Hamburg. An der Europaschule Gymnasium Hamm werden Migranten schon besonders gefördert. Wer das Zeug dazu hat, erlangt dort seine Hochschulreife.

Es ist häufig vom Potenzial der Migranten die Rede. Aber wie man das erkennen und ausbauen kann, ist nicht immer klar. An der Europaschule Gymnasium Hamm schon: Hier werden, und das ist in Hamburg einmalig, Flüchtlinge und Migranten nicht in erster Linie zum ersten Schulabschluss geführt, sondern in einer gymnasialen Vorbereitung zum Abitur. Mit Erfolg: Von den Abiturienten ist bis zu ein Drittel Ausländer.

Zunächst lernen sie Deutsch

So wie Abiturient Ahmad (20) aus Syrien, der vor vier Jahren nach Hamburg gekommen ist, ohne Deutsch sprechen zu können. In einer von sechs Internationalen Vorbereitungsklassen (kurz IVK) hat er mit 16 anderen jungen Menschen aus der Türkei, Syrien, Afghanistan und Russland ein Jahr lang neben Mathematik oder Gesellschaftskunde vor allem Deutsch gelernt, sodass er nach einem Jahr in eine Regelklasse wechseln konnte.

Die Schule nimmt nur talentierte Schüler

„Wir selektieren auch aus anderen IVK-Klassen diejenigen, die das Potential für das Abitur haben“, sagt Sabine Bühler-Otten, die IVK-Koordinatorin an der Schule. Während die meisten IVK-Klassen an anderen Schulen einmal im Jahr beginnen, starten hier nach den Sommerferien und im Februar Anfängerklassen, in der Aufbaustufe lernen die IVK-Schüler dann als geschlossene Klasse. Schulleiter Sven Kertelhein bezeichnet seine Schule als Keim- und Brutzelle für Dinge, die im Bereich der IVK-Klassen entstehen.

So gibt es am Gymnasium Hamm das deutsche Sprachdiplom, DSD 1, eine Deutschprüfung, die normalerweise an Auslandsschulen gemacht wird und an seiner und zwei weiteren Schulen mittlerweile Standard ist. Das Sprachdiplom überprüft Hörverstehen, Leseverstehen sowie mündliche und schriftliche Kommunikation.

Das Kollegium ist auf Migranten spezialisiert

14 Kollegen sind hier darauf spezialisiert, Deutsch als Zweitsprache (DaZ) zu lehren. Fort- und Weiterbildungen werden großgeschrieben – auch am Wochenende. Donnerstags kommt das DaZ-Team zum Austausch zusammen. „Die Integration der IVK-Schüler ist an unserer Schule zu einer gesamtschulischen und gesamtkollegialen Herausforderung geworden“, sagt Sven Kertelhein. Wenn der Schulleiter über die Schüler aus den IVK-Klassen spricht, schwingt jede Menge Stolz mit: „Das sind unsere Leistungsträger“, sagt er und zeigt die letzten Abiturnoten, die sich im Zweier und Einserbereich bewegen. „Es ist unglaublich, was sie von der 9. bis zur 12. Klasse gelernt haben. Ich habe vor der Leistung dieser Schüler unglaublichen Respekt“, sagt Sabine Bühler-Otten.