Neustadt. Der Verlag („Stern“) hat sich für Neubau am Lohsepark entschieden. Stadt kauft das Gebäude am Baumwall

Die Entscheidung ist gefallen: Der Medienkonzern Gruner + Jahr (G+J) wird in das Quartier Am Lohsepark in der HafenCity umziehen und dort einen Neubau für rund 2000 Mitarbeiter errichten lassen: „Wir haben in der HafenCity den besten Standort für unseren Verlag gefunden. Gruner + Jahr wird vielfältiger und digitaler und will zugleich der innovativste Magazinmacher des Landes sein“, sagte Julia Jäkel, Vorsitzende der G+J-Geschäftsführung, dem Abendblatt.

Die Stadt hat den heutigen Unternehmenssitz am Baumwall gekauft. Bereits am Mittwoch war Notartermin. Das Gebäude soll laut einer Mitteilung des Senats für „städtische Büronutzung“ verwendet werden. Über den Kaufpreis, der erst bei der Übernahme der Immobilie fällig wird, wurde Stillschweigen vereinbart. Dieser dürfte bei mehr als 130 Millionen Euro liegen.

Der Plan: 2021 ist der Umzug vom heutigen Hauptsitz am Baumwall an die neue Adresse Am Hannoverschen Bahnhof geplant. Baubeginn soll Ende 2018/Anfang 2019 sein, zuvor wird es einen Architektenwettbewerb geben: „Wir wollen ein modernes Gebäude haben, das das Miteinander fördert und den neuesten technischen Standard erfüllt. Ein Gebäude, in dem man spürt, was G+J ist. Innovation, Kreativität, aber eben auch Herzlichkeit und Wärme“, sagte Jäkel.

Im Erdgeschoss soll es auch eine öffentliche Nutzung geben: „Wir stellen uns ein einladendes, kreatives Haus vor“, so Jäkel. Dort könnten auch „die Marken erlebbar werden“. Auch die Lage am Park direkt im Grünen sei ein Argument für das Quartier Am Lohsepark gewesen.

Nun wird ein Investor gesucht, der das neue Verlagsgebäude baut: „Mit dem Umzug in die HafenCity bestätigen wir, was Gruner + Jahr und die Hansestadt seit mehr als einem halben Jahrhundert verbindet. Hamburg ist die natürliche Heimat für uns als Verlag, der auf hochwertigen Journalismus setzt“, sagte Jäkel. Für das Gebäude Am Lohsepark solle dann ein Mietvertrag über zwölf Jahre abgeschlossen werden, so die G+J-Chefin. Es sollen dort mindestens 36.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen.

Die freie Fläche gehört noch der städtischen HafenCity GmbH. Zunächst soll die sogenannte Anhandgabe des Areals an den Medienkonzern erfolgen. Die Kommission für Bodenordnung (KfB) muss noch zustimmen. Seit etwa drei Jahren gab es Planungen für den Umzug des Medienkonzerns, der am Baumwall zurzeit rund 2000 Mitarbeiter beschäftigt und seit 2013 von Julia Jäkel geführt wird. Immer wieder gab es Spekulationen über einen neuen Standort. Es wurde sogar Norderstedt ins }Spiel gebracht: Das sei aber wirklich nur ein Gerücht gewesen, sagte Jäkel zurückblickend.

Der Umzug sei notwendig, weil das Gebäude am Baumwall angesichts der Veränderung des Verlags nicht mehr zeitgemäß sei. Das Abendblatt hatte schon im Sommer über die Fokussierung auf den Lohsepark berichtet, in der unmittelbaren Nachbarschaft sitzen auch das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ und das Hamburger Landesstudio des ZDF.

Die Mitarbeiter von G+J wurden auf einer Versammlung am Donnerstag über die Entscheidung für die HafenCity informiert. Auch darüber, dass die Stadt den 1990 bezogenen Gebäudekomplex von G+J erwirbt. Über diese Planungen hatte das Abendblatt ebenfalls bereits berichtet.

Der SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf begrüßt die Entscheidung für den Ankauf: „Dass die Stadt sich das Gruner + Jahr-Gebäude am Baumwall sichert, ist ein gute Investition in die Zukunft. Denn diese Immobilie in erstklassiger Lage bietet ideale Möglichkeiten, um dort städtische Behörden unterzubringen“, sagte Kienscherf. Da das Gebäude erst 2021 frei werde, habe die Stadt noch genügend Zeit, um sich auf eine Nutzung festzulegen.

Das sieht CDU-Haushaltsexperte Thilo Kleibauer anders: „Der Senat muss klar sagen, für welche Nutzungen er das Verlagsgebäude am Baumwall erworben hat. Sonst entsteht der Eindruck, dass sich Rot-Grün die Immobilienstrategie beim Monopoly-Spiel abgeschaut hat und 30 Jahre alte Büro­gebäude auf Vorrat ankauft.“ Hinter vorgehaltener Hand ist nach Abendblatt-Informationen von einer „universitären Nutzung“ die Rede.

Bevor aber überhaupt eine städtische Büronutzung möglich ist, rechnet der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) mit einer „zwe-i bis dreijährigen Umbau- und energetischen Sanierungsphase.“