HafenCity. Weder Scheichs noch reiche Russen – sondern vor allem Norddeutsche erwerben eine der 44 Immobilien in dem Konzerthaus. 20 von ihnen sind noch frei

Oft sind es die Frauen, die über eine wichtige Investition entscheiden. Vor allem bei Reisen zählt die weibliche Urteilskraft, ebenso bei Autos. Auch bei den Wohnungen in der Elbphilharmonie kommt ein Satz wie: „Schatz, gefällt mir, nehmen wir“ meist von den Frauen, weiß man bei Engel & Völkers. Der Hamburger Makler vermittelt die 44 Wohnungen in dem Konzerthaus. In der Mehrzahl der Fälle treffe die Ehefrau beim zweiten Besichtigungstermin die Entscheidung, sagt Philip Bonhoeffer, geschäftsführender Gesellschafter bei Engel & Völkers für den Bereich Hamburg.

Bei 20 Wohnungen könnten (weibliche wie männliche) Interessenten noch einmal zuschlagen, denn so viele Objekte sind in der Elbphilharmonie noch verfügbar. Zwischen zwei und zehn Millionen Euro kosten die Immobilien an Hamburgs spektakulärster Adresse. Die Größen variieren von 120 bis 400 Quadratmetern. Gerade bei den Penthouses ist bei der Nachfrage noch Luft nach oben: Von vier Objekten sind noch drei frei. Beliebt sei insbesondere die Westseite mit dem besonders schönen Ausblick, sagt Bonhoeffer.

Das Wohnen im teuersten Neubau des Nordens ist vor allem bei Menschen aus der Region beliebt. Die Hälfte der Käufer komme aus der Hansestadt oder dem Umland, sagte Bonhoeffer. „Hamburg ist im Ausland nicht so bekannt wie etwa Berlin“, weiß der Immobilienexperte. Mit Scheichs oder reichen Russen habe er daher auch nicht gerechnet. Immerhin gebe es einige internationale Interessenten, sagt der Wohnprofi. Diese kommen aber vor allem aus der Schweiz und Österreich. „Aber die weltweite Attraktivität der Stadt soll mit der Elbphilharmonie ja künftig steigen.“ Immerhin hat die Stadt nun ein strahlkräftiges Symbol, das auch bewohnbar ist. Schließlich kann man weder im Eiffelturm noch in der New Yorker Freiheitsstatue leben.

Dass sie künftig in einem neuen Wahrzeichen leben, spiele bei der jetzigen Käufer-Zielgruppe allerdings keine besondere Rolle. Die Kunden kämen aus der Wirtschaft, seien oft Mittelständler aus kleineren Städten, keine Promis. Gerade eine ältere Klientel finde aber Gefallen daran, dass im Haus alles vorhanden ist: Mit dem The Westin ein Hotel für etwaige Gäste, ein Restaurant und Konzerte, die man besuchen kann, ohne dass man einen Fuß vor die Tür setzen muss. Man wird sich lediglich auf die Fahrstühle verlassen müssen, die zuletzt kurzzeitig ausfielen, während gleichzeitig die Notfalltüren zum Treppenhaus versperrt waren. Trotz dieser Kinderkrankheiten der Elbphilharmonie hat vor wenigen Tagen jedenfalls ein 84-Jähriger den Kaufvertrag für eine Wohnung unterschrieben.

Die meisten Investoren nutzen ihr Eigentum selber. Oft als Zweit- oder Drittwohnsitz. Eine Vermietung mit Blick auf die zu erzielenden Einnahmen spiele kaum eine Rolle, sagt Bonhoeffer. Einige Käufer spekulierten allerdings auf einen Wertzuwachs, der sich durch das einzigartige Eigentum ergeben könnte, quasi als „Wahrzeichenbonus“.

Wie vermarktet Engel & Völkers die exklusiven Objekte? Auf den bekannten Immobilienseiten im Internet sind die Wohnungen nicht zu finden. Der Makler setzt eher auf sein internationales Netzwerk mit gut 500 Shops. Auch im eigenen Immobilienmagazin, das weltweit Objekte in Spitzenlagen zeigt, von Kitzbühel bis zur Côte d’Azur, wurden die Wohnungen ausführlich angepriesen. In den vergangenen Tagen hat das Engel & Völkers-Team zudem regelmäßig ausländische Journalisten durch die Musterwohnung geführt. Financial Times, Centurion oder die New York Times berichteten bereits über die Luxusunterkünfte.

Die Medien-Vertreter aus aller Welt durften die Aussicht auf den Hafen bewundern und die Optionen für die Marmorausstattung des Bades begutachten. Sie konnten überlegen, ob sie eine Sauna einbauen lassen und wie sie die Loggia nutzen würden. Dazu waren oft Sterne-Köche aus Hamburg eingeladen, die in der Küche mit Blick auf die Landungsbrücken Leckeres brutzelten.

Auch die Bewohner können sich auf einige Sonderbehandlungen freuen: Inklusive für die Eigentümer sind eine eigene, abgeschlossene Tiefgarage, ein separater Zugang zur Plaza und Vergünstigungen für den Wellness-Bereich des Hotels The Westin. Allein Karten für Konzerte müssen die Wohnungsbesitzer kaufen wie jeder andere auch.