Hamburg. Im Prozess gegen seine Verlobte soll er einen Mann zur Falschaussage angestiftet haben. Ist bereits Geld an den Zeugen geflossen?

Er soll einen Zeugen im Prozess gegen seine Verlobte Michaela S. (34, Name geändert) bestochen haben, damit dieser eine Falschaussage zugunsten der 34-Jährigen ablegt. Jetzt ist der Hamburger Multimillionär Detlef F., der in der Hansestadt auch als leidenschaftlicher Ferrari-Sammler bekannt ist, verhaftet worden.

Wie die Münchner Staatsanwaltschaft auf Abendblatt-Anfrage mitteilte, sei der 63-Jährige am Donnerstagmorgen in seiner Wohnung auf der Uhlenhorst abgeführt worden. Zudem sei ein weiterer, in die Affäre verstrickter 62 Jahre alter Mann in Hannover festgenommen worden. Nach Abendblatt-Informationen handelt es sich dabei um einen Freund von Detlef F. Beiden Männern wird Anstiftung zur uneidlichen Falschaussage vorgeworfen, sagte die Sprecherin der Münchner Staatsanwaltschaft, Judith Henkel. In beiden Fällen laute der Haftgrund Verdunkelungsgefahr. Zudem seien Objekte in den Städten durchsucht worden. „Die Aussage des Detlef F. war nicht ganz in Einklang zu bringen mit der Einlassung des Zeugen“, so die Staatsanwaltschaft. „Wir konnten der Version des Herrn F. nicht ganz Glauben schenken.“ Stephan Tschaidse, Verteidiger von Detlef F., wollte sich auf Anfrage zur Verhaftung seines Mandanten nicht äußern.

Wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung war die 34 Jahre alte Verlobte von Detlef F., Michaela S., Anfang August vom Landgericht München zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt worden, weil sie einen Gast auf dem Oktoberfest im Käfer-Zelt mit einem Klappmesser schwer verletzt hatte. Die Angeklagte hatte den Vorwurf eingeräumt, jedoch wiederholt beteuert, sie sei zuvor von dem Mann bedroht worden. Sie habe gedacht: „Der bringt mich um.“ Das Opfer hatte zuvor ihren Bekannten, den Ex-Fußballnationalspieler Patrick Owomoyela, rassistisch beleidigt. Während des Prozesses hatte der Zeuge Christian H. eine für Michaela S. günstige Aussage gemacht. Er hatte dargestellt, er habe einen heftigen Streit zwischen der Angeklagten und dem späteren Opfer beobachtet und gehört, wie der Mann gedroht habe: „Ich bring euch um. Ich bring dich um.“ Zudem habe er sie an den Schultern gepackt und ihr einen Schlag versetzt.

Die Staatsanwaltschaft hatte erhebliche Zweifel an der Aussage und ließ den Mann noch im Gerichtssaal festnehmen. Wie sich später herausstellte, hatte er einen solchen Streit nicht beobachtet, war noch nicht einmal auf dem Oktoberfest gewesen. Detlef F. soll ihm für seine Aussage 200.000 Euro geboten haben. Wie die „Bild“ berichtet, hätten die Ermittlungen ergeben, dass F. noch viel mehr Geld an den Zeugen bereits „gezahlt“ habe. Die Münchner Staatsanwaltschaft wollte das gestern nicht kommentieren.

Gegen Detlef F. hatte es schon einmal, im Juli, einen Haftbefehl gegeben. Hintergrund war die Aussage des Zeugen, der nach seiner Verhaftung angegeben hatte, von dem Millionär „gekauft“ worden zu sein. Demnach soll der Hamburger dem in der Schweiz lebenden 31-Jährigen über Mittelsmänner 100.000 Euro dafür zugesagt haben, dass er seine Verlobte entlastet. Weitere 100.000 Euro sollten fließen, wenn die falsche Aussage zur Entlassung von S. aus der U-Haft führe. Bei seiner ersten Verhaftung hatte Unternehmer Detlef F. den Vorwurf dem Grunde nach gestanden. Anschließend wurde der Haftbefehl aufgehoben, weil nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft „keine Verdunklungsgefahr mehr besteht“.

Doch dies hat sich jetzt geändert. Nach Informationen des Abendblattes hatte der 63-Jährige damals zwar eingeräumt, dass er dem Zeugen Geld geboten habe, dass jedoch tatsächlich noch keines geflossen sei. Nun geht die Staatsanwaltschaft offenbar davon aus, dass die damalige Aussage nicht vollständig war. Weitere Ermittlungen sollen ergeben haben, dass – entgegen der früheren Schilderung von Detlef F. – er damals doch bereits Geld gezahlt habe. Noch sitzt der 63-Jährige in der Hamburger Untersuchungshaftanstalt, er soll aber so schnell wie möglich nach München überstellt werden. Dies wird erfahrungsgemäß einige Tage dauern.