Hamburg. Gesundheitsbehörde über Pläne informiert. Privates Krankenhaus könnte nach Eppendorf ziehen

Ulrich Gassdorf

Das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) plant, die Klinik Fleetinsel an der Admiralitätstraße in der Neustadt zu übernehmen: „Das UKE und die Klinik Fleetinsel Hamburg befinden sich in Gesprächen über eine Fusion der Häuser“, sagte UKE-Sprecherin Saskia Lemm am Donnerstag dem Abendblatt. Zu weiteren Einzelheiten wollte sich das Klinikum nicht äußern.

Auch Roswitha Dethlefs, Geschäftsführerin der Klinik Fleetinsel, bestätigte die Pläne: „Wir führen Gespräche mit dem UKE über eine Fusion der beiden Kliniken.“ Davon würden beide Häuser profitieren, so Dethlefs weiter. Allerdings gibt es laut Dethlefs noch keinen Zeitplan, wann die Übernahme erfolgen könnte.

Die Klinik Fleetinsel mit ihren 75 Betten und 120 Mitarbeitern ist auf orthopädische und chirurgische Therapien spezialisiert. Zu den orthopädischen Spezialgebieten zählen die Wirbelsäulen-, Gelenk- und Fußchirurgie sowie die Sportmedizin. Zudem verfügt die Klinik über eine Allgemein- und eine Gefäßchirurgie. Lange Zeit stand die noble, privat geführte Klinik nur Privatpatienten offen. Seit dem 1. Fe­bruar 2014 können dort aber auch gesetzlich versicherte Patienten behandelt werden.

Die Klinik Fleetinsel im Gebäudekomplex des Steigenberger Hotels, entworfen von dem Hamburger Büro gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, wurde 1992 bezogen. Im ersten Jahr wurden dort 2000 Patienten behandelt, inzwischen sind es 12.000 pro Jahr. Seit 2014 ist die Klinik mit 30 Betten in der Chirurgie in den Krankenhausplan der Freien und Hansestadt Hamburg aufgenommen.

Wenn es zu einer Übernahme kommt, könnte es auch Diskussionen darüber geben, ob der Standort auf der Fleetinsel erhalten bleiben soll oder ob die Klinik mit auf das Gelände des UKE zieht.

Auch bei der Hamburger Gesundheitsbehörde sind die Fusionspläne bekannt: „Die Gesundheitsbehörde ist darüber informiert, dass zwischen dem Träger der Klinik Fleetinsel und dem UKE Gespräche zur möglichen Übernahme der Klinik durch das UKE geführt werden. Eine Genehmigung dieser eventuellen Übernahme ist durch die Gesundheitsbehörde nicht erforderlich“, sagte Behördensprecher Rico Schmidt. Im Übernahmefall sei der Behörde aber ein Trägerwechsel unverzüglich anzuzeigen, so Schmidt weiter.

Die Wissenschaftsbehörde (BWFG) geht davon aus, „dass der Vorstand die BWFG als die zuständige Fachbehörde und insbesondere das Kuratorium rechtzeitig vor entsprechenden Weichenstellungen mit dieser Angelegenheit befassen wird, sollte sich eine Übernahme der Fleetinsel-Klinik nach seiner Auffassung als für das UKE vorteilhaft darstellen.“

Auch die Politik verfolgt die Pläne Fusion aufmerksam. „Wenn es zu einer Übernahme dieser erfolgreichen Privatklinik durch das UKE kommt, würde ein Stück Wettbewerb und Individualität verloren gehen. Im Endeffekt hätte hier dann die Stadt als Eigner des UKE das Sagen“, sagte CDU-Gesundheits­expertin Birgit Stöver. Die Politikerin mahnte zudem: „Eine Fusion darf nicht die Entlassung von Mitarbeitern zur Folge haben.“

Sollte es zu einer Übernahme kommen, setzt das UKE damit seinen Ausbau über das eigene Gelände hinaus fort. Zurzeit wird dort für 70 Millionen Euro die neue Kinderklinik errichtet. Wie der neue UKE-Chef Prof. Burkhard Göke Anfang dieses Jahres in einem Interview mit dem Abendblatt ankündigte, will das Klinikum ein neues Herzzentrum bauen. Geplant sind auch ein neues Krebszentrum und ein zweiter Forschungscampus, bauliche Verbesserungen und die Modernisierung der Psychiatrie und möglicherweise ein Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie, wenn sich dafür ein Unterstützer findet.

Es ist nicht das erste Mal, dass das UKE eine Klinik übernimmt: Vor elf Jahren kaufte es das Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) für einen symbolischen Euro. Seitdem wird das AKK als eigenständige Klinik unter dem Dach des UKE weitergeführt. An der AKK Altonaer Kinderkrankenhaus gGmbH sind das UKE zu 94 Prozent und der Verein Altonaer Kinderkrankenhaus von 1859 zu sechs Prozent beteiligt. In der Klinik mit 206 Betten und zwölf Fachabteilungen werden Kinder und Jugendliche mit akuten und chronischen Erkrankungen behandelt. Im vergangenen Jahr wurden 11.000 stationäre, 6000 teilstationäre und 45.000 ambulante Patienten aus ganz Deutschland im AKK behandelt.

Am 1. August 2013 übernahm das Uniklinikum die Psychiatrische Tagesklinik Hamburg-Mitte, das „Janssen-Haus“, im Herzen von St. Pauli, als Tochtergesellschaft. Die Psychiatrische Tagesklinik ist fester Bestandteil des psychiatrischen Versorgungssystems der Hansestadt. Jährlich werden hier 300 Patienten betreut.