Hamburg. Trauernde schreiben in das Kondolenzbuch in der Rathausdiele

Eine gute Dreiviertelstunde hat Ursula Neumann mit Bus und Bahn zum Rathaus gebraucht, um sich in das Kondolenzbuch einzutragen. Sie kommt aus Wellingsbüttel, ebenso wie der am Mittwoch verstorbene Altbürgermeister Henning Voscherau (1941–2016). Sie war eine von vielen Hamburgern, die ihre Trauer im Rathaus bekunden wollten.

Ursula Neumann erzählt, dass sie Voscherau noch aus Kindestagen kannte: „Unsere Familie hatte in Wellingsbüttel ein Textilgeschäft, und die Voscheraus waren unsere Kunden.“ Voscherau sei ein „guter Bürgermeister gewesen und ein sympathischer Typ“, sagt sie. „Ich mochte ihn.“

Auch die Eidelstedter Pensionärin Gisela Herbig hat einen etwas längeren Weg in die Innenstadt auf sich genommen, um sich in das Kondolenzbuch einzutragen. „Ich möchte Danke sagen. Henning Voscherau war ein guter Bürgermeister. Er hat uns gut vertreten. Ohne Gedöns und sehr solide.“

Und Jörg Carl aus Barmbek blieb einen Moment vor dem Porträt Voscheraus stehen und verneigte sich, bevor er zum Kugelscheiber griff. „Henning Voscherau hat viel für Hamburg getan. Er hatte Charisma und war ein glaubwürdiger Politiker. Ohne Politiker wie ihn stünde Hamburg heute nicht so gut da“, schrieb er.

Wer sich ebenfalls in das Kondolenzbuch eintragen möchte, hat noch mindestens bis zum Dienstag Zeit, denn Kondolenzbücher werden in der Regel für eine Woche ausgelegt. Die Rathausdiele ist montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr zugänglich. Für diejenigen, die es nicht in das Rathaus schaffen, gibt es die Möglichkeit, ihre Gedanken in ein Onlinekondolenzbuch zu schreiben. Unter www.hamburg.de ist der Zugang dazu zu finden.

Michael Göring, Vorstandsvorsitzender der „Zeit“-Stiftung, sagte zum Tod des Altbürgermeisters: „Henning Voscherau hat für die ,Zeit‘-Stiftung und die Bucerius Law School großes Engagement gezeigt. Er war ein Politiker mit wachem Auge für die Leistungsfähigkeit der Bürgergesellschaft, die er forderte und förderte.“

Uwe Polkaehn, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds Nord (DGB Nord), und Katja Karger, Vorsitzende des DGB Hamburg, lobten das „soziale und solidarische“ Weltbild Voscheraus: „Die Gewerkschaften in Hamburg und im ganzen Norden werden dem Menschen, Politiker und Gewerkschaftsmitglied Henning Voscherau ein ehrendes Andenken bewahren. Auch sein feiner Humor wird uns fehlen.“ Und Steakhaus-Unternehmer Eugen Block, der am 13. September 76 wird, sagte: „Ich habe eine hohe Achtung vor Henning Voscheraus politischer Leistung. Menschlich hat er mich tief beeindruckt, über seinen Besuch an meinem 75. Geburtstag habe ich mich besonders gefreut.“