Frankfurt/Hamburg. Geldinstitut verlangt künftig 3,90 Euro pro Monat. Keine Gebühr ab 3000 Euro Geldeingang. Managerin: Teil der Kunden zahlt weniger.

Millionen Kunden der Postbank müssen von Anfang November an für ihr Girokonto eine Gebühr zahlen. Die Deutsche-Bank-Tochter, die lange mit ihrem kostenlosen Konto geworben hatte, vollzieht angesichts der niedrigen Zinsen eine Kehrtwende. Das Marktumfeld mache es immer schwerer, mit dem Girokonto Geld zu verdienen, sagte Postbank-Vorstand Susanne Klöß. „Natürlich geht es uns auch um Erträge. Wir brauchen ein nachhaltiges Geschäftsmodell.“

Viele Banken versuchen derzeit, die Einbußen im Zinsüberschuss über höhere Gebühren aufzufangen. Auch in Hamburg haben etliche Institute – darunter Sparda Bank, HypoVereinsbank und Haspa – Gebührenanhebungen vollzogen oder angekündigt.

Bei der Postbank haben 5,3 Millionen Deutsche ein Girokonto. Dieses kostet ab November für die meisten Kunden 3,90 Euro pro Monat. Bisher war die Kontoführung kostenlos, wenn darauf jeden Monat mindestens 1000 Euro eingingen. Von November an gilt das nur noch bei einem Gehaltseingang von mindestens 3000 Euro. Billiger wird es allerdings für rund eine Million Postbank-Kunden, bei denen weniger als 1000 Euro im Monat auf dem Girokonto landen. Sie mussten bisher 5,90 Euro für die Kontoführung bezahlen. „Wir werden künftig deshalb eine große Anzahl von Kunden haben, die weniger für die Kontoführung bezahlen“, betonte Klöß. Wer sein Girokonto nur online, über die Computer-Terminals in mehr als 1000 Filialen oder per Telefon nutzt, zahlt ab November 1,90 Euro pro Monat. Ein reines Onlinekonto hat die Bank bisher nicht im Angebot.

Wie viele ihrer Kunden im Großraum Hamburg künftig höhere Gebühren werden zahlen müssen, teilte die Postbank nicht mit. Ein Unternehmenssprecher erklärte auf Abendblatt-Anfrage, das Institut gebe keine regionalen Kundenzahlen bekannt. Branchenin­sider gehen davon aus, dass die Postbank in Hamburg Girokonten für bis zu 100.000 Kunden führt. „Mit der Neuordnung unserer Kontowelt schaffen wir eine faire Balance zwischen den Interessen unserer Kunden einerseits und denen unserer Aktionäre andererseits“, erklärte Klöß.

Institute wie die Postbank müssen einen Teil der Kundeneinlagen bei der Europäischen Zentralbank parken und zahlen dafür 0,4 Prozent Zinsen. Die Strafzinsen an die Kunden weiterzugeben sei für die Postbank „derzeit schwer vorstellbar“, sagte Vorstand Susanne Klöß. Sie rechnet damit, dass das Institut wegen des neuen Gebührenmodels Kunden verlieren werde: „Einige werden sich jetzt umorientieren. Ich bin nicht blauäugig.“