Hamburg. Nur noch gut vier Jahre bis zur geplanten Wiedereröffnung. Bund gibt auch Millionen für Laeiszhalle, Tropenhaus und Reeperbahn-Festival

Generationen von Hamburgern haben im Drehrestaurant des Fernsehturms Kaffee und Kuchen in rund 125 Metern Höhe genossen und über die Aussicht auf die Stadt gestaunt. Doch seit dem 1. Januar 2001 ist der Heinrich-Hertz-Turm geschlossen. Seitdem gab es viele Ideen, wie das beliebte Wahrzeichen der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden kann. Keine davon konnte realisiert werden. Es fehlte das Geld – oder die Vorschläge waren baulich nicht umsetzbar.

Jetzt die sensationelle Nachricht: Es stehen rund 37 Millionen Euro für die Sanierung des Fernsehturms zur Verfügung, und die Wiedereröffnung soll im Jahr 2021 erfolgen. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags hat am Donnerstag eine Zuwendung in Höhe von rund 18,5 Millionen Euro für die Revitalisierung des Wahrzeichens bewilligt. Die andere Hälfte soll von der Stadt bezahlt werden: „Das ist ein großer Tag für Hamburg. Dem Haushaltsausschuss des Bundestags ist es gemeinsam mit unserem Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) gelungen, dass der Fernsehturm wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs dem Abendblatt. Seit Jahren hatte sich Kahrs für den Heinrich-Hertz-Turm eingesetzt: „Ich bin stolz wie Bolle, dass wir den Fernsehturm wieder zum Leben erwecken.“

Es wird mit 700.000 Besuchern pro Jahr gerechnet. Auch Markus Schreiber, der ehemalige Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte und heutige SPD-Bürgerschaftsabgeordnete, hatte seinen Anteil an der Realisierung. Im Hintergrund führte Schreiber zahlreiche Gespräche mit der DFMG (Deutsche Funkturm GmbH) und der Politik: „Ich freue mich, dass die Wiedereröffnung des Fernsehturms nun endlich Formen annimmt. Ich werde auch künftig dieses Projekt im Sinne der Hamburger Bürger begleiten.“ Der rot-grüne Senat begrüßt die Entscheidung des Haushaltsausschusses. Aber es sind noch einige Hürden zu nehmen: So müssen die 18,5 Millionen Euro, die durch die Stadt aufzubringen wären, über mehrere Jahre verteilt, im Hamburger Haushalt veranschlagt werden. Dafür ist ein Beschluss der Bürgerschaft notwendig, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Senats. Unverzichtbare Voraussetzung für die notwendige Investition der Stadt sei, dass ein Betreiber gefunden werde, der Erfahrungen mit derartigen Objekten vorweisen könne.

Der Leiter der DFMG für die Region Nord, Rainer Heimann, kündigte an: „Wir werden gemeinsam mit der Stadt die nächsten notwendigen Schritte einleiten.“ Den Betreiber soll die DFMG in enger Abstimmung mit der Stadt suchen und nach Abendblatt-Informationen schon Gespräche mit der TV Turm Alexanderplatz Gastronomiegesellschaft mbH führen, die bereits den Fernsehturm am Berliner Alexanderplatz betreibt. Aber nicht nur den Heinrich-Hertz-Turm hat der Haushaltsausschuss mit einem „warmen Geldregen“ bedacht. Das ist vor allem den Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) Rüdiger Kruse (CDU) und Anja Hajduk zu verdanken, die Mitglieder des Haushaltsausschusses sind. Insgesamt wurden rund 68 Millionen Euro für etliche Groß- und Kleinobjekte in der Hansestadt zugesagt. Zu den weiteren Projekten, bei der die Stadt noch einmal die gleiche Summe dazugibt, zählt auch die Laeiszhalle am Johannes-Brahms-Platz. Das Konzerthaus erhält einen Zuschuss von 10,75 Millionen Euro für die Sanierung. Die mehr als 50 Jahre alten Schaugewächshäuser des Botanischen Gartens der Universität Hamburg (auch als Tropenhaus bekannt) werden für insgesamt 26,3 Millionen Euro umgestaltet und modernisiert. An den Kosten wird sich der Bund mit 13,15 Millionen Euro beteiligen. Der ehemalige Güterbahnhof Oberhafen in der östlichen HafenCity wird derzeit zu einem Künstlerquartier umgebaut. Die vorhandenen Gebäude werden modernisiert, und gleichzeitig soll die historische Architektur erhalten bleiben. Dafür stellt der Bund 2,4 Millionen Euro zur Verfügung. „Dafür hatte sich die Grünen-Abgeordnete Anja Hajduk eingesetzt. Die Sanierung der seit 2008 als Kulturdenkmal klassifizierten Sternwarte Bergedorf wird vom Bund mit 1,575 Millionen Euro unterstützt.

Folgende Zuwendungen werden komplett vom Bund getragen: Der Bund wird die am 7. Juli vom Bundestag beschlossene Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung mit jährlich 2,575 Millionen Euro finanzieren. Das Hamburger Reeperbahn-Festival erhält künftig zwei Millionen Euro zusätzlich pro Jahr. Der Hintergrund: Im Rahmen des Projekts Leuchttürme der Musik will der Bund Musikfestivals stärker fördern.