Hamburg. Hamburg Airport: Die Gates für die Billigflieger sind Anfang September fertig. Das Boarding wird schneller dank flexibler “Finger“.
Es ist knapp fünf Monate her, dass Michael Eggenschwiler den Startschuss für eine „Mammutaufgabe“ gab, wie er selbst sagte. Der Hamburger Flughafenchef und Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) kletterten in zwei Bagger und führten die ersten Meißelschläge bei der Grundinstandsetzung des Vorfelds aus. Nun ist der erste von zehn Abschnitten des 120 Millionen Euro teuren und bis zum Jahr 2020 angelegten Projekts planmäßig beendet worden, teilte Hamburg Airport mit. Seit Freitagmorgen rollen die ersten Flieger über den neuen Asphalt.
In bis zu 1,80 Meter Tiefe wird der Boden ausgetauscht
Mit dem Vorfeld werde das „Herzstück unserer Infrastruktur“ bei laufendem Betrieb erneuert, sagte Eggenschwiler. „Das ist eine echte Herausforderung, die im Premierenabschnitt vom gesamten Team professionell gemeistert wurde.“ Trotz der Wetterturbulenzen der vergangenen Wochen und Monaten liege das Projekt voll im Zeitplan. Die letzten Arbeiten am ersten Abschnitt erledigten gut 100 Mitarbeiter in der Nacht zum Freitag, in der sie mehr als 250 Schilder austauschten. Die sogenannte Nomenklatur des Flughafens wie zum Beispiel Rollgassen und Flugzeugpositionen wurde umbenannt und aktuellen Standards angepasst.
Jetzt zieht die Großbaustelle Vorfelderneuerung ein Stück weiter nördlich Richtung Terminal 2. Ab Montag wird dort auf 37.400 Quadratmetern der 40 bis 60 Jahre alte und verschlissene Asphalt abgefräst und der Boden in einer Tiefe von bis zu 1,80 Meter ausgetauscht. Im Anschluss werden bis November vier Schichten aufgebaut, unter anderem werden darin sämtliche technischen Leitungen wie Regenwassersiele und Kabelrohrtrassen erneuert und das Befeuerungssystem „Follow the Greens“ installiert.
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Der "Finger" ist flexibel: ein Großraumjet oder zwei kleinere Maschinen
Gleichzeitig entstehen in diesem Bereich der Pier zwei flexible Doppelfluggastbrücken. An einem solchen „Finger“ können entweder ein Großraumjet oder gleichzeitig zwei kleinere Flugzeuge andocken. Der Flughafen macht sich damit fit, um neben der jetzt schon eingesetzten Boeing 767-400 (United fliegt damit nach Newark) und 777-300 (Emirates nach Dubai) künftig auch das größte Passagierflugzeug der Welt, den A380, abzufertigen – und die kleineren Airbus-Langstreckenmaschinen A330 und A350. Weil die Brücken schwenkbar sind, können sie auch so bewegt werden, dass zwei Kurz- und Mittelstreckenflieger aus Airbus’ A320-Familie oder Boeings 737-Reihe zeitgleich boarden oder entboarden können, ein Jet steht dann leicht schräg versetzt. Die neuen Doppelfluggastbrücken, die jeweils eine Million Euro kosten, sollen im ersten Quartal 2017 in Betrieb gehen.
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Bereits Anfang September sollen die ersten Passagiere die vier neuen WiWo-Gates (Walk in, walk out) nutzen, deren Fertigstellung sich auf dem gerade grundsanierten ersten Vorfeld-Abschnitt in der Endphase befindet. In dem 6,5 Millionen Euro teuren Komplex sollen Fluggäste aus einem neuen Anbau mit einem Treppenhaus pro Gate über den neuen Belag zu den Jets laufen. Weil das Ein- und Aussteigen dann über beide Eingangstüren erfolgt – an den normalen Fluggastbrücken ist es bei den Kurz- und Mittelstreckenfliegern immer nur die Vordertür –, soll es schneller gehen und die Standzeit für die Jets verkürzen. Vor allem die Billigflieger wollen diesen Bereich nutzen. Denn: Geld verdienen Jets nur in der Luft.