Hamburg. Banden stellen Fotos von Fahrrädern ins Internet – und klauen sie erst bei Kaufinteresse. Soko bittet um Hinweise.

Sie stehlen professionell, strukturiert und im großen Stil: Banden von Fahrraddieben sind laut Polizei verstärkt in Hamburg aktiv und greifen zu immer dreisteren Methoden. Teilweise werden Fahrräder auf Bestellung gestohlen, eine Szene von Hehlern floriert. „Größere Mengen gestohlener Räder werden nach Ost- oder Südosteuropa gebracht“, sagt Frank Fürst, Leiter der Soko „Fahrrad“, die im Mai mit fünf Beamten gebildet wurde.

Nach der Polizeistatistik wurden im vergangenen Jahr in Hamburg 17.217 Fahrräder gestohlen, nur 3,2 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden. Die Diebe haben es meist auf Mittelklassemodelle und seltener auf teure Rennräder abgesehen. In jüngerer Zeit machen die Täter auch zunächst Fotos von Fahrrädern und bieten sie bei Internetportalen wie „Ebay Kleinanzeigen“ an – findet sich ein Käufer, wird das entsprechende Rad kurze Zeit später gestohlen. Die Banden bringen das Diebesgut nach den Erkenntnissen teilweise sehr schnell in Transportern außer Landes. Kürzlich stellte die Polizei mehr als 50 Räder sicher, die in einem solchen Fahrzeug waren.

Die Ermittler konzentrieren sich auf die Hehler. „Sie sind Anlaufstelle von vielen Dieben“, sagt Frank Fürst. In Hamburg landen auch viele gestohlene Fahrräder aus Niedersachsen oder Schleswig-Holstein. Die Polizei will deshalb ein Netzwerk zwischen den Dienststellen aufbauen, um Erkenntnisse über die Aktivitäten der Diebe in Norddeutschland zu bündeln. Wichtig sind laut Soko „Fahrrad“ auch Hinweise von Bürgern. So sind bereits illegale Fahrradwerkstätten aufgeflogen, in denen gestohlene Räder zerlegt oder Seriennummern manipuliert wurden.

Sehr oft kann die Polizei jedoch nicht nach einzelnen Fahrrädern fahnden, da weder Besitzer noch Verkäufer die Seriennummern registrieren. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) gibt der Politik eine Mitschuld an den grassierenden Diebstählen. „Die Abstellsituation in Hamburg ist eine Katastrophe“, sagte der stellvertretende ADFC-Vorsitzende Dirk Lau. Der Senat habe Zusagen, für überdachte oder beleuchtete Stellplätze zu sorgen, bislang nicht gehalten.

Durch die Arbeit der Soko „Fahrrad“ ist im Sommer erstmals seit Langem ein leichter Rückgang der Taten zu verzeichnen. Fahrradbesitzern wird geraten, die Seriennummer zu notieren und ein hochwertiges Schloss zu benutzen – oder zwei verschiedene. Viele Täter hätten nur Werkzeug für einen Schloss-Typ dabei, so Fürst.