Hamburg. Nach ihrer US-Tour begeistert die Poplegende in Hamburg. Es gab auch eine Meditationspause und einen Heiratsantrag auf der Bühne.

Laut, wild, heftig - das Opening vom Nena-Konzert am Donnerstagabend im Mehr! Theater am Großmarkt in Hamburg erinnert an eine Stadionrockshow. Zehn Leute, inklusive der Sängerin selbst, hüpfen im roten Schummerlicht zum ersten Song „Genau jetzt“ über die Bühne. Wo Udo Lindenberg sein Panikorchester um sich schart, setzt die 56-Jährige auf eine Mischung aus Familienmitgliedern und befreundeten Musikern wie etwa Frank Ferrer, der seit 2006 auch Schlagzeuger bei der US-Rockband Guns N'Roses ist.

Die Sängerin wirkt gut überdreht

Auf einem Podest hinter der Band hat sich ihr sogenannter „Lichter-Chor“ aus 99 Fans positioniert, der zusätzlich für Stimmung sorgt. Vor der Bühne stehen Nenas Nachbarn aus Hamburg-Rahlstedt und Leute aus ihrer Neuen Schule, die sie begrüßt. „Habt ihr Bock auf den Abend, habt ihr Bock auf Singen, habt ihr Bock auf Tanzen?“, animiert Nena, die eigentlich Gabriele Susanne Kerner heißt, die etwa 3200 anwesenden Fans. Sie trägt eine schwarze Paillettenjacke mit neongrünen Applikationen zur dunklen Jeans und wirkt gut überdreht.

Tochter Larissa erinnert an die Nena von 1982

Mit auf der Bühne steht ihre 26-jährige Tochter Larissa Kerner, die von ihrer Mutter liebevoll „Lary“ genannt wird. Einen roten (Lack-)Minirock hat Lary an, was unweigerlich Assoziationen weckt an das Jahr 1982, als Nena im roten Leder-Mini mit „Nur geträumt“ Deutschland den Kopf verdrehte. Ihren Durchbruchs-Hit spielt die Popikone dann auch recht am Anfang. Als sie und ihr Sprössling sich dabei antanzen, wirkt das in etwa so, als würde Nena ihrem jüngeren Ich begegnen.

Alte Songs in aufgepeppten Versionen

So manchem Fan im Publikum geht es da wohl nicht viel anders: Frauen Mitte 40 tanzen ekstatisch und schwelgen in den Erinnerungen an ihre Jugend. Ein bloßer Nostalgie-Act will Nena aber nicht sein. Sie spielt ihre größten Hits schon lange nicht mehr in den Versionen von damals und peppt diese immer wieder mit anderen Textzeilen und Songfragmenten auf. Sowieso zeigt Nena an diesem Abend, dass sie von Rock bis Rap die ganze Palette abdecken kann und zu Recht einer der wenigen deutschen Weltstars der populären Musik ist.

Rappen mit Samy Deluxe

Als der Hamburger Hip-Hopper Samy Deluxe als Gaststar auf die Bühne kommt, mit dem sie schon ihr aktuelles Album „Oldschool“ aufgenommen hat, lässt sich die Achtziger-Legende zum Song „Fantasie“ noch mal zum Rappen hinreißen. Schon in der TV-Sendung „Sing meinen Song“ hatte Nena für ihr Raptalent viel Lob und Bewunderung geerntet. „In meinem Kopf herrscht Anarchie“, fegt es den Zuschauern nun um die Ohren. „Ich brauch jetzt eine kleine Verschnaufpause. Ich bin ja nicht mehr die Jüngste“, scherzt Nena - und das nicht nur einmal.

Weißer Konfettiregen zu "Leuchtturm"

Ihr zweiter Lieblingssänger nach Samy Deluxe sei Bob Dylan, erklärt sie. Mit der Akustikgitarre covert sie dessen Song „Blowin' In The Wind“ in deutscher Übersetzung. Als sie vor zweieinhalb Monaten und mehr als 30 Jahre nach dem weltweiten Erfolg von „99 Luftballons“ ihre ersten USA-Konzerte in San Francisco, Los Angeles und New York spielte, hatte sie sich diese Hommage an den amerikanischen Großmeister noch verkniffen. Dafür sorgte sie mit eigenen Hits wie „Leuchtturm“, zu dem es im Mehr! Theater weißes Konfetti regnet, für Begeisterung.

Ein Paar verspricht sich auf der Bühne die Ehe

Auch ihr Ausflug in die Neunziger mit dem elektronischen Titel „Oldschool Baby“, den sie gemeinsam mit Westbam aufnahm, kommt bei ihrem Heimspiel prima an. „Habt ihr Lust, mit mir eine Minute zusammen zu meditieren - für den Frieden in der Welt?“, fragt Nena. Das Licht geht aus, es herrscht Stille im Saal - ein sonderbarer Moment. Zu „99 Luftballons“, das in „Hey Jude“ von den Beatles mündet, dürfen dann aber wieder alle mitsingen. Ein schwarzer und ein weißer Luftballon mit dem Aufdruck „Love“ wirbeln über dem Publikum. Passend dazu verspricht sich am Ende von Nenas zweistündiger Show noch ein Pärchen auf der Bühne die Ehe.