Das Jahrbuch zur Architektur in Hamburg präsentiert gelungene Projekte, dokumentiert aber auch vertane Chancen im Städtebau.

Ohne die Elbphilharmonie kommt natürlich keine Architektur-Chronik dieses Jahres aus. So findet man das wahrzeichenhafte Konzerthaus von Jacques Herzog und Pierre de Meuron schon auf dem Titel des von der Architektenkammer herausgegebenen aktuellen Jahrbuchs „Architektur in Hamburg“. Und auch der erste Beitrag des opulenten Bandes beschäftigt sich unter dem Titel „Die Quadratur des Kreises“ mit dem facettenreichen und durchaus widersprüchlichen Bauprozess der Elbphilharmonie und mit dessen glücklichem Abschluss.

Aber wie in jedem Jahr widmet sich das nicht nur unter Kennern hoch geschätzte Hamburger Architektur-Jahrbuch neben öffentlich stark wahrgenommenen Bauprojekten der Hansestadt auch den weniger ins Auge fallenden Neubauten, zum Beispiel der Aufstockung eines Wohnhauses am Mittelweg (SNAP Stoeppler Nachtwey Arch­itekten Partner), der Cafeteria des Heilweg-Gymnasiums (tun-architektur), einem Wohn- und Geschäftshaus an der Hoheluftchaussee (blauraum) oder der Neugestaltung der Landungsbrücken nach dem Entwurf der im März gestorbenen iranisch-britischen Architektin Zara Hadid.

Vorgestellt werden aber auch Modernisierungsprojekte wie der komplette Umbau der Hamburger Kunsthalle durch ECE Projektmanagement und LH Architekten, die dem historistischen Museumsbau seine ursprüngliche Eingangssituation zurückgegeben haben.

Band enthält auch kritische Beiträge

Mit sachkundigen und durchaus auch kritischen Texten werden die einzelnen Projekte erläutert und ausführlich fotografisch dokumentiert. So entsteht ein Architekturführer durch die aktuelle Hamburger Baugeschichte, der dazu animiert, sich manches Projekt auch vor Ort anzusehen. Aber der Band enthält darüber hinaus auch kritische Beiträge.

 So findet man unter dem Titel „Metamorphose statt Abriss“ einen Beitrag zu dem vom renommierten Büro gmp eingereichten Erhaltungsvorschlag für die City-Höfe, die mit Animationen zeigen, welche großen optischen Verbesserungen das Projekt hätte haben können. Bekanntlich wurde stattdessen der Abriss der Baudenkmale der Nachkriegsmoderne beschlossen. Schließlich enthält dieser lesenswerte Bildband auch einen Nachruf auf den im Sommer gestorbenen ehemaligen Oberbaudirektor Egbert Kossak, der als „unbequemer Visionär“ gewürdigt wird.