Hamburg. SPD freut sich über „ordentliches Zwischenzeugnis“. Die CDU sieht viel Arbeit vor sich, die Grünen fühlen sich bestätigt. AfD besonders skeptisch
Jubel, Ernüchterung oder Zweifel an den Ergebnissen: Die Reaktionen der Politik auf die vom Abendblatt veröffentlichte Umfrage der Uni Hamburg gehen weit auseinander. Wie berichtet, käme die SPD demnach bei einer Bürgerschaftswahl auf 48 Prozent der Stimmen. Die CDU würde 18 Prozent erreichen, die Grünen 16, Linke 8, FDP 5 und AfD nur noch 4 Prozent.
SPD-Fraktionschef Andreas Dressel bezeichnete die Umfrage als „sehr ordentliches Zwischenzeugnis für unsere Politik“. Die Zufriedenheit mit Bürgermeister Olaf Scholz sei „herausragend und suche im Ländervergleich ihresgleichen“, so Dressel. „Die Hamburger honorieren, dass wir unsere Wahlversprechen konsequent umsetzen. Das Kümmern um die Probleme der Menschen ist das wirksamste Rezept, um populistischen Strömungen zu begegnen“
CDU-Fraktionschef André Trepoll, sagte: „Unser Weg hat erst begonnen, aber die Richtung stimmt. Wir werden unsere engagierte Oppositionsarbeit fortsetzen. Dass mir eine hohe Kompetenz bescheinigt wird, freut mich, und wenn das noch mehr Hamburger mitbekommen – umso besser.“ CDU-Parteichef Roland Heintze sprach von einer „Momentaufnahme, die zeigt, dass in den nächsten dreieinhalb Jahren noch einiges zu tun ist“.
Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks sagte, Umfragen seien „Schnappschüsse“, die aktuelle zeige aber erneut eine Verbesserung für die Grünen. Das sei „unaufgeregter und guter Sacharbeit“ zu verdanken. Die Grünen-Landeschefs Anna Gallina und Michael Gwosdz betonten, dass die Bestätigung für die Grünen „in einem Jahr, in dem rechte Stimmen immer lauter geworden sind und die Demokratie offen angegriffen wurde, etwas ganz Besonderes“ sei.
Linken-Fraktionschefin Cansu Özdemir sagte, es reiche nicht, „stabile und starke Kraft“ zu sein. „Wir müssen deutlich stärker werden, damit unsere Stadt sozialer und gerechter werden kann. Dazu müssen wir jene sozialen Schichten wieder für Politik gewinnen, die SPD und Grüne aus den Augen verloren haben.“ FDP-Fraktionschefin Katja Suding ist „nur teilweise zufrieden“ und sieht es als Ansporn, „die Positionen der FDP noch pointierter darzustellen“. Der Senat mache „viele Fehler, und wir werden nicht nachlassen, alternative Wege aufzuzeigen“, so Suding
AfD-Landeschef Bernd Baumann sagte: „Diese Umfrageergebnisse lassen viele Fragen hinsichtlich ihres fachmännischen Zustandekommens offen.“ Im „höchst vergleichbaren Westberlin“ habe die AfD gerade mehr als zwölf Prozent erreicht. Bei der Umfrage „könnte demoskopisch weit mehr schiefgelaufen sein als nur der Umstand, dass sich viele Wähler nicht offen zu bestimmten Parteien bekennen“, so Baumann, der auch die Abendblatt-Schlagzeile kritisierte, in der es hieß: „Neue Umfrage erfreut Scholz und erschreckt AfD.“ Die AfD erschrecke keinesfalls über die Umfrage, aber darüber, dass eine solche Reaktion behauptet werde.