Altona. Defekte Waggons werden noch länger für Beeinträchtigungen im Bahnverkehr sorgen. Die Kupplungen weisen Risse auf.

Eigentlich wollte Xenia Götzelmann nur ihre Familie sehen. Ein Wochenendurlaub sollte es werden, auf Sylt die Eltern besuchen. Nun steht die junge Frau aus Othmarschen bepackt am Bahnhof Altona und kommt nicht weiter: Die Züge der NOB in Richtung Sylt fahren nicht.

„Die Dame am Schalter hat zu mir gesagt, ich solle nur fahren, wenn ich wirklich nach Sylt muss“, sagt Götzelmann. Sie muss nicht nach Sylt. Die wenigsten müssen nach Sylt. Sie wollen – wie Götzelmann. Es sollte der erste Urlaub mit ihrem kleinen Sohn werden, vor acht Wochen brachte sie Kilian auf die Welt und ist momentan in Elternzeit. „Ich wollte endlich mal ausspannen“, sagt die junge Mutter. „Meine Eltern hätten sich um Kilian gekümmert, und mein Mann und ich hätten Zeit für uns gehabt.“

Die NOB betreibt die Strecke nur noch etwa vier Wochen

So wie Xenia Götzelmann ging es am Freitag vielen Sylt-Reisenden. Die Nord-Ostsee-Bahn konnte den plötzlichen Ausfall ihrer Waggons nicht kompensieren. Unklar blieb, ob das Unternehmen je wieder den überall im Bahnhof aushängenden Fahrplan würde bedienen können. Denn die NOB ist auf den letzten Metern, das Unternehmen betreibt die Strecke Hamburg-Westerland nur noch rund vier Wochen. Am 11. Dezember ist Schluss, dann übernimmt die DB Regio die Strecke. In einem Ausschreibungsverfahren hatte sich das Unternehmen gegen Mitbewerber durchgesetzt, auch die NOB hatte dazugehört.

Die DB Regio übernimmt allerdings nicht nur die Strecke, sondern auch das Zugmaterial. Es gehört dem Hamburger Unternehmen Paribus und muss vom jeweiligen Streckenbetreiber geleast werden. Und dieses Zugmaterial sorgt schon seit Längerem für Ärger. Im Sommer streikten einige der 15 Bombardier-Loks, mit denen die NOB unterwegs ist. Die Fahrzeuge der Baureihe 245 gelten eigentlich als zukunftsweisend. Sie haben vier Motoren und sollen besonders sparsam sein. Die Loks sind erst seit Ende 2013 für den Betrieb zugelassen. Auch die Deutsche Bahn hat schon einige von ihnen geordert. Sie setzt die Loks beim Sylt-Shuttle ein, allerdings in einer Variante mit stärkeren Motoren.

Die Kupplungen der Waggons weisen Risse auf

Auch die schadhaften Waggons stammen aus dem Hause Bombardier. Die Kupplungen weisen Risse auf. Ob die Waggons dennoch eingesetzt werden können und zunächst repariert werden müssen, ist unklar.

Xenia Götzelmann kennt sich mit Kupplungen nicht aus. Aber sie weiß, dass ihr Familientreffen auf der Insel Sylt gefährdet ist. Ihre Eltern hätten sich schon so auf Kilian gefreut, erzählt sie. Außerdem habe ihr Mann nur dieses Wochenende frei. „Wenn wir nicht fahren können, verfällt unsere Hotelbuchung“, sagt sie. Ob sie die ersetzt bekomme? Und auch das Bahnticket? „Keiner weiß irgendwas“, sagt Götzelmann und seufzt.