist sehr selten“, sagte Yvonne Betz vom gleichnamigen Institut dem Abendblatt. „Wesentlich häufiger wollen die Patienten größer werden. Auf 100 Beinverlängerungen kommen ein bis zwei Verkürzungen jährlich.“
Bei einem solchen Eingriff dringe man mit einer Innensäge von oben in den Oberschenkelknochen ein und durchtrenne diesen an zwei Stellen, erläuterte Betz. Anschließend werde das lose Knochenstück durch einen kleinen äußeren Zugang entfernt. „Um den Knochen zu stabilisieren, werden sogenannte Marknägel implantiert und die zwei Knochenenden so zusammengeführt.“ Ein solcher Eingriff dauert laut Betz für beide Oberschenkel rund drei bis vier Stunden.
Die Kosten für eine solche Operation liegen bei rund 17.000 Euro aufwärts. Bei medizinischen Gründen, wie einem Beckenschiefstand, übernimmt die Krankenkasse die Kosten.
Bis Olivia Jones wieder persönlich ihre Führungen über die Reeperbahn machen kann, wird es noch einige Zeit dauern. Der vollständige Heilungsprozess brauche etwa vier bis sechs Monate, so Yvonne Betz. Laufen könne man jedoch vom ersten Tag an – wenn auch auf Krücken. Auch Olivia Jones legt bereits kürzere Strecken auf Krücken zurück. „Für längere nehme ich noch den Rollstuhl. Die Knochen kann ich dank der modernen Medizin schon voll belasten, bin aber noch etwas wackelig auf den Beinen, weil sich die Muskeln erst mal an die kürzeren Beine gewöhnen müssen.“ Bis zum Saisonstart ihrer Kult-Kieztouren im Februar wolle sie aber wieder auf den Beinen sein.