Eimsbüttel. Susanne Gröhnke und Telsche Braren feiern mit ihrem Label HELLO Jubiläum – auch Ina Müller und Caren Miosga lieben ihre Entwürfe
Als Susanne Gröhnke und Telsche Braren sich kennenlernten, hatten sie wenig gemeinsam. Die eine aus Hannover, eine Zugezogene, die andere eine waschechte Hanseatin. Die eine hatte zuvor wilde Bühnenkostüme für die Musikband „Boney M.“ geschneidert, die andere hatte alte Pelzmäntel recycelt und über die etablierte Hamburger Designerin Petra Teufel vertrieben. Gröhnke hatte an der HAW in der Armgartstraße Modedesign studiert, Braren an der privaten JAK – allein das waren schon Gegensätze, die Welten bedeuten können.
Was also brachte die beiden vor 20 Jahren zusammen? „Es waren das Design und das Gefühl“, beschreibt Telsche Braren (46) ihre Begegnung am Küchentisch, die von gemeinsamen Freunden eingefädelt worden war. Beide Designerinnen hatten damals ein kleines Kind und einen dringlichen Wunsch: „Nicht zu Hause im stillen Kämmerlein zu nähen, sondern einen professionellen Laden zu haben und Hamburg mit neuem Design zu bereichern“, ergänzt Susanne Gröhnke (53).
Der Laden am Weidenstieg war schnell gefunden, und so firmierten die neu gefundenen Partnerinnen künftig unter HELLO – „das klingt einfach fröhlich und offen“, findet Gröhnke auch heute noch. Aus den Geschäftspartnerinnen sind mittlerweile gute Freundinnen geworden. Und aus dem kleinen Modelabel, das sich zu Beginn auf 20 Quadratmetern präsentierte, ist ein Hamburger Klassiker mit über 1500 Stammkundinnen und einem zweiten Geschäft in Ottensen geworden.
Zu ihrem Jubiläum lassen es die Designerinnen krachen: An diesem Sonnabend ab 20 Uhr wird es eine große Party im Laden an der Bahrenfelder Straße 133 mit Musik von Darlin’ Disco und einer „Limited Edition“ geben. Unter den 15 Teilen sind ein Rock und ein Kleid mit einem Fotodruck, der auch schon in der ersten Kollektion von 1996 ein Hingucker war. Außerdem gibt es ihren klassischen Nadelstreifenanzug, aber in knalligem Pink, daneben schwarze Spitze, ein goldenes Kaftankleid. Als Dankeschön an ihre Fans gibt es den ganzen Tag über 20 Prozent Rabatt auf die Casual- und Abend-Kollektion.
Die Kundinnen erkennen sich oft gegenseitig am puren und eleganten HELLO-Stil, der sich an der schmalen, figürlichen Linie einer Jil Sander orientiert, aber doch mit raffinierten, wiedererkennbaren Details versehen ist. Mal ist es ein kleiner funkelnder Stein am Ausschnitt, mal ein verspielter Verschluss am Hosenbein oder eben eine besondere Farbe.
2015 etwa trafen Katharina Fegebank und Moderatorin Julia-Niharika Sen in ähnlichen Kleidern beim Ball der Universität aufeinander – und nahmen es locker. „Na, auch im Lieblingskleid hier?“, soll Hamburgs Zweite Bürgermeisterin lächelnd gesagt haben, als beide neben dem Uni-Präsident Dieter Lenzen auf der Bühne standen.
Scheinwerferlicht sehen „Emma“, „Tippi“ und „Kate“, so die Namen einiger Entwürfe, übrigens ziemlich oft. Die Mode der Eimsbüttlerinnen kommt besonders gut bei Fernsehmoderatorinnen, Schauspielerinnen und Politikerinnen wie Britta Ernst, Anja Reschke, Inka Schneider, Caren Miosga und Marie Bäumer an.
Für Furore sorgte ein Auftritt von Ina Müller (in einem schwarzen Nadelstreifen-Anzug von HELLO) und Barbara Schöneberger: Bei der Echo-Verleihung 2012 gaben sich die Sängerin und die Moderatorin einen innigen Kuss. Aktuell lässt Ina Müller am Weidenstieg ihre neuen Bühnenoutfits anfertigen. Dass Prominente ihre Mode tragen, darum machen die Kreativen nicht viel Wind. Wie mit vielen Stammkundinnen sind sie auch mit Julia-Niharika Sen beispielsweise lange befreundet. „Ohnehin haben wir das Glück, durch unsere Arbeit ganz tolle Frauen kennenzulernen“, sagt Susanne Gröhnke. „Wir lieben unsere Hamburgerinnen und wollen auf keinen Fall weg aus der Stadt.“ Fragt man die beiden nach dem Geheimnis ihres Erfolgs – 20 Jahre im hart umkämpften Einzelhandel sprechen für sich –, sagen sie, dass sie ihre Nische gefunden hätten. „Wir machen Mode für Frauen, die im Job gut aussehen wollen und die es zu schätzen wissen, dass unsere Kleider und Mäntel aus hochwertiger, langlebiger Qualität sind und fair produziert werden.“
Mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung gehören die HELLO-Damen zu einer Generation von Gründern, die Mitte der Neunzigerjahre den Schritt in die Selbstständigkeit wagten und sich ein gut gehendes Geschäft aufbauten. Dazu gehören ebenso Harm Jopp Jerseys (ehemals FKK), Garment, Sium, DFM und Katharina Hovmann. Gemeinsam mit dem designxport in der HafenCity wird gerade an einer großen Schau für das kommende Jahr gearbeitet, die dieser Leistung Tribut zollen soll. Unabhängig davon wünscht sich Susanne Gröhnke mal wieder eine richtig schöne Modenschau wie in den Deichtorhallen, in der Handelskammer oder im Stilwerk, wo Mode regelmäßig auf dem Laufsteg gezeigt wurde.
Wenn Gröhnke einen Wunsch zu ihrem Firmenjubiläum hat, dann den, „dass Hamburg ein bisschen mehr für sein kreatives Gewerbe tut. Immerhin tragen hiesige Labels und individuelle Geschäfte wesentlich dazu bei, dass eine Stadt attraktiv ist – für Bewohner wie Touristen.“