Hoheluft-ost. Durch gefährliche Manöver kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Auf der Hoheluftchaussee schnitt am Wochenende einTaxi einen Bus – drei Verletzte

Sie wenden ohne Rücksicht auf einer viel befahrenen Straße, sie wenden auf Fußgängerüber­wegen, sie wenden auf Busspuren, sie wenden, wo es gerade geht: Sogenannte U-Turns skrupelloser Autofahrer gehören zur gefährlichen Normalität entlang der Verkehrsachse Hoheluftchaussee/Grindelberg/Grindelallee. Nachdem am Wochenende ein Wendemanöver auf der Hoheluftchaussee erneut mehrere Schwerverletzte forderte, spricht sich die Hamburger CDU nun für ein Fahrverbot für Wiederholungstäter aus.

Am Sonnabend gegen 14 Uhr setzte nach Informationen des Abendblatts auf der Hoheluftchaussee in Höhe des Restaurants Block House ein Taxi, das vor einem stadtauswärts fahrenden Metrobus der Linie 5 fuhr, zur Wende an. Das Fahrzeug zog unvermittelt nach links und schnitt die in der Fahrbahnmitte verlaufende Busspur. Zwar konnte der Busfahrer einen Zusammenstoß gerade noch verhindern, indem er eine Notbremsung einleitete. Drei Fahrgäste kamen jedoch zu Fall. Ein junger Mann prallte mit seinem Kopf auf das sogenannte Efad, den elektronischen Fahrkartendrucker, und zog sich eine Kopfplatzwunde zu. Zudem mussten unter notärztlicher Begleitung eine 75 Jahre alte Dame mit Verdacht auf einen Armbruch und ein 57 Jahre alter Mann mit Verdacht auf ein Wirbelsäulentrauma ins Krankenhaus gebracht werden.

Das Problem mit den verbotenen Wendemanövern ist ein verkehrspolitischer Dauerbrenner. Wer von der Polizei, die gelegentlich Kontrollaktionen an den neuralgischen Punkten durchführt, dabei erwischt wird, muss mit 35 Euro Verwarngeld rechnen. Kommt es zu einem Unfall mit Personenschaden, steht sogar ein Strafprozess wegen fahrlässiger Körperverletzung im Raum. Dennis Thering, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, gehen die bisherigen Maßnahmen noch nicht weit genug: „Die Polizei sollte in dem Bereich noch stärker kontrollieren und knallharte Strafen aussprechen, gerade bei Autofahrern, die es einfach nicht lernen wollen. Bei Wiederholungstätern sollte ein Fahrverbot verhängt werden.“

Immer wieder kommt es durch U-Turns zu brenzligen Situationen in dem Bereich zwischen Grindelallee und Hoheluftchaussee. Erst Mitte Juli wendete auf der Hoheluftchaussee ein VW-Fahrer auf einer Busspur – ein in die gleiche Richtung fahrender Gelenkbusfahrer konnte nicht mehr ausweichen, musste stark abbremsen. Drei Fahrgäste wurden leicht verletzt. Doch selbst eine schnelle Reaktion und ein sofortiges Bremsen kann nicht in allen Fällen eine Kollision verhindern. Bei einem der schlimmsten Zusammenstöße der vergangenen Jahre zog im April 2015 ein Taxifahrer auf der Hoheluftchaussee plötzlich nach links auf die Busspur. Der Bus rammte das Taxi, dessen Fahrer eingeklemmt und schwer verletzt wurde. Zwei Bus-Fahrgäste kamen mit leichten Blessuren davon. „Bei solchen Wendemanövern handelt es sich keineswegs um ein Kavaliersdelikt“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. „Die Autofahrer müssen endlich begreifen, dass sie mit solchen Aktionen Menschenleben gefährden.“ Eine ähnliche Position vertritt auch der Hamburger ADAC.

Mangelnde Linksabbiegemöglichkeiten, das Erspähen eines freien Parkplatzes auf der Gegenseite oder Stausituationen sind die häufigsten Gründen für Kehrtwenden. Um U-Turns zu verhindern, wurden 2005 an der Grindelallee und später auch an der Hoheluftchaussee kleine Trennmauern in der Mitte der Fahrbahn errichtet. Weil Fußgänger aber die Straßen gefahrlos passieren sollen und an manchen Stellen Wendemöglichkeiten für Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge bleiben müssen, trennen die etwa 20 Zentimeter hohen Kunststoffwälle die Fahrbahnen nicht durchgängig. Folge: Vor allem an Kreuzungen und Fußgängerüberwegen bleiben Lücken, die für U-Turns missbraucht werden. Am Grindelberg fehlt eine Mittelleitborde sogar völlig, weil die Fahrbahn sonst zu schmal werden würde. Dort kommt es besonders häufig zu abrupten Fahrbahnwechseln. Auf Höhe des Bezirksamtes am Grindelberg hat das Abendblatt vor zwei Jahren die U-Turns gezählt: Es waren 34 innerhalb von nur zwei Stunden.

Ist ein Bus in einen Unfall verwickelt, hat das enorme Folgen für den Verkehr. So mussten auch während der Rettungsarbeiten nach dem Unfall am Sonnabend eine Bus- und eine Fahrspur gesperrt werden. Sobald klar ist, dass bei einem Bus-Unfall mehr als eine Person verletzt worden ist, rücke die Feuerwehr „mit großem Besteck“ aus, so ein Feuerwehrsprecher. Im Einsatz seien mindestens sieben Rettungswagen, ein Löschfahrzeug, ein Notarzt, ein leitender Notarzt, der Führungsdienst A und B, ein Großraumrettungswagen und ein organisatorischer Rettungsdienstleiter.