Hamburg. Wind drückt Katamaran in Wohnwagen, Äste blockieren S-Bahn, Konzert wird abgebrochen. Feuerwehr rückt zu rund 140 Einsätzen aus.

Bis 16 Uhr war es drückend schwül, dann rollte das erste heftige Unwetter über Hamburg hinweg. Umgestürzte Bäume, überflutete Straßen und Blitzeinschläge hielten die Feuerwehr gehörig auf Trab. Binnen einer Stunde rückte sie mehr als 50-mal aus – und rief gegen 16.45 Uhr den Ausnahmezustand aus.

Schlagartig verfinsterte sich am Sonntagnachmittag der Himmel, die Temperaturen sackten ab, der Donner ließ sogar Fensterscheiben erzittern. Welche Urgewalten das Unwetter entfesselte, dokumentiert eine Szene vom Ochsenwerder Elbdeich: Dort bohrte sich ein vom Wind erfasster Katamaran in einen Wohnwagen. Weil Laub die Gully-Deckel verstopfte, setzte der Regen viele Straßen, etwa die Sülldorfer Landstraße, teilweise unter Wasser. Besonders betroffen waren der Hamburger Süden und die Elbvororte, sagte Feuerwehrsprecher Jan Ole Unger.

Ein Augenzeuge berichtete dem Abendblatt, dass in Harburg Hagelkörner „von der Größe von 50-Cent-Münzen“ gefallen seien. In der Hastedtstraße krachte ein Baum auf einen dort geparkten VW Golf. In Francop und Finkenwerder setzten Blitze zwei Dachstühle in Brand.

In der Hastedtstraße in Harburg stürzte ein Baum auf einen abgestellten PKW
In der Hastedtstraße in Harburg stürzte ein Baum auf einen abgestellten PKW © HA

Auch am Flughafen ging das Unwetter nicht spurlos vorüber

Auch am Hamburger Flughafen ging das Unwetter nicht spurlos vorüber. Ein Flug von Frankfurt nach Hamburg habe gestrichen werden müssen, teilte eine Sprecherin mit. Zudem sei die Gepäckabfertigung kurzzeitig unterbrochen worden. In Blankenese stürzten große Äste auf die Gleise und blockierten die Weiterfahrt einer Bahn der Linie S1 nach Wedel. Die Fahrgäste harrten etwa eine Stunde aus, bis die Feuerwehr die Äste aus dem Weg geräumt hatte.

Nachdem die S-Bahn über auf die Gleise gestürzte Äste gefahren war, kam der Verkehr auf der Linie vorerst zum Stillstand
Nachdem die S-Bahn über auf die Gleise gestürzte Äste gefahren war, kam der Verkehr auf der Linie vorerst zum Stillstand © TV News Kontor

Der Sturm riss auch in anderen Teilen Norddeutschlands Äste ab und Bäume um: Die Bahn stellte den Regionalverkehr zwischen Lüneburg und Lübeck vorübergehend ein, nachdem ein Baum auf die Gleise gestürzt war. Die stärkste Böe wurde mit 82 Kilometern pro Stunde (Windstärke neun) in Boizenburg an der Elbe in Mecklenburg-Vorpommern gemessen.

Im Stadtpark musste zudem das seit langem ausverkaufte Kinder- und Familienkonzert von „Deine Freunde – Kindsköpfe im Park“ abgebrochen werden. Wie der Veranstalter mitteilte, soll das Konzert der populären Band nun am 18. September um 15 Uhr nachgeholt werden. Die Tickets behielten ihre Gültigkeit.

Allein in Othmarschen fielen binnen Minuten 15 Liter Regen pro Quadratmeter sagte Gerome Sauer, Meteorologe vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation. Beim ersten Gewitter habe es sich um ein „klassisches Kaltfrontgewitter“ gehandelt, das über Bremerhaven von Westen nach Hamburg gezogen sei. Gegen 17 Uhr, nach einer kurzen Verschnaufpause, habe eine zweite, diesmal aus Richtung Nordwesten kommende Gewitterzelle Hamburg heimgesucht. Diese sei jedoch deutlich schwächer gewesen als die erste, so Sauer. Gegen 19 Uhr beruhigte sich die Wetterlage.

Dem Hamburger Fotografen Olaf Schieche (www.lostinphotography.de) gelang während des Unwetters eine spektakuläre Aufnahme an den Landungsbrücken (siehe Bildergalerie).

300 Feuerwehrleute, fünf Löschzüge und mehr als 20 freiwillige Feuerwehren waren in Hamburg im Einsatz. Insgesamt verzeichnete die Feuerwehr dort mehr als 140 wetterbedingte Einsätze.

Mehrere Brände in Schleswig-Holstein

Laut NDR setzte im Port Olpenitz (Kreis Schleswig-Flensburg) ein Blitz den Dachstuhl eines Neubaus in Brand. Auch in Breitenfelde (Kreis Herzogtum Lauenburg) brannte am Sonntagabend demnach ein Haus nach einem Blitzeinschlag. Bereits in der Nacht zu Sonntag hatte es im Norden heftige Gewitter gegeben. Ein Blitzeinschlag setzte dabei den Dachstuhl eines Einfamilienhauses in Hanerau-Hademarschen (Kreis Rendsburg-Eckernförde) in Brand. Menschen wurden bei dem Feuer nicht verletzt, wie die Polizei Neumünster mitteilte. mit Material von dpa