St. Georg . Hamburger Hochbahn setzt die ersten drei reinen Batteriefahrzeuge im September auf der Linie 109 ein – abgasfrei und fast lautlos.

Die Hamburger Hochbahn macht ihre Ankündigung wahr: Im September sollen die drei ersten reinen Batteriebusse durch Hamburg rollen – hauptsächlich auf der sogenannten Innovationslinie 109, die zwischen Hauptbahnhof/ZOB und Alsterdorf verkehrt. Die Fahrzeuge vom Typ Urbino 12 ele­tric sind am Mittwoch auf dem neuen Elektrobus-Terminal an der Adenauer­allee vorgestellt worden.

Von 2020 an sollen in Hamburg nur noch emissionsfreie Busse angeschafft werden: „Deshalb sind die neuen, rein batteriebetriebenen Busse ein wichtiger Schritt. Die Luft wird so besser und der Lärm geringer. Und wir lernen viel für einen künftigen Busverkehr ohne Abgase“, sagt Wirtschafts- und Verkehrs­senator Frank Horch (parteilos).

Vergünstigung durch Sammelbestellung?

Dabei setzt der Politiker auch auf den Austausch und Kooperationen mit anderen deutschen Städten und dem Ausland: „Es ist zum Beispiel auch eine Option, zu einem späteren Zeitpunkt emissionsfreie Busse gemeinsam mit anderen Städten zu bestellen, um so auch aufgrund höherer Stückzahlen einen günstigeren Kaufpreis zu erzielen.“ Denn umweltfreundliche Fahrzeuge haben ihren Preis: Nach Abendblatt-Informationen dürfte allein die Anschaffung der drei Batteriestadtbusse rund zwei Millionen Euro kosten. Davon werden 40 Prozent vom Bundes­ministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit übernommen.

Allerdings liegt der hohe Preis auch an der geringen Stückzahl und daran, dass es individuell angefertigte Proto­typen sind. Die Fahrzeuge wurden in der Nähe von Posen in Polen gebaut. Der Hersteller ist Solaris. „Mit dem Urbino 12 electric setzt Hamburg die neueste umweltfreundliche Bustechnologie ein“, sagte Solaris-Chef Andreas Strecker am Mittwoch bei der Premiere der Batteriebusse in Hamburg.

Ladestationen an drei Standorten

Von außen sehen die zwölf Meter langen Elektrobusse aus wie die herkömmlichen Hochbahn-Fahrzeuge, nur die Aufschrift „Batteriebus“, weist auf die besondere Antriebstechnik hin. Die Fahrzeuge verfügen über zwei leistungsstarke Hochvoltbatterien und radnahe Elektromotoren. Geladen werden die Busse auf dem Betriebshof Hummelsbüttel und an den Start- und Endhaltestellen der Innovationslinie 109 in Alsterdorf sowie an der Adenauerallee in St. Georg.

Die Ladetechnik kommt von Siemens. Mithilfe der absenkbaren Stromabnehmer können die Busse mit einer Leistung von 300 Kilowatt innerhalb von sechs Minuten aufgeladen werden. Bislang werden hier schon die sogenannten Plug-in-Hybridbusse von Volvo aufgeladen. Durch eine entsprechende Umrüstung können nun auch die Solaris-Fahrzeuge die Ladeinfrastruktur nutzen. Außerdem wird die Bremsenergie während der Fahrt zurückgewonnen und gespeichert. Die Reichweite des Urbino electric liegt allerdings nur bei etwa 35 Kilometern.

Horch macht persönliche Testfahrt

Von dem Fahrkomfort überzeugte sich Senator Horch am Mittwoch persönlich. Für eine kurze Probefahrt auf dem Gelände des Elektrobus-Terminals setzte sich der Politiker selbst ans Steuer: „Der Bus fährt ganz sanft an, es ruckelt überhaupt nicht“, sagte Horch hinterher. Zudem sei das Fahrzeug nahezu geräuschlos.

Neu ist auch, dass in den Batteriebussen für die Fahrgäste USB-Anschlüsse zur Verfügung stehen. Das heißt, es können Mobiltelefone oder Laptops während der Fahrt aufgeladen werden.

Die Hochbahn hat zurzeit rund 1000 Busse im Einsatz. Davon fahren bereits 61 mit innovativen Antriebstechnologien, der Großteil aber noch mit Dieselmotor. Die Hochbahn hat nach eigenen Angaben die größte Flotte mit umweltfreundlichen Antrieben in Deutschland.

Darunter sind auch dieselelektrische Hybridbusse. Diese haben zwar noch einen Dieselmotor, können aber Bremsenergie zurückgewinnen und mit dieser auf Teilstrecken elektrisch fahren. Zu der Flotte gehören auch Brennstoffzellenbusse, die nur mit Wasserstoff betrieben werden und lediglich Wasserdampf ausstoßen.

„Echte Herausforderung“ ab 2020

Die Hamburger Hochbahn steht von 2020 an vor einer „echten Herausforderung“, sagt Hochbahn-Vorstand Ulrike Riedel, denn dann sollen nur noch emissionsfreie Busse angeschafft werden. Das heißt, die Fahrzeuge sollen keinerlei Schadstoffe mehr ausstoßen. So wünschen es der Senat und allen voran Bürgermeister Olaf Scholz (SPD).

Die Hochbahn gibt pro Jahr etwa 30 Millionen Euro für die Anschaffung neuer Busse aus. Das Geld muss dann künftig verwendet werden, um die emissionsfreien Fahrzeuge zu kaufen – allerdings will die Hochbahn dabei auch künftig auf Förderungen der Bundesregierung zurückgreifen. Bereits seit mehr als zehn Jahren arbeitet das städtische Verkehrsunternehmen gemeinsam mit der Industrie an dem Ziel, emissionsfreie Busse einzusetzen. Darum wurde die Linie 109 zur „Innovationslinie“, auf der diese Fahrzeuge getestet werden.