Hamburg. Opposition kritisiert denrapiden Anstieg und fordert schnelles Handeln der Behörde
Die Zahl der Ablehnungen in Kinderschutzhäusern hat in diesem Jahr einen Höchstwert erreicht. Wie berichtet, hat es von Januar bis Oktober 2016 bereits 54 Ablehnungen von gefährdeten Kindern im Alter von bis zu sechs Jahren gegeben. Aus einer Senatsantwort auf eine Anfrage des FDP-Familienpolitikers Daniel Oetzel geht hervor, dass die Zahl der Ablehnungen wegen Überfüllung seit 2010 bislang nie höher als 13 (im Jahr 2012) war. In den übrigen Jahren lag die Zahl im niedrigen einstelligen Bereich. 2010 und 2014 hat es keine Abweisungen gegeben.
Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) machte im Familienausschuss unter anderem die lange Verweildauer in den Kinderschutzhäusern für den überdurchschnittlichen Anstieg der Abweisungen verantwortlich. Diese Einrichtungen sind lediglich für den Übergang gedacht, um Kinder aus akuten Notlagen ihrer Familien in Obhut zu nehmen. Dauern diese Inobhutnahmen länger, sollen Pflegefamilien einspringen. Doch diese sind Mangelware in Hamburg. Allerdings räumte der Senat im Ausschuss auch ein, dass nicht in Gänze bekannt sei, weshalb der Anstieg so sprunghaft sei.
Oetzel kritisierte die Auskunft des Senats als „nicht zufriedenstellend“. „Offenbar hat es eine deutliche Veränderung bei der Belegung bzw. den zur Verfügung stehenden Plätzen der Kinderschutzhäuser gegeben, die am Senat vollkommen vorbeigegangen ist. Das kann nicht sein. Rot-Grün muss dringend nacharbeiten und den Ursachen dafür auf den Grund gehen.“
Leonhard verwies darauf, dass bis Ende kommenden Jahres ein weiteres Kinderschutzhaus in Hamburg errichtet werden solle. Es wäre das sechste dieser Art. Philipp Heißner, familienpolitischer Sprecher der CDU, dauert das zu lange: „Während für gefährdete Kleinkinder höchste Eile geboten ist, arbeitet der Senat im Schneckentempo. Immer wieder erfahren wir, dass Missstände im Hamburger Kinderschutz jahrelang bekannt sind, aber von der SPD nicht angegangen wurden.“ Zuletzt sei dies bei der Betreuung der Pflegefamilien so gewesen, nun bei den Kinderschutzhäusern. „Muss immer erst ein Kind zu Schaden kommen, bis der Senat reagiert?“
Sabine Boeddinghaus, Fraktionschefin der Linken, kritisiert, dass der Senat zu wenig in die soziale Infrastruktur in den Stadtteilen investiere. Zudem müsse die Sozialbehörde dafür sorgen, dass endlich mehr Bereitschaftspflegestellen geschaffen würden. „Da muss man sich mal Gedanken machen und nicht nur Broschüren drucken.“