Hamburg. Geschäftlich hatte der Hamburger Reiseunternehmer bereits massive Probleme. Nun verfügt er auch persönlich kaum noch über Vermögen.

Der Hamburger Reiseunternehmer Vural Öger hat ein Jahr nach dem Zusammenbruch seiner Firmen nun auch Privatinsolvenz angemeldet. Das Amtsgericht München eröffnete am Dienstag das Insolvenzverfahren, teilte die Behörde mit. Der Eintrag findet sich in der Insolvenzrolle unter der Nummer 1542 IN 2272/16.

Die Isbank in Frankfurt, eine der Gläubigerinnen des Geschäftsmanns, hatte demnach das Verfahren beantragt. „Herr Öger verfügt nach meinen Erkenntnissen über keine nennenswerten Vermögenswerte mehr“, erklärte sein Insolvenzverwalter Matthias Hofmann.

Vural Öger bestätigte dem Abendblatt die Privatinsolvenz. „Das Verfahren läuft“, sagt er am Dienstagabend. Zu den Hintergründen und Folgen wollte er sich nicht näher äußern. „Ich möchte darüber nicht mehr sprechen.“ Sein Hamburger Anwalt war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Erst transportierte er Gastarbeiter

Der Unternehmer war zuletzt in der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ aufgetreten und damit einem größeren Publikum bekannt geworden. Der Zenit seiner unternehmerischen Karriere lag da bereits hinter ihm. Öger war in den 1960er-Jahren als Student aus seiner Geburtsstadt Ankara nach Deutschland gekommen und hatte mit dem Aufbau eines Reiseunternehmens begonnen.

Erst transportierte der Sohn eines Generals und Einser-Abiturient Millionen Gastarbeiter in Chartermaschinen, später Touristen zu eigenen Hotels. 1982 hatte Öger sein Unternehmen Öger Tours in Hamburg gegründet. Von 2004 bis 2009 gehörte der studierte Diplom-Ingenieur für die SPD dem Europäischen Parlament an. 2010 verkaufte Öger sein Reiseunternehmen für 30 Millionen Euro an den Konkurrenten Thomas Cook.

Einige Jahre später stieg der Selfmade-Man erneut in den Markt ein. Er gründete die V.Ö. Travel, erlitt jedoch bereits Ende 2015 Schiffbruch. Er meldete Insolvenz an. Zu der insolventen Gesellschaft zählten eine Veranstaltungsagentur, eine Hotelkette sowie ein Flugveranstalter. Zu Ögers Gläubigern gehören neben der Isbank in Frankfurt die Fluggesellschaft SunExpress, ein Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines, und der Insolvenzverwalter der ebenfalls insolventen Gesellschaft Fly Türk.

„Bürgschaft zu geben war ein Fehler“

Danach ging es Schlag auf Schlag: Auf Antrag von SunExpress hatte das Landgericht Frankfurt im Mai 2016 zur Sicherung eines Anspruchs aus einer selbstschuldnerischen Bürgschaft in Höhe von 17 Millionen Euro einen Arrestbefehl gegen Öger erlassen. Die Antragsteller hätten glaubhaft gemacht, dass Öger zahlreiche Immobilien und Unternehmensanteile unter Wert veräußert habe, hieß es. Der Arrestbefehl hat zur Folge, dass der Schuldner gezwungen wird, eine eidesstattliche Versicherung abzugeben.

Öger muss damit offenbaren, über welche Vermögenswerte er noch verfügt, zudem wird er für drei Jahre beim zuständigen Amtsgericht im Schuldnerverzeichnis geführt. Um die Aussage zu erzwingen, könnte Öger auch in Beugehaft genommen werden, für maximal sechs Monate.

Bei seinem letzten großen öffentlichen Auftritt im Juli in Hamburg hatte Öger gesagt: „Die Bürgschaft zu geben war ein Fehler.“ Schon damals war klar: Nur wenn sein Vermögen ausreicht, um die Millionenforderungen von SunExpress zu decken, kommt er um eine persönliche Pleite herum.

„Insolvenz gilt in Deutschland als Makel"

„Nach dem Zusammenbruch seiner Unternehmensgruppe in Deutschland und der Türkei Ende 2015 und Anfang des Jahres 2016 sieht sich Vural Öger insbesondere aus übernommenen Bürgschaften persönlichen Schulden in erheblicher Höhe ausgesetzt“, heißt es in der Mitteilung des Insolvenzverwalters. Einige Zahlungen, die Öger bereits geleistet habe, wird der Insolvenzverwalter möglicherweise zurückfordern, um alle Gläubiger gleich zu behandeln. Mit wie viel Geld die Gläubiger noch rechnen können, ist nach Aussage des Insolvenzverwalters unklar.

Der Reiseunternehmer und frühere Millionär, der drei Kinder aus zwei Ehen hat, hatte in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt noch kürzlich gesagt: „Eine Insolvenz gilt in Deutschland immer als Makel. Aber Erfolg und Misserfolg, Chance und Risiko gehören in der Wirtschaft zusammen. Ich hoffe als Unternehmer nicht auf diesen Versuch, auf dieses letzte Scheitern reduziert zu werden.“