Hamburg. Ein Roller, viele Nutzer. Bei den derzeitigen sommerlichen Temperaturen lockt in Hamburg ein neuer Trend: das Rollersharing.

Die "Sharing Economy", also die "Ökonomie des Teilens", ist in aller Munde. Die auffälligen Autos der Carsharing-Anbieter wie "DriveNow" und «car2go» und "Flinkster" sind aus dem Straßenbild der Großstadt nicht mehr wegzudenken. Ein Auto - viele Nutzer. Aber mittlerweile rollen auch Zweiräder nach dem gleichen Prinzip über den Asphalt, beispielsweise "scoo.me" in München und Köln oder auch "stella-sharing" in Stuttgart. In Hamburg heißt das urbane Mobilitätsangebot "Jaano". Der große Vorteil zum Carsharing: man findet fast überall einen Parkplatz.

Mit dem Smartphone in der Hand können registrierte Nutzer klassische Vespas in der Hamburger Innenstadt mieten. Der Ausleih- und Rückgabevorgang läuft komplett über eine App - die nächstgelegenen Roller werden auf einer interaktiven Karte angezeigt. Unter der Sitzbank sowie im Topcase befinden sich zwei Helme unterschiedlicher Größe sowie eine Packung Einweghauben für die Hygiene.

50 Zweiräder rollen schon, 300 sollen es mal werden

Mittlerweile rollen laut Marketing-Verantwortlichen Marian Jantzen (27) fünfzig Zweiräder im Geschäftsgebiet zwischen Ottensen und Eilbek sowie Winterhude und Speicherstadt. Dreihundert sollen es mal werden. Um das Schlagwort E-Mobilität zu besetzen, müssten eigentlich die kostspieligeren Elektroroller her. Bislang fehlten jedoch noch die finanziellen Mittel und zudem hätten die Elektro-Roller für die Verwendung im Sharing-Betrieb noch nicht überzeugt, "vorwiegend wegen der geringen Speicherkapazität der Akkus", sagt Jantzen. Die Stadtwerke Stuttgart sind da schon einen Schritt weiter. Ihre blauen E-Roller fahren bereits völlig emissionsfrei. Die Aufladung übernehmen die Stadtwerke selbst.

Die Automobilindustrie reagierte schnell mit eigenen Diensten auf den Trend der "Sharing Economy". Der Automobilzulieferer Bosch ist nun auch ins Sharinggeschäft eingestiegen und bietet Berlinern zweihundert Elektro-Roller auf Leihbasis.

Laut einer Studie des Beratungsunternehmens PwC nutzt jeder zweite Deutsche "Sharing Economy"-Angebote, der Anteil der unter 30-Jährigen liegt sogar bei 82 Prozent. Laut Gernot Grabher, Professor für Stadt- und Regionalökonomie an der Hafencity Universität Hamburg, geht es der jüngeren Generation schon länger mehr um Zugang als um Besitz. "Aus diesem Verhalten eine grundsätzliche Abkehr vom Konsum zu diagnostizieren, hielte ich allerdings für etwas zu weitreichend", analysiert er den "Plattform-Kapitalismus". "Tatsächlich geht es bei diesen Sharing Economy-Angeboten vielfach lediglich um Kostenersparnis. Der Aspekt der Gemeinschaft spielt vielfach in der Praxis kaum eine Rolle", sagt der Experte.