Hamburg. Das Tropenaquarium in Hagenbecks Tierpark freut sich über drei kleine Giftmonster. Die Echsen sind in freier Wildbahn eine Rarität.

Giftig, hartleibig, phlegmatisch – klassische Sympathieträger sehen anders aus. Nicht grundlos wird die Gila-Krustenechse im Englischen auch Gila-Monster genannt. Gemessen an dieser Ausgangslage ist das Team im Tropenaquarium von Hagenbecks Tierpark aber erstaunlich stolz auf seine Monster. Erstmals ist eine Nachzucht der Gila-Krustenechse in Hamburg geglückt. Guido Westhoff, Leiter des Tropenaquariums, spricht von „charismatischen Tieren“ und einem „großen Erfolg“ bei Erhalt der Art.

Drei wehrhafte Miniatur-Echsen sind das Ergebnis der nunmehr neunjährigen Zuchtbemühungen. Etwas schlanker als die Alttiere, etwas blasser in der schwarz-pinken Färbung, aber schon genauso giftig. Um Gila-Krustenechsen überhaupt in Paarungsstimmung zu bringen, mussten die Elterntiere in einem zwölf Grad kalten Kühlschrank in Winterruhe versetzt werden. Erst nach dem „Auftauen“ kommen die Wüstenbewohner Nordamerikas in Fahrt.

Geschlüpft nach 130 Tagen aus Echseneiern

Geschlüpft sind die Jungtiere nach 130 Tagen aus Echseneiern, die so groß sind wie die von Hühnern. Eine Besonderheit ist ihre Giftigkeit: Beim ausdauernden Biss massiert die Echse ihr Toxin über Zahnrinnen ins Fleisch des Gegners. Vergleichbares können nur wenige Echsen auf der Welt, was das fast 60 Zentimeter lange Tier zur Rarität macht – zumal sein Lebensraum zerstört wird.

Die Nachzucht der nach dem Gila-River in Arizona benannten Echse liegt Guido Westhoff auch deswegen am Herzen. Hagenbecks Tierpark sei zwar nicht der erste und einzige Zoo Deutschlands, dem das gelinge. Aber seit Eröffnung des Tropenaquariums hatten Westhoff und Tierpfleger Florian Ploetz darauf hingearbeitet. Nun können auch Besucher die Jungtiere sehen. Zumindest mit Glück: Denn etwa 95 Prozent ihres Lebens verbringen die Tiere mit einem überschaubaren Aktionsradius in Spalten oder Gängen. Nur auf Streifzügen halten sie nach ihrer Lieblingsnahrung Ausschau: Eier oder Kleinsäuger.

"Relativ wertvolle Tiere"

Neben Hamburg, wo Babymäuse verfüttert werden, halten auch die Zoos in Leipzig, Berlin oder Frankfurt Gila-Krustenechsen. „Es sind relativ wertvolle Tiere“, sagt Westhoff. Für gewöhnlich pflanzen sie sich nur einmal im Jahr fort, wenn überhaupt. Entsprechend begehrt ist Nachwuchs. Über die Zukunft der Jungtiere entscheidet später die dänische Zuchtkoordinatorin im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm. Sie vermittelt die Echsen weiter.

Ob es sich um Männchen oder Weibchen handelt, kann man erst in drei bis vier Jahren sagen. „Üblicherweise erkannt man das an der Breite des Kopfes“, sagt Westhoff. Die Lebenserwartung des Reptils kann in Gefangenschaft bis zu 35 Jahre betragen. Einem größeren Publikum wurde die Gila-Krustenechse durch ihre tragende Rolle im Roman „Löcher“ von Louis Sachar bekannt.