Hamburg .

Die Erfolgsgeschichte von Roccat begann in einer Studentenbude in Ostwestfalen zu einer Zeit als PCs noch 386er oder 486er hießen und IBM-kompatibel waren. An so einem Gerät erlebte René Korte zum ersten Mal, dass Computerspielen etwas mit Aufgaben verteilen, Ehrgeiz entwickeln, Ziele erreichen zu tun hat. Und, dass die Spieler nicht in einem Raum sein müssen, nicht mal in einer Stadt oder einem Land. Er war interessiert. „Ich habe nie zum Zeitvertreib gespielt. Wettbewerb war immer ein Thema für mich“, sagt der frühere Leistungssportler, der sich sein Wirtschaftsstudium als Profi-PC-Spieler finanzierte.

Er blieb in der rasant wachsenden Branche, war aber nie zufrieden mit den Produkten. „Ich wollte die beste Maus bauen, die beste Tastatur, das beste Headset. Die Qualität entscheidet mit über Sieg und Niederlage“, sagt der 43-Jährige. 2007 gründete er mit 300.000 Euro Startkapital die Roccat GmbH – und wurde belächelt. Ein Vier-Mann-Unternehmen aus Hamburg, das sich mit den großen Hardware-Herstellern wie Racer oder Logitec anlegt? Heute hat die Marke unter jungen Leuten Kultstatus. Das Besondere: Die Produkte sind individuell auf die Bedürfnisse und Vorlieben der Spieler programmierbar.

„Wir wollen alle gewinnen beim Spielen, das gehört zu unserer DNA“, sagt der Firmengründer. Dabei passierte in den ersten Jahren alles, was eine Existenzgründung zum Scheitern bringen kann: Qualitätsprobleme, Lieferschwierigkeiten, Finanzkrise. Aber Korte und sein Team schafften es, Roccat nicht nur am Markt zu halten, sondern mit der Gamingbranche zu wachsen. Inzwischen werden im E-Sport-Markt Milliarden umgesetzt, Spielevents füllen Riesenhallen, die Stars – die in einer Champions-League ähnlich wie im Fußball oder Baseball gegeneinander antreten – verdienen Millionen.

Auch Roccat, mit einem brüllenden Tiger im Firmenlogo, hat ein Profi-Team. Weltweit arbeiten 120 Mitarbeiter für das Unternehmen, das jetzt in einem hippen Büro im Alten Gaswerk in Bahrenfeld residiert. Eine Million Geräte werden im Jahr verkauft. „Der Umsatz liegt im zweistelligen Millionenbereich“, sagt Korte, der einen Siegelring trägt und ein Sportrad in den Farben des FC St. Pauli fährt. Fünf bis zehn neue Produkte bringt Roccat jährlich heraus – jüngst ein Gaming-Lapboard mit inte­grierter Maus, mit der man sein Spiel auch vom Sofa aus steuern kann.

Aufsteiger Korte setzt weiter auf Wachstum. „Wir sind kurz vor dem nächsten Schritt. Es haben schon Finanziers angeklopft.“ Für die Zukunft kann er sich die Entwicklung von Computergames vorstellen. Er selbst kommt nicht mehr so oft zum Spielen. Im November wird der Gründer zum ersten Mal Vater. Damit kommt eine wirklich schwierige Entscheidung auf ihn zu: Wie viel Zeit am Computer erlaubt er seinem Kind?