Magdeburg/Hamburg. Hitzig, aber respektvoll sei das Treffen zwischen der Dragqueen und André Poggenburg verlaufen. Sie lud ihn sogar nach St. Pauli ein.

Zwei Monate nach ihrer Anzeige wegen Volksverhetzung gegen André Poggenburg, Landesvorsitzender der Alternative für Deutschland (AfD) in Sachsen-Anhalt, hat sich die Hamburger Travestiekünstlerin Olivia Jones, alias Oliver Knöbel, am Mittwoch mit dem AfD-Politiker in Magdeburg getroffen. "Wir haben sehr unterschiedliche Ansichten, es war eine hitzige Debatte", sagte Olivia Jones nach dem Gespräch dem Abendblatt. "Ich habe ihm klar gemacht, dass er aufhören soll, soviel Hass zu schüren. Auch wenn mir natürlich klar ist, dass die AfD mit diesem Hass Politik macht." Auch Poggenburg betonte, man habe "hitzig diskutiert". Die Atmosphäre des Gesprächs sei jedoch offen und respektvoll gewesen.

Poggenburg weißt Vorwürfe zurück

Olivia Jones war ursprünglich einer Einladung der Grünen in die Magdeburger Landtagskantine gefolgt, wo sie am Nachmittag aus ihrem Buch "Keine Angst in Andersrum" vorlas. Ihr Werk wird auch in einer Broschüre für Kitas und Grundschulen in Sachsen-Anhalt erwähnt, die Kinderbuch-Empfehlungen zum Thema Homosexualität und gleichgeschlechtliche Beziehungen enthält. Nachdem die AfD die Broschüre in einem Facebook-Post verunglimpft hatte, erstattete die Dragqueen im September Anzeige wegen Volksverhetzung gegen den AfD-Landesvorsitzenden André Poggenburg.

„Wenn auf der Partei- und Fraktions-Facebookseite der AfD Sachsen-Anhalt Homosexualität mit Pädophilie in Zusammenhang gebracht wird, ist das für mich keine Frage von Meinungsverschiedenheiten mehr, sondern Volksverhetzung“, so Olivia Jones zur Begründung. Poggenburg wies am Mittwoch diesen Vorwurf zurück. „Wir setzen Homosexualität und Pädophilie nicht gleich.“ Poggenburg lud die Dragqueen zudem auch zu einer der nächsten AfD-Fraktionssitzungen in den Landtag von Sachsen-Anhalt ein. „Ich würde es begrüßen, wenn Oliva Jones vor der Fraktion lesen würde.“

Olivia Jones lädt AfD-Mann nach St. Pauli ein

Eine Einladung, auf die Dragqueen zurückhaltend reagiert. "Ich finde es erschreckend, dass sich Herr Poggenburg offenbar wirklich für tolerant hält", sagte Olivia Jones am Mittwochabend. Sie habe bei dem Gespräch versucht, ihm "Nachhilfe in Sachen Toleranz" zu geben. "Ich hoffe, dass es bei ihm angekommen ist und etwas bewirkt." Zudem überreicht sie ihm bei dem Treffen eine Liste mit Kommentaren ihrer Unterstützer. Umgekehrt habe er ihr ein signiertes Exemplar der „Magdeburger Erklärung“ zur Frühsexualisierung mitgegeben, so Poggenburg. Diese Erklärung hatte die AfD am Montag verabschiedet.

Darin kritisierte die Partei Versuche das Staates, in die Erziehungshoheit der Eltern einzugreifen. „Wir sind der Überzeugung, dass durch die überbordende Förderung von Minderheiten der Stellenwert der traditionellen Familien aus Mann, Frau und Kindern durch Landesaktionsprogramme oder Bildungspläne benachteiligt wird“, erklärte Poggenburg seine Position. „Unsere Bürger werden durch solche Programme nicht mitgenommen sondern massiv verunsichert."

Verständnis für diese Ängste hat Olivia Jones nicht. Der Dialog sei jedoch die einzige Möglichkeit, diesen Menschen zu begegnen. Daher habe sie André Poggenburg auch umgekehrt nach Hamburg eingeladen. "Ich will ihm auf St. Pauli zeigen, was Vielfalt wirklich bedeutet." Ob der AfD-Mann der Einladung in die Hansestadt folgen wird, bleibt jedoch abzuwarten.