Hamburg. Hamburgs beste Handwerker: Goldschmiedin Sonia Maaß belegte mit einem Collier den zweiten Platz im Bundeswettbewerb.

Das Schmuckstück trägt sie um den Hals. Ein Collier mit einem Mittelteil aus Weiß- und Gelbgold und einem Topas in der Mitte. Sonia Maaß wurde damit zweitbeste Goldschmiedin im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks für Auszubildende. „Ich bin selbst überrascht, dass das Schmuckstück so gut angekommen ist“, sagt die 22-Jährige. Andere überlegen in diesem Alter noch, welchen beruflichen Weg sie einschlagen wollen. Sonia Maaß aber gönnt sich keine Pause, sie absolviert jetzt schon die Meisterausbildung.

Mit einem ausgezeichneten Abitur hatte Maaß alle Möglichkeiten. Sie überlegte, Dramaturgie oder Germanistik zu studieren. Doch Schmuckgestaltung hat sie schon immer fasziniert. „Aus Silber- und Kupferdraht habe ich schon als Jugendliche Ohrhänger gefertigt. Ich wollte Schmuckdesign an der Hochschule Pforzheim studieren.“ Doch dazu war ein Praktikum notwendig.

Bei der Schmuckherstellung kommt es auf Zehntel Millimeter an

So kam sie zu Goldschmied Jens Buddenberg, der sein Fachgeschäft und die Werkstatt an der Lübecker Straße hat. Er erkannte schnell die Begabung seiner Praktikantin und bot ihr einen Ausbildungsplatz an. Schon bei der ersten Aufgabe überraschte sie ihren Lehrmeister. „Ich sollte Messingteile aussägen. Als Vorlage diente eine Zeichnung“, sagt Maaß. Hier zeigte sie bereits, wie genau und präzise sie arbeiten kann.

Bei der Schmuckherstellung kommt es auf Zehntel Millimeter an. Maaß fand schnell Interesse an der filigranen Arbeit, wollte immer neue Techniken kennenlernen – und begann eine Ausbildung zur Goldschmiedin. „Es war die richtige Entscheidung, sie hat viel Talent“, sagt Buddenberg, der den Betrieb 1995 von seinem Vater übernahm und den Fokus auf individuell gefertigten Schmuck legt.

In ihrem Gesellenstück ist alles vereint, was Maaß an der Goldschmiedekunst fasziniert: die Arbeit mit verschiedenen Edelmetallen und Edelsteinen, ein ausgeklügelter Mechanismus und sehr viel filigrane Arbeit. „Auch die kleinen Schräubchen habe ich selbst gefertigt“, sagt sie. Ebenso kleine Federn, die einen Aufklapp-Mechanismus steuern. Eine Woche hatte sie für das Stück Zeit, das hohen ästhetischen und technischen Anspruch haben musste.

Beste Hamburger Goldschmied-Auszubildende

„Ich habe das Schmuckstück mit allen technischen Raffinessen selbst entworfen.“ Eine brillante Idee wurde zum unverwechselbaren Einzelstück. Die Flügel aus Gelbgold sind mit kleinen Brillanten besetzt und lassen sich einklappen. „Dann wirkt das Collier dezenter“, sagt Maaß. Nur das Mittelteil aus Weißgold und der Topas sind dann zu sehen. „Wenn man die Fassung mit dem Topas nach unten drückt, öffnen sich kleine Bolzen und die erweiterten Seitenteile klappen wieder aus“, beschreibt Maaß den Mechanismus. Dann sei das Collier der passende Schmuck für den großen Auftritt im Abendkleid. Dem Weißgold wird mit Hilfe von Silber, Chrom und Platinmetallen die eigentliche Goldfarbe entzogen. Der Goldgehalt kann bis zu 75 Prozent betragen.

Mit dem Collier als Gesellenstück qualifizierte Sonia Maaß sich als beste Hamburger Goldschmied-Auszubildende für den Bundeswettbewerb. Anders als in anderen Gewerken musste dort keine neue Arbeit angefertigt werden. In die Wertung ging das Gesellenstück ein.

Goldschmied Jens Buddenberg bildet regelmäßig aus. „Das Interesse an dem Beruf ist groß“, sagt er. „Man braucht für den Beruf ein hohes Maß an Ruhe, Geduld und Gelassenheit sowie Kreativität, eine gute Feinmotorik und technisches Verständnis.“ Die Nachfrage nach individuell gestaltetem Schmuck ist groß. Der steigende Goldpreis hat die Kauflust nicht gebremst, die längst nicht mehr auf die Weihnachtszeit beschränkt ist. „Wir machen zwar im November und Dezember einen überdurchschnittlichen Umsatz, aber der Stellenwert des Jahresendgeschäfts ist nicht mehr so wie vor 20 oder 30 Jahren.

Nur recyceltes Gold wird verarbeitet

"Jetzt gönnt man sich das ganze Jahr über mal ein schönes Schmuckstück“, sagt Buddenberg. Er verarbeitet nur recyceltes Gold in seiner Werkstatt. „Die Kunden fragen immer häufiger nach der Herkunft des Edelmetalls, weil das Bewusstsein für die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards beim Goldabbau gestiegen ist.“

Bei der Schmuckherstellung geht es ganz handwerklich zu. Traditionelle Werkzeuge sind Feile, Bohrer und Säge. Der Lötkolben aber wird immer häufiger durch das Laserschweißen ersetzt. Für Sonia Maaß ist ein Design-Studium jetzt nicht mehr so wichtig. „Es könnte nur eine Ergänzung sein, doch jetzt will ich erst einmal als Goldschmiedin arbeiten“, sagt sie. „Mir gefällt, dass ich immer wieder neue Dinge machen kann und dabei mit Menschen zu tun habe.“ Es erfülle sie, etwas herzustellen, das anderen Menschen Freude mache. Nach der Meisterschule könnte sie einen eigenen Betrieb führen. Doch so weit denkt Deutschlands zweitbeste Goldschmiedin noch nicht.