Hamburg. Hamburg startet Kooperation mit niederländischen Forschern. Sie wollen Wirkstoffe für bessere Fitness finden.

Bei der Suche nach Wirkstoffen, die für eine bessere Fitness im Alter sorgen sollen, arbeiten Wissenschaftler des Fraunhofer IME ScreeningPort in Hamburg künftig enger mit dem Forschungsinstitut Eriba in Groningen zusammen. Dazu unterzeichneten Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und der Vizebürgermeister Groningens, Joost van Keulen, am Freitag eine Kooperationsvereinbarung. Als Anschubfinanzierung werden beide Städte für ein Jahr insgesamt 110.000 Euro bereitstellen.

Eriba ist die Abkürzung für das Europäische Forschungsinstitut für die Biologie des Alterns. Dort arbeitet der Molekularbiologe und Genforscher Cornelis Calkhoven. Er und sein Team haben in Versuchen mit Mäusen einen Genschalter entdeckt, der ihrer Ansicht nach eine wichtige Rolle dabei spielt, wie schnell wir altern und ob Krebs und andere Krankheiten entstehen. Wie Calkhoven erläuterte, gibt es es in jeder Zelle ein Kontrollcenter namens mTORC1, das die Versorgung mit Ernährungsstoffen misst und darüber bestimmt, ob Zellen wachsen oder nicht. Letzteres wird durch Gene veranlasst. Um sie an- oder auszuschalten, braucht es eine Art Botschafter, der die Verbindung zwischen Kontrollcenter und Genen herstellt – das ist der Genschalter.

Der Prozess ist sehr mühsam

Ihre Entdeckung machten die Forscher in Tierversuchen Calkhoven sagte, er habe in Experimenten mit Mäusen feststellt, dass der entdeckte Genschalter maßgeblich den Stoffwechsel des Tieres beeinflussen könne. „Ist der Schalter aus, wird das Tier nicht fettleibig, bekommt keinen Diabetes, ist aktiver und lebt auch länger.“ Nun stelle sich die Frage: „Lässt sich dieser Mechanismus auch beim Menschen beeinflussen und funktioniert das mit neuen Wirkstoffen?“

Hier kommen die Forscher von Fraunhofer IME ScreeningPort in Hamburg ins Spiel. Sie greifen Erkenntnisse von Grundlagenforschern wie Cornelis Calkhoven auf und testen mögliche Kandidaten für neue Wirkstoffe, die dann von Pharmaunternehmen weiterentwickelt, in klinischen Studien erprobt und als Medikamente zur Marktreife gebracht werden könnten. Der Prozess sei allerdings mühsam, sagte ScreeningPort-Leiter Carsten Claussen. „75 Prozent aller Medikamentenentwicklungen scheitern.“

Auch gesunder Lebensstil ist wichtig

110.000 Euro, die Hamburg und Groningen bereitstellen wollen, sind nicht viel verglichen mit staatlichen Fördergeldern für andere Forschungsvorhaben. Gleichwohl sei dies eine gute Grundlage, um weitere Gelder einzuwerben, sagte Claussen. „Außerdem zeigt sich in der Anschubfinanzierung die Wertschätzung der Städte Hamburg und Groningen für unser Projekt. Für die Außenwirkung ist das sehr wichtig.“

Auch ein gesunder Lebensstil kann Krankheiten vorbeugen Aber wäre es grundsätzlich nicht sinnvoller, stärker auf eine gesunde Ernährung und Sport zu setzen, um dem Altern und altersbedingten Krankheiten entgegenzuwirken? Braucht und will die Gesellschaft überhaupt solche Wirkstoffe? „Es stimmt, dass ein gesunder Lebensstil dazu beitragen kann, länger gesund zu bleiben“, sagte Calkhoven. „Aber das wird nicht jeder Mensch umsetzen.“