Hamburg. Stadt will Kontrollen verschärfen. Bis zu 30.000 Euro Bußgeld. Tierschützer protestieren: Maßnahme sinnlos

Ulrich Gassdorf

Im Kampf gegen die Ausbreitung der Vogelgrippe will Hamburg den Leinenzwang für Hunde und den Hausarrest für Katzen mit verstärkten Kontrollen durchsetzen. Das kündigte gestern das zuständige Bezirksamt Mitte an.

Seit Montag gilt im ganzen Stadtgebiet die Anordnung, dass Haustiere bis auf Weiteres nicht mehr frei her­umlaufen dürfen. Bei einer Abendblatt-Stichprobe auf der Hundewiese an der Außenalster zeigte sich gestern allerdings, dass die meisten Tierfreunde ihre Hunde nicht an die Leine nehmen.

Künftig könnte dies teuer werden. „Eine verstärkte Kontrolle durch den Hundekontrolldienst ist beabsichtigt“, sagte Bezirksamtssprecher Norman Cordes. Ignorieren Hundehalter den Leinenzwang, könne ein Ordnungswidrigkeitsverfahren angestrengt werden. Zunächst würden es Mitarbeiter möglicherweise bei Ermahnungen belassen, so Cordes. „Bei mehrfacher Zuwiderhandlung kann es zu Bußgeldern kommen.“ Im Extremfall werden bis zu 30.000 Euro fällig.

Grund für den Leinenzwang ist die Sorge, dass Hunde und Katzen das gefährliche H5N8-Virus weiterverbreiten, wenn sie mit infizierten Vögeln in Kontakt kommen. Bislang gibt es in Hamburg acht Verdachtsfälle von Vogelgrippe. In Schleswig-Holstein mussten bereits vorsorglich Tausende Hühner und Gänse getötet werden. Menschen sind nicht gefährdet.

Kritik am Leinenzwang kommt vom Hamburger Tierschutzverein von 1841 e. V. Sprecher Sven Fraaß: „Diese Maßnahmen sind Augenwischerei.“ Katzen einzusperren und Hunde anzuleinen werde nichts an der Ausbreitung der Vogelgrippe ändern. CDU-Vizefraktionschef Dennis Thering warf der Behörde „puren Aktionismus“ vor.

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