Hamburg. Schwierige und begabte Schüler haben an der Stadtteilschule Öjendorf die Möglichkeit, entsprechend gefördert und gefordert zu werden.
Noch vor ein paar Jahren hätte man über Schüler wie Nico (Name geändert) gesagt, er sei nicht beschulbar, er müsse vom Unterricht beurlaubt werden, weil er aggressiv ist und den Unterricht stört oder weil er gar nicht erst zur Schule kommt. Heute würde das niemand mehr an der Stadtteilschule Öjendorf in Billstedt sagen. Denn hier in der Ich-Werkstatt lernen diejenigen, die mehr Probleme im Unterricht haben als andere, Regeln und Strukturen und werden integriert.
Förderung für Unbeschulbare in Ich-Werkstatt
„Das ist keine Insel zum Ausruhen, wo wir ,Mensch ärgere Dich nicht‘ spielen, sondern wir bieten hier einen Förderbedarf für alle – für die Unbeschulbaren und die Begabten“, sagt Claudia Grell, Abteilungsleiterin für die Jahrgänge fünf bis sieben. In die Profi-Gruppe kommen starke Schüler, die im Unterricht unterfordert sind. Der Schwerpunkt liegt aber in der Förderung der Schwächeren, die in dem Container am Rande des Sportplatzes arbeiten. Manche Schüler haben besondere Bedürfnisse, weil sie mit ihrem Lehrer aneinandergeraten oder ständig in Streitereien verwickelt sind. In den vergangenen zweieinhalb Jahren waren es an die 80 Schüler. Sie lernen, ein positives Ich aufzubauen und Selbstwertgefühl zu entwickeln, sie lernen ihre Kompetenzen kennen und sich zu organisieren. Ziel ist es, diesen Schülern später einen Schulbesuch über den ganzen Tag zu ermöglichen. Die ehemalige Sonderschullehrerin arbeitet mit Erziehern, Sonderpädagogen und den Fach- und Klassenlehrern zusammen. Sie bieten den Schülern ein festes Programm.
Eine Schule für alle
Abdoul aus der 6. Klasse kommt donnerstags in die Ich-Werkstatt. „Dann arbeiten wir eine Stunde lang, und manchmal gehen wir in die Sporthalle“, sagt der Zwölfjährige. Freitags hat er Religion und übt für Klassenarbeiten. Milena (11) kommt mittwochs in die Mathegruppe und übt Aufgaben spielerischer als im Unterricht. Einmal in der Woche kommen die Pädagogen zusammen und sprechen über jeden Schüler. Ziel ist, jeden wieder in die Klasse einzugliedern. „Das hier ist kein Strafraum“, stellt Claudia Grell klar. Mit der Einführung der Ich-Werkstatt hat sich die Zahl der Gewaltfälle reduziert, und Lehrer anderer Stadtteilschulen kommen zum Hospitieren, um das Modell zu übernehmen. Claudia Grell: „Wir wollen eine Schule für alle sein – von den Hochbegabten bis zum Schulverweigerer.“