Hamburg. Die Stadt verwirklicht 26 Ideen – auch ohne Olympische Spiele. Die ersten drei Projekte sollen noch in diesem Jahr starten.
Ein Jahr nach dem mehrheitlichen Nein der Hamburger zur Ausrichtung Olympischer Sommerspiele hat der rot-grüne Senat am Dienstag einen Masterplan für die Zukunft des Sports in der Stadt beschlossen. Der programmatische Titel: „Active City“. Das Ziel: mehr Bewegung für alle, überall. „Sport hat weiter eine zentrale gesellschaftspolitische Bedeutung für Hamburg. Er leistet entscheidende Beiträge zur Entwicklung einer modernen, dynamischen Stadt“, sagte Sportsenator Andy Grote (SPD).
Bis ins Jahr 2024 sollen 26 Infrastrukturprojekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von bis zu 50 Millionen Euro umgesetzt werden – zusätzlich zu der laufenden Neubau- und Sanierungsoffensive für öffentliche und vereinseigene Sportstätten. Einer der Pläne: eine barrierefreie Halle in jedem Bezirk. Etwa 60 Prozent der Maßnahmen entfallen auf den Breiten-, 40 Prozent auf den Spitzensport. Fast alle Behörden beteiligen sich an der Finanzierung des Programms, ebenfalls die Bezirke und private Unternehmen.
Die ersten drei Projekte des Masterplans werden noch in diesem Jahr in Angriff genommen: die Sanierung und Erweiterung der Dreifeldhalle an der Julius-Leber-Schule im Bezirk Eimsbüttel zu einer für den Rollstuhlbasketball nutzbaren Arena, der Einbau einer Tribüne für 199 Besucher in der Halle der Geschwister-Scholl-Stadtteilschule im Bezirk Altona sowie der Umbau der Dreifeldhallen der Gymnasien Ohlstedt und Hummelsbüttel im Bezirk Wandsbek für den Hallenhockeysport (Prallschutzwände, verstärkte Fußleisten, Ballfangnetze). Kalkulierte Gesamtkosten: 688.000 Euro. Davon kommen 332.000 Euro aus zentralen Mitteln der Finanzbehörde.
Für 2017 stehen bislang der Bau von Bewegungsinseln für wohnortnahen Sport im Freien, der Wiederaufbau der Einfeldhalle Mittlerer Landweg und die Modernisierung der Regattastrecke Allermöhe auf der Dove Elbe auf dem Programm. Mit diesem Revier will sich Hamburg, wahrscheinlich für 2021, ein weiteres Mal um die Ausrichtung einer Ruder-WM bewerben.
150 Projekte wurden für tauglich befunden
Der Masterplan „Active City“ ist das Erbe der gescheiterten Olympiakampagne. Die Planungsmanagement & Projektberatung Albert Speer & Partner, als „Arge 2024“ im vergangenen Jahr für die Erstellung der Bewerbungsdokumente für das Internationale Olympische Komitee (IOC) verantwortlich, hatte im Senatsauftrag die rund 900 geplanten Maßnahmen geprüft, welche von ihnen im Interesse der Stadtentwicklung auch ohne die Spiele weiterverfolgt werden könnten.
Das Ergebnis: Rund 150 Projekte wurden grundsätzlich für tauglich befunden, 26 werden nun in den nächsten acht Jahren realisiert. In der Planung sind dabei: zusätzliche Schwimmzeiten im Bad an der Elbgaustraße, Bau eines Landesleistungszentrums für Handball und Judo am Olympiastützpunkt in Dulsberg, Modernisierung der Alsterschwimmhalle, Neubau des Richterturms und der Haupttribüne im Derbypark Klein Flottbek, Umbau der Tennisanlage am Rothenbaum zusammen mit dem dortigen Club an der Alster.
Die Projekte des Masterplans verteilen sich über das ganze Stadtgebiet und decken die sechs zentralen Handlungsfelder des Hamburger Sports ab: Schul- und Vereinssport, Sport im öffentlichen Raum, Sport für alle, Nachwuchsleistungs -und Spitzensport.
Mitgliederzahlen in Vereinen sollen steigen
„Active City“ soll aber mehr sein als ein weiterer Bebauungsplan. „Wir wollen Sport als Leitbild in der Entwicklungsperspektive unserer Stadt verankern, ihn als etwas täglich Erlebbares sichtbar machen, als etwas, das man aktiv ausüben kann. Dafür sind niedrigschwellige Angebote vonnöten, aber auch Großveranstaltungen, um Sport sichtbar zu machen“, sagte Grote. Ein weiteres Ziel sei es, die Mitgliederzahl in den Vereinen zu erhöhen. Bisher zählt der Hamburger Sportbund (HSB) fast 600.000 Mitgliedschaften.
„Der Masterplan wird neuen Schwung in den Sport bringen, Kraft und Wirkung des Vereinssports in den Stadtteilen stärken“, sagte HSB-Präsident Jürgen Mantell. „Dass der Sport bei der Planung neuer Wohnquartiere künftig von Beginn an mitgedacht wird, sehen wir ebenfalls als Fortschritt an. Genau das hatten wir gefordert.“
Die Opposition in der Bürgerschaft äußerte sich weniger euphorisch. Für Daniel Oetzel, sportpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, ist der Masterplan „alter Wein in neuen Schläuchen“. Der CDU-Abgeordnete Dennis Thering beklagt, dass „Vereine und Verbände als Rückgrat der Sportstadt erneut zu kurz kommen“. Bei den Schulsporthallen weigere sich der Senat beharrlich, die Belange der Sportvereine zu berücksichtigen. Prof. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, sieht dagegen viele positive Aspekte: „Mit dem Masterplan ,Active City‘ investiert die Politik auch in die Sicherung von Fachkräften für unsere Wirtschaft, weil Sport ein weicher Standortfaktor ist, der unsere Stadt lebenswert und damit für Fachkräfte attraktiv macht.“