Winterhude. Laut Finanzbehörde ist der Preis „immobilienwirtschaftlich nicht vertretbar“. Projekt „Kunterbunker“ in Gefahr

Der Name ist ebenso ungewöhnlich wie das Projekt selbst. „Kunterbunker“ nennt die Initiative „Wir sind Winterhude“ (WsW) ihr Vorhaben, in einem Hochbunker am Kuhnsweg bezahlbare Wohnungen, Kultur- und Sozialräume zu schaffen (wir berichteten). Nun machte die Initiative auf originelle Weise auch Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) auf ihren Plan aufmerksam: Beim Neujahrsempfang im Rathaus überreichte WsW-Mitglied Ellen Bleckmann ihm eine extra angefertigte Schokoladentorte mit einem Bild des Bunkers. Auch einen Brief drückte sie ihm in die Hand. Darin wird das Oberhaupt der Stadt, die das Vorkaufsrecht für den Bunker besitzt, gebeten, sich für das Projekt einzusetzen.

Dessen Realisierung ist offenbar durch die Preisvorstellung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) akut gefährdet. Nach Abendblatt-Informationen verlangt sie für den Bunker am Kuhnsweg knapp drei Millionen Euro – weit mehr als das Doppelte von dem, was für vergleichbare Gebäude an Forsmannstraße und Poßmoorweg (beide sind abgerissen worden) gezahlt wurde. Karin Haas, Fraktionsvorsitzende der Linken in Hamburg-Nord, kritisiert den geforderten Kaufpreis als „unverschämt hoch“. „Der Bund trägt hier aktiv zur Immobilienpreissteigerung bei und verhindert den Bau von bezahlbarem Wohnraum.“ Geförderter oder genossenschaftlicher Wohnungsbau ließe sich nur bei einem Kaufpreis von maximal 600.000 bis 800.000 Euro realisieren.

„Die Stadt kann das Vorkaufsrecht nur ausüben, wenn der von der BIMA geforderte Preis immobilienwirtschaftlich vertretbar ist. Dies ist derzeit nicht der Fall“, sagt eine Sprecherin der Finanzbehörde. Die BImA bestreitet, einen Kaufpreis genannt zu haben. Vielmehr habe die Stadt Hamburg die Frage der BImA, ob sie den Bunker Kuhnsweg für Zwecke des sozialen Wohnungsbaus erwerben möchte, noch gar nicht beantwortet.

Die Initiative befürchtet nun, dass die BImA den Bunker am Kuhnsweg auf dem freien Markt anbietet – und ein weiteres Grundstück in Winterhude mit Luxuswohnungen bebaut wird. „Mit ,Kunterbunker’ wollen wir in unserem von Bunkerabrissen und Gentrifizierung geprägten Stadtteil ein Gegengewicht setzen“, sagt WsW-Sprecher Hartmut Ring. Unterstützt wird das Projekt bereits von der Bezirksversammlung Hamburg-Nord, dem Goldbekhaus, dem Quartiersentwicklungsprojekt Q8 und der Bodelschwingh-Stiftung. Seit der Tortenübergabe setzt die Initiative auch auf Bürgermeister Scholz. Gleichzeitig sucht sie nach Mäzenen und will ein detailliertes Finanzierungskonzept erarbeiten.