Hamburg. Für die Mitarbeiter von Goodgame Studios war die Sitzung ein Schock. Der große Spielehersteller verkündete für viele überraschend größere Entlassungen. Die Gewerkschaft Verdi nennt das Vorgehen “ganz übel“.
Die einst erfolgsverwöhnte Hamburger Spieleschmiede Goodgame Studios hat Entlassungen in größerem Umfang angekündigt. In einer Presseerklärung heißt es, es werde Kündigungen voraussichtlich in "einem unteren dreistelligen Bereich" geben. Der Stellenabbau soll bereits bis Ende September erfolgen. In einem Bericht der "Hamburger Morgenpost" ist von mehreren hundert betroffenen Mitarbeitern die Rede.
Goodgame hat bisher 1100 Mitarbeiter und bezeichnet sich selbst als Deutschlands größtes Spieleunternehmen. Es ist auf die Entwicklung von Spielen spezialisiert, die auf mobilen Geräten oder über den Browser am Rechner gespielt werden. Die Spiele selbst sind kostenlos (Free-to-play), Geld verdient das Unternehmen mit eingeblendeter Werbung oder digitalen Zusatzangeboten. Zu den größten Spieleerfolgen des Unternehmens gehört "Empire". Vor rund anderthalb Jahren wollte das Unternehmen noch massiv expandieren.
Die Entlassungen begründete Goodgame mit Umstrukturierungen. Das Unternehmen wolle sich in Zukunft verstärkt auf sein "sehr profitables Kerngeschäft", Strategiespiele für die Plattformen Mobile und Browser, konzentrieren.
Goodgame-Sprecher Dirk Hensen sagte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag, das Unternehmen könne noch nichts zur genauen Zahl der Entlassungen sagen. Dies könne erst "nach Beendigung des vorgeschalteten höher dotierten freiwilligen Abfindungsprogramms" erfolgen. "Erst danach ist ersichtlich, wie viele Mitarbeiter entlassen werden." Er betonte, der Stellenabbau sehe neben einem freiwilligen Abfindungsprogramm auch Nichtverlängerung auslaufender Verträge vor. Ausländischen Mitarbeitern würden etwaige Umzugskosten erstattet.
Laut "Mopo" wurden die Mitarbeiter von der Ankündigung bei einem "Company-Meeting" völlig überrascht. Die Kündigungen sollen wohl schon im September wirksam werden. Ungewöhnlich sei auch, dass diejenigen, die bleiben dürfen, offenbar eine entsprechende E-Mail erhalten hätten. Goodgame-Sprecher Hensen sagte dazu: "Wenige hundert Mitarbeiter, die wichtig für die erfolgreiche Fortführung von Goodgame Studios sind, haben wir darüber hinaus schriftlich informiert, dass sie für das freiwillige Abfindungsprogramm nicht in Frage kommen."
Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Hansjörg Schmidt äußerte sich über Twitter empört zu den Entlassungen. Er bezeichnete den Umgang bei Goodgame mit den Mitarbeitern als "einfach unwürdig". Goodgame würde "Mitarbeiter durch die kalte Küche abservieren". Auch die Gewerkschaft Verdi kritisierte die Entlassungen. Das sei "ganz übel", was das passiere, sagte Pressesprecher Björn Krings. Das erkläre vielleicht auch, warum das Unternehmen in der Vergangenheit so allergisch auf die angestrebte Gründung eines Betriebsrates reagiert habe.
Die Gewerkschaft Verdi hatte schon im vergangenen Jahr die Bedingungen bei Goodgame kritisiert. So sei 14 Beschäftigten, die eine Betriebsratswahl vorbereitet hätten, gekündigt worden - "mit fadenscheinigsten Gründen", erklärte damals Verdi-Landesbezirksleiter Berthold Bose.
Laut Medien war Goodgame in den guten Jahren durch luxuriöse Arbeitsbedingungen aufgefallen. Dazu gehörten ein Swimmingpool im Garten, ein Fitnessstudio und Freibier am Abend.