Hamburg. Die Jugendlichen haben auf Malta einen Film gedreht. Das Projekt wird finanziert vom Verein Hamburger mit Herz.

Was treibt sie an, die Flüchtlingshelfer, die ihr eigenes Leben in Gefahr bringen, um Flüchtende in Seenot zu retten? Das wollten Larissa, Mieke, Leon und Vincent – Zehntklässler am Heinrich-Heine-Gymnasium in Poppenbüttel – von den Besatzungsmitgliedern der „Minden“ wissen. Der ehemalige Seenotrettungskreuzer, der früher vor Sylt unterwegs war, ist mittlerweile für die Hamburger Hilfsorganisation LifeBoat im Mittelmeer unterwegs.

Die vier Jugendlichen haben die Crew interviewt und gefilmt. Dafür sind sie in der vergangenen Woche nach Malta geflogen, wo die „Minden“ stationiert ist. Begleitet wurden sie von ihrer Lehrerin Ulrike Klettner, dem Filmemacher Maik Lüdemann und Gorden Isler vom Verein Hamburger mit Herz. Dieser unterstützt neben Life­Boat auch eine Schule in Äthiopien und hatte die Schülerreise finanziert.

Sechs Tage haben die Schüler mit der Crew der „Minden“ verbracht. Haben Kapitän Brensing kennengelernt, der zur See fährt, seit er 16 Jahre alt ist, Seemann Kaj aus Dänemark und Schiffsmechanik-Student Thomas, der sich als Maschinist auf der „Minden“ verdingt hat.

Schüler schöpfen neues Selbstvertrauen aus der Reise

Gemeinsam mit den fünf anderen ehrenamtlichen Crewmitgliedern halten die Männer vor der libyschen Küste nach Bootsflüchtlingen Ausschau, nehmen sie an Bord oder ins Schlepptau und fahren sie zu größeren Schiffen, die sie dann in Sicherheit bringen. Bevor die „Minden“ vor einigen Tagen mit 200 Schwimmwesten, drei Rettungsinseln und 2000 Wasserflaschen zu ihrem aktuellen Einsatz gen Libyen aufbrach, stand die Crew den Schülern Rede und Antwort.

„Was wir gehört haben, hat uns sehr beeindruckt“, erzählen die Schüler, als sie – etwas erschöpft – am Flughafen in Hamburg ankommen. Besonders spannend fanden sie, dass die Männer bis zu 200 Flüchtlinge an Bord nehmen. „Die Minden ist mit 23 Metern dafür eigentlich viel zu klein“, sagt Vincent (15). „Aber ich finde es toll, dass die Männer dieses Risiko eingehen. Ob ich das auch könnte?“ Mit dieser Frage haben sich auch seine Mitschüler auseinandergesetzt. „Vor der Reise hätte ich es mir nicht zugetraut. Jetzt schon“, sagt Mieke (16).

Jede Stunde Fahrt mit der „Minden“ kostet 25 Euro und wird durch Spenden finanziert. „Viel Geld hat die Organisation nicht“, weiß Leon (16), „denn vor lauter Arbeit kommen die Helfer kaum dazu, Spenden einzutreiben.“ Deshalb wollen die Schüler mit dem Material aus Malta einen Film machen und damit für Hamburger mit Herz und LifeBoat werben.

Film soll an Schulen gezeigt werden

Die Filmaufnahmen von der fünftägigen Rettungsaktion, zu der die Crew der „Minden“ vergangene Woche aufbrach, stellt ihnen Filmemacher Maik Lüdemann zur Verfügung. Er ist mit Gorden Isler an Bord geblieben. „Wir konnten rund 900 Flüchtlinge aus Seenot retten, aus Afrika, Syrien und dem Irak, auch Frauen und Kinder waren dabei“, sagt Isler, der über die Aktion einen Video-Blog gedreht hat (www.hamburger-mit-herz.de). „Aber wir haben auch Tote und Schwerverletzte gesehen. Ein Schlauchboot mit 120 Menschen haben wir bei hohem Seegang verloren, weil uns die italienische Küstenwache an dem Tag die Unterstützung verweigert hat.“

Wenn der Film fertig ist, werden Larissa, Mieke, Leon und Vincent ihn am Heinrich-Heine-Gymnasium präsentieren – und auch an allen anderen Schulen, die sich für die Flüchtlingshelfer von Malta interessieren.