Hamburg. An der Adolph-Schönfelder Schule in Barmbek-Süd haben Lehrer, Schüler und Erzieher an einem besseren Ganztagsmodell getüftelt.

Es ist mucksmäuschenstill. Dabei sitzt die komplette 3a im Raum. Keiner spricht, keiner macht Quatsch. Philipp hat sich mit zwei Jungs auf den Teppich gefläzt, Mia sitzt auf ihrem Platz, und alle lesen „Gespensterjäger – auf eisigen Spuren“. Es ist Lernzeit in der 3a an der Adolph-Schönfelder Schule und dass diese so ruhig und entspannt verläuft, war nicht immer so. Aber mit der Einführung eines neuen Kooperationsmodells zwischen dem Unterricht am Vormittag und der Betreuung am Nachmittag ist nicht nur Ruhe in den Ganztag eingekehrt. Es ist eine neue, vielleicht bessere Art von Ganztagsschule, dem kooperativen Ganztag.

Schnittstelle zwischen Vor- und Nachmittag

Bis vor zwei Jahren war es an der Grundschule in Barmbek-Süd wie an vielen anderen Grundschulen im Ganztag: Bis 13 Uhr war Unterricht mit den Lehrern, und dann übernahmen die Erzieher. Eine Schnittstelle zwischen Lehrern und den Pädagogen am Nachmittag gab es ebenso wenig wie einen Übergang vom Vormittag in den Nachmittag. Die Leidtragenden waren die Kinder. Sie mussten Räume und Erzieher wechseln. Alles war ein wenig chaotisch, und dabei sollten sie doch in Ruhe ihre Aufgaben in der Lernzeit erledigen.

Klassenverband bleibt jetzt länger bestehen

Viele kamen damit nicht klar, so wie Mika, der mittlerweile neunjährige Sohn von Gesa Richardsen, der Elternratsvorsitzenden. „In seinem ersten Schuljahr gab es eine hohe Fluktuation unter den Erziehern, es war unruhig in der Lernzeit, das war für alle unbefriedigend“, sagt Gesa Richardsen. Die Lösung: eine Kooperationszeit von 12 bis 14 Uhr, die einen fließenden Übergang zwischen Schul- und Nachmittagszeit ermöglicht. Zwei Stunden, in denen Lehrer und Erzieher zusammenkommen und die Schüler nacheinander und zum Teil gemeinsam betreuen, immer im gewohnten Klassenraum ohne umständlichen Raumwechsel. In dieser Zeit essen die Schüler und erledigen ihre Aufgaben in der Lernzeit. Von 14 Uhr an beginnt für die Kinder dann der Nachmittag mit den freiwilligen Kursangeboten. Dabei bleibt der Klassenverband bis 16 Uhr den ganzen Tag bestehen.

Erzieher und Lehrer arbeiten auf Augenhöhe

Lehrer und Erzieher arbeiten nun mehr miteinander. „Uns ging es um das Kind. Lehrer und Erzieher haben einen unterschiedlichen Blick, aber wir alle haben das Kind im Fokus“, sagt Katja Bethge, die Leiterin des Nachmittags. Die Pädagogen arbeiten seit zwei Jahren als Tandem eng zusammen. Das Ergebnis: „Die Lernzeiten sind ruhiger und effektiver“, sagt Schulleiter Andreas Kemper. Und die Schüler sind entspannter, Eltern zufriedener, und die Erzieher fühlen sich gleichberechtigt.