Hamburg. Meteorologen erwarten neues Rekordjahr. Hamburger Tornado vom 7. Juni gehört zu den extremen Wetterereignissen 2016.
Noch niemals zuvor wurden in Deutschland so viele Tornado-Verdachtsfälle registriert wie in diesem Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Auswertung des Unternehmens Wetterkanal/Kachelmannwetter. Es handelt sich dabei bundesweit um rund 400 Verdachtsfälle, die jetzt genauer geprüft würden.
Bislang wurden in diesem Jahr mehr als 50 Tornados in Deutschland offiziell bestätigt. "Damit fällt die Saison 2016 aktiver als in den Vorjahren aus", sagt der Meteorologe und Unwetterexperte Thomas Sävert. Die größten Schäden richtete der Hamburger Tornado am 7. Juni an. Er hatte die Stärke F 1 der sechsteiligen Tornadoskala (118 bis 180 Kilometer pro Stunde). Dazu kommen die schweren Tornados in Göttingen am 4. September und im bayerischen Maxhütte-Haidhoff am 29. Mai. Dort wurden jeweils Spitzengeschwindigkeiten von 180 bis 250 Kilometern pro Stunde gemessen. Das ist immerhin Tornadostärke F 2.
Auffälligstes Zeichen ist der Luftrüssel
Meteorologen und Klimaforscher sind sich allerdings nach wie vor nicht einig darüber, ob die Häufigkeit von Tornados in Norddeutschland tatsächlich zugenommen hat. "Möglicherweise werden sie nur häufiger beobachtet", sagt Frank Böttcher, Chef des Hamburger Instituts für Wetter- und Klimakommunikation. Gleichwohl prognostiziert der Kieler Klimaforscher Professor Mojib Latif eine Zunahme dieses Wetterphänomens, dessen auffälligstes Zeichen der Luftrüssel ist.
Vor einigen Jahren hatte die Deutschland-Ausgabe des US-Magazins "National Geographic" die Bundesrepublik neben den USA zum "Zielgebiet" für Tornados erklärt. Gefährdet sei wegen der geografischen Struktur und der klimatischen Konstellation vor allem das norddeutsche Flachland. Tornados entstehen bevorzugt über flachen Gebieten.
So waren im Juni und Juli 2016 im nördlichen Schleswig-Holstein kleinere Tornados weithin sichtbar. Weil es in den Wochen zuvor trocken gewesen war, wirbelten sie viel Staub auf. Als Tornado-Rekordjahr gilt nach wie vor 2006. Damals wurden in ganz Deutschland 112 solcher extremen Wetterereignisse bestätigt.