Hamburg. Stundenlanger Stillstand durch den Deckel-Bau und den Brückenabriss. Autobahn A7 schneller freigegeben als gedacht.

Die Vollsperrung auf der A 7 zwischen Stellingen und dem Autobahndreieck Hamburg-Nordwest war schon vor mehreren Wochen angekündigt worden. Viele Autofahrer wagten sich am Wochenende dennoch auf die Autobahn – sie sollten es bereuen.

Im Vergleich zu den vergangenen drei Vollsperrungen waren die Auswirkungen dieses Mal verheerend: Der Verkehr brach am Sonnabend komplett zusammen. „Irgendwann ging nichts mehr“, sagt Verkehrskoordinator Gerhard Fuchs. „Seit Sonnabendvormittag wurden die Probleme immer größer, und wenig später brach der Verkehr dann ganz zusammen.“ Laut Verkehrsleitzentrale staute sich der Verkehr am Sonnabend in Richtung Norden ab Heimfeld auf 14 Kilometern und in Richtung Süden auf neun. „Die Menschen standen bis zu zwei Stunden im Stau, ohne dass sich der Verkehr bewegte“, sagte ein Polizeisprecher. Pech hatte außerdem, wer die Umleitung über die A 1 nahm. Auch hier staute sich der Verkehr am Sonnabend auf 16 Kilometern – zusammen mit den A-7-Staus also auf rund 40 Kilometer Länge.

Dazu kamen ein Stau auf der A 23 und ein ähnliches Bild auf den Hauptstraßen in Hamburg, die zu den Autobahnen führen, wie etwa die Kieler Straße. Auch dort ging am Sonnabendmittag zeitweise nichts mehr. Um die Menschen, die bei fast 30 Grad in ihren Autos verharren mussten, mit Flüssigkeit zu versorgen, rückten Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehr und der Johanniter aus und brachten den Autofahrern Getränke.

Zu schweren Unfällen ist es laut Gerhard Fuchs nicht gekommen. „Eine Person erlitt am Sonnabend allerdings einen Schwächeanfall und musste mit dem Helikopter abtransportiert werden.“ Ein Feuerwehrsprecher zeigte sich angesichts des Verkehrskollapses ratlos: „Seit Tagen werden Autofahrer über alle Medien und Kanäle darauf hingewiesen, Hamburg am Wochenende wegen der Vollsperrung zu meiden. Und jetzt stehen sie da in der Hitze und womöglich ohne Wasser im Auto.“

Die neue Behelfsbrücke
über die A 7
am Wördemannsweg
wurde am
Sonnabend gegen
17 Uhr eingehoben –
deutlich früher als
geplant. Sie soll
vom Dienstagmorgen
an für den Pkw-Verkehr
freigegeben
werden
Die neue Behelfsbrücke über die A 7 am Wördemannsweg wurde am Sonnabend gegen 17 Uhr eingehoben – deutlich früher als geplant. Sie soll vom Dienstagmorgen an für den Pkw-Verkehr freigegeben werden © HA | Andreas Laible

Es habe sogar Notrufe aus den Staus gegeben. Hamburgs Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) und Koordinator Gerhard Fuchs hatten schon vor der A-7-Sperrung dazu geraten, den Wagen wenn möglich stehen zu lassen.

Dass viele diesen Rat am Wochenende dennoch nicht beherzigt haben, liegt laut Gerhard Fuchs offensichtlich am Wetter. „Bei diesem schönen Sommerwochenende haben sich viele dazu entschlossen, an die Küsten zu fahren.“ Bei den drei vorherigen Vollsperrungen auf der A 7 sei die Verkehrssituation im Vergleich zu diesem Wochenende deutlich entspannter gewesen. Kritik an dem vermeintlich ungünstigen Datum weist Fuchs zurück: „Monatelange Planungen kann man nicht kurzfristig umwerfen, weil das Wetter schön werden soll.“ Die Baustellen seien von mehr als einem Dutzend weiterer Firmen abhängig, die ihre Arbeit „eingetaktet“ haben. An dem Datum sei nichts zu ändern gewesen.

Am Sonntag gab es deutlich weniger Probleme als am Sonnabend. „Die Staus waren kürzer, und es gab auch keinen Stillstand mehr“, hieß es in der Verkehrsleitstelle. Abgesehen von der Verkehrssituation zeigte sich Koordinator Gerhard Fuchs allerdings sehr zufrieden. „Den Einhub der Behelfsbrücke am Wördemannsweg konnten wir fast vier Stunden eher abschließen als geplant. Die zuvor montierten Brückenteile konnten am Sonnabend gegen 17 Uhr mit hydraulischem Gerät eingehoben werden.“ Sie liege jetzt deutlich höher als die alte Brücke, um Platz für den A-7-Deckel zu gewinnen. Die dauerhafte Querung ist dann für 2020/21 geplant.

Der Verkehr auf der
A 7 staute sich am
Sonnabend in Richtung
Norden auf 14 und in
Richtung Süden auf
neun Kilometern.
Verkehrssenator
Frank Horch hatte dazu
geraten, das Auto nach
Möglichkeit stehen zu
lassen
Der Verkehr auf der A 7 staute sich am Sonnabend in Richtung Norden auf 14 und in Richtung Süden auf neun Kilometern. Verkehrssenator Frank Horch hatte dazu geraten, das Auto nach Möglichkeit stehen zu lassen © Michael Arning

Das direkt angrenzende griechische Restaurant Apollon bei Pano am Nienredder wurde an diesem Wochenende zum Ausflugslokal umfunktioniert. „Wir haben hier jeden Abend eine Abrissparty mit Baustellenpreisen gehabt“, sagt Inhaber Pano Lachanas. „Hier war die Bude voll und die Stimmung gut.“ Aber auch unabhängig von der Baustellenparty beobachteten viele Besucher den Abriss der Brücke und später den Einhub der Behelfsbrücke. Diese soll planmäßig am morgigen Dienstag für den Pkw-Verkehr freigegeben werden.

Auch an der rund einen Kilometer entfernten Brücke am Niendorfer Gehege liefen die Abrissarbeiten gut. Die neue, breitere und höhere Brücke, die bereits vollständig steht, wird voraussichtlich am 16. Oktober freigegeben werden. Senator Horch ließ sich am Wochenende mehrmals informieren und zeigte sich zufrieden, dass „die Arbeiten teilweise vorzeitig und unfallfrei durchgeführt werden konnten“.

Dass die Sperrung der A 7 tatsächlich am Montagmorgen wieder aufgehoben sein soll, konnte sich mancher Besucher angesichts der Bauschuttberge auf den Fahrbahnen am Sonntag kaum vorstellen. Gerhard Fuchs versicherte jedoch: „Wir sind gut im Zeitplan und werden das sicher schaffen.“ Dieser Zeitplan wurde dann sogar um eine Stunde unterschritten. Gegen 4 Uhr am Montagmorgen gab es wieder – eingeschränkt – freie Fahrt zwischen Stellingen und dem Kreuz Nordwest.