St. Pauli. Auf den Motor Classics dreht sich alles um historische Autos. Premiere ist im Oktober 2017

„Gentlemen, start your engines.“ Mit diesen legendären Worten wird seit 1909 das traditionelle 500-Meilen-Rennen von Indianapolis eröffnet. Am Donnerstag war es Karsten Broockmann, Unternehmenssprecher der Hamburg Messe, der sie aussprach. Es folgte eine Kakophonie satter Motorgeräusche: Es röhrte, wummerte, tuckerte und dröhnte, dass es eine Freude war – zumindest für die Fans von Sechs- und Achtzylindern.

Statt zu einem Rennen brachen die Oldtimer, die sich da im Eingangs­bereich der Messehallen versammelt hatten, nur zu einer kurzen Promotion-Tour auf. Gekonnt lenkten ihre Fahrer die kostbaren Karossen durch die enge Eingangstür nach draußen und positionierten sie dort fürs Fotoshooting. Eine optische Kostprobe der Messe Hamburg Motor Classics, die im kommenden Jahr Premiere feiert. Neben der Hansepferd und der Hanseboot soll auch diese Messe bei den Besuchern Emotionen und Sehnsüchte wecken.

Vom 13. bis zum 15. Oktober 2017 wird sich in den Messehallen alles um historische Automobilraritäten drehen. Ob sportlich oder majestätisch, als Cabrio­ oder Limousine, mit ausladenden Kurven oder dem eckigen Charme der 80er-Jahre – zahlreiche Aussteller werden auf der Schau ihre Prachtstücke präsentieren. „Es wird eine Messe zum Gucken und Träumen“, verspricht Bernd Aufderheide, Geschäftsführer der Hamburg Messe und Congress GmbH. Doch natürlich sollen auch Kaufinteressenten angesprochen werden. „Oldtimer sind eine gute Kapitalanlage, sie haben in den letzten 20 Jahren die höchsten Wertzuwachsraten erzielt“, so Eberhard Thiesen, Geschäftsführer zweier gleichnamiger Oldtimer-Handelshäuser in Othmarschen und Berlin.

Präsentiert und zur Verfügung gestellt wurde die Auswahl an Old- und Youngtimern (älter als 20 Jahre) von Eberhard Thiesen und Oliver Schmidt, der seit acht Jahren das Automuseum Prototyp in der HafenCity betreibt. Zu den eleganten Nobelkarossen gehörte ein Mercedes-Benz 300 S Cabriolet von 1952 mit elfenbeinfarbener Lackierung und roten Ledersitzen; ein knallroter Lancia Convertible von 1956 und – sozusagen als Stargast – ein Isotta-Fraschini Tipo 8A SS, Baujahr 1928, ein besonders luxuriöses Gefährt mit heller Karosserie, schwarzen geschwungenen Kotflügeln, offenem Verdeck und einem Reserverad hinten auf dem Kofferraum. Etwas jüngeren Datums waren ein DeLorean DMC-12 von 1982 (bekannt aus dem Film: „Zurück in die Zukunft“) und ein dunkelgrüner Shelby Cobra, Baujahr 1955.

Historische Autos wie diese haben auch unter den Hanseaten eine große Fangemeinde. „Der Bestand an Old­timern und das Interesse an diesem Thema ist in Hamburg groß“, sagt Bernd Aufderheide. Deshalb ist er auch davon überzeugt, dass die Messe ein großer Erfolg wird. „Es ist genau der richtige Zeitpunkt, der richtige Standort und die richtige Idee.“

Autohändler Thiesen stimmt ihm zu. „Ich habe mir immer gewünscht, dass es auch in Hamburg mal eine Messe für Oldtimer gibt.“ Bislang habe er seine Raritäten lediglich auf Messen in Essen und Süddeutschland gezeigt. „Als Lokalpatriot freue ich mich, nun auch Hamburg als Standort unterstützen zu können“, sagt er. Auch von Prototyp-Geschäftsführer Oliver Schmidt gab es ein Lob für die Idee zu den Hamburg Motor Classics. „Ich freue mich über den Mut und die Initiative der Messe, den Freunden historischer Automobile eine Messe als Plattform zu bieten.“

Zur Erstveranstaltung werden 200 Aussteller erwartet, darunter namhafte Händler. Neben dem europaweit bekannten Unternehmen von Eberhard Thiesen hat sich unter anderem Leseberg Automobile, in Norddeutschland führender Händler von Mercedes-Benz Old- und Youngtimern, angesagt. Neben hochwertigen Automobilen gibt es auch klassische Motorräder zu bestaunen und zu kaufen. Darüber hinaus werden Accessoires, Literatur, Kunst und Retrospielzeug präsentiert.

Und es stehen auch Finanzierungsexperten bereit, um Beratungsgespräche zu führen. Ist ja kein billiger Spaß: Das Mercedes-Benz-Cabriolet mit den roten Ledersitzen etwa kostet 600.000 Euro. „Es ist alles von Hand gebaut“, sagt Eberhard Thiesen und fährt mit der Hand über das Armaturenbrett aus Edelhölzern. Die Anschaffungskosten von heute entsprächen im Übrigen denen von damals, sagt er. „1952 kostete der Wagen 35.000 Mark, aber die Kaufkraft ist gleich geblieben.“

Mit gutem Grund werden auch Versicherungsfachleute auf der Messe vertreten sein. „Man macht mit einem Oldtimer ja nicht nur eine Zeitreise, sondern hat auch Geld angelegt“, so Thiesen. Und weil man das Auto nicht nur besitzen, sondern auch fahren wolle, benötige man eine gute Versicherung. Mit dem alten Mercedes etwa könne man sofort losfahren. „Der bringt Sie bequem nach München“, sagt er.