Hamburg. Bischöfin Fehrs und Hamburgs Schulsenator Rabe geben gemeinsam Schulunterricht zum Reformationsjubiläum.

Eine Schulstunde der besonderen Art erlebten die Schüler eines Projektkurses im Gymnasium Osterbek. Passend zum Reformationstag am 31. Oktober ging es 60 Minuten lang um Martin Luther. Während sonst eine Lehrkraft den Kurs zum Thema „Menschenbild der Reformation und 500 Jahre später“ leitet, standen nun vor der Klasse eine Bischöfin und ein Senator.

Das am Montag bundesweit eröffnete Reformationsjahr 2017 strahlt bis in die Hamburger Schulen aus. Das Gymnasium Osterbek nahm an dem von der Nordkirche ausgelobten Schulwettbewerb teil und durfte sich am Montag auf die Stunde mit Bischöfin Kirsten Fehrs und Schulsenator Ties Rabe (SPD) freuen.

Rund 30 Sieben- bis Neuntklässler verfolgten höchst diszipliniert, was die beiden Experten über Luther, die Bedeutung der Reformation und ihren ganz persönlichen Glauben sagten. Die Fragen an Bischöfin und Senator waren sorgfältig erarbeitet worden; es gab wenig Spontanes bei den jungen Fragestellern. Schulsenator Ties Rabe ließ die Schüler wissen, dass er früher als Religionslehrer gearbeitet habe, und Bischöfin Fehrs sollte eigentlich Jura studieren. Doch wie bei Martin Luther habe es eine andere Entwicklung in ihrem Leben gegeben. Ins Kloster habe Kirsten Fehrs dann doch nicht gehen wollen, schmunzelte sie. „Da hätte mein Mann etwas dagegen gehabt.“ „Zweifeln Sie an Ihrem Glauben?“, wollte eine Schülerin wissen.

Zweifel, entgegnete die Bischöfin, lassen den Glauben reifen. Und im Übrigen könne man nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. Dass Zweifel produktiven Charakter hätten, machte der Senator deutlich. Er zweifele ständige und hinterfrage Entscheidungen. „Aber ich zweifele nicht an meinem Grundoptimismus.“ In diesem Zusammenhang zitierte Rabe einen Satz, der Martin Luther zugeschrieben wird: „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“

Gesellschaftliche Themen spielten eine Rolle

So persönlich die Antworten auf die Schülerfragen waren, so konsequent spielten aktuelle gesellschaftliche Themen eine Rolle. Unsere Gesellschaft, sagte Schulsenator Rabe, lebe davon, dass Menschen sich engagieren. Aber viele würden gar nicht mehr verstehen, dass das alles ein Werk der Gemeinschaft sei. Demokratie funktioniere eben nicht wie Youtube: „80.000 gucken zu, und einer zappelt rum.“ Wie im Mittelalter beim Ablasshandel Geschäfte mit der Angst der Menschen gemacht wurden, gibt es dieses Phänomen in veränderter Gestalt auch heute noch. „Halloween zum Beispiel ist ein Geschäft mit der Angst“, sagte Fehrs. Luther habe erkannt, dass der Ablasshandel ein mieses Geschäft sei. „Dagegen setzte er die mutige Tat.“ Den Schülern des Projektkurses machte die Theologin Mut, sich gerade für jene Menschen einzusetzen, die von anderen herabgewürdigt werden: „Traut dem, was euer Herz sagt.“

Die Schülerinnen Caroline und Michelle aus der achten Klasse waren – wie ihre Mitschüler – nach dieser Schulstunde begeistert. „Das war richtig nett und spannend“, meinte Caroline. Am Montagabend hatte die Bischöfin einen weiteren Auftritt im Rahmen des Reformationsjubiläums. Beim Gottesdienst in der Hauptkirche St. Petri bezeichnete sie die Reformation als bleibende Aufgabe der Kirche.