Zum Ende dieses Sommers erregt ein Badeanzug die Gemüter, der sogenannte Burkini. Einige Politiker fordern ein Verbot, denn er würde für Unruhe an den Stränden sorgen. Zunächst dachte ich: Seit wann darf der Staat vorschreiben, was „frau“ am Strand zu tragen hat? Das soll sie doch bitte schön selbst entscheiden dürfen. Ich persönlich genieße es, im Sommer mal leicht bekleidet in der warmen Sonne zu liegen. Andere ziehen es vor, ihre Haut zu bedecken.
Der Burkini bedeckt den ganzen Körper, einzig das Gesicht, die Hände und die Füße bleiben frei. Er ist das Freizeit- und Badespaß-Äquivalent zur Burka, mit der sich einige islamische Frauen in der Öffentlichkeit kleiden. Das Tragen eines Burkinis am Strand kann man gut finden oder schlecht, verbieten sollte man es in einer freien demokratischen Gesellschaft nicht, denn von ihm geht nun wahrlich keine Gefährdung aus. Es scheint mir auch keineswegs eindeutig, ob die Frau den Anzug freiwillig trägt oder ob sie von einer patriarchalen Struktur dazu gezwungen wird. Ebenso unklar ist, ob das Tragen ästhetisch, politisch oder religiös motiviert ist. Deswegen sollten wir nicht voreilig urteilen, sondern über die Symbolik, die darin steckt, ins Gespräch kommen – und die ist eben nicht eindeutig. Burkini muss nicht, kann aber für Unfreiheit stehen – jeglicher Form der Unterdrückung sollten wir widersprechen und stattdessen davon erzählen, welche Freiheit wir insbesondere für Frauen in den letzten Jahrzehnten errungen haben. Dass Frauen hier Burkini tragen dürfen, veranschaulicht aber auch, dass wir in unserem Land Religionsfreiheit haben, und das heißt, jede und jeder darf seine Religion auch öffentlich ausüben.
Deswegen tragen katholische oder buddhistische Mönche ganz selbstverständlich auch öffentlich Gewänder, die zu ihrer Religion gehören. Viele Juden tragen eine Kippa, viele Musliminnen Kopftücher. Und viele Christinnen tragen – übrigens auch zum Bikini – ein Kreuz um den Hals. Manche sehen es nur als ein Schmuckstück an, andere als ein freies und offenes Bekenntnis zu ihrem Glauben. Bewahren wir uns diese Freiheit!
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