Hamburg. Im Juli waren 70.383 Hamburger ohne Job. Für die kommenden Monate erwartet Sönke Fock eine weitere Erhöhung der Zahl.

Rund 1300 Arbeitslose mehr gibt es in Hamburg im Juli als im Vormonat. Insgesamt sind 70.383 Hamburger auf Jobsuche. Die Arbeitslosenquote liegt bei sieben Prozent. „Der Anstieg jetzt ist eine normale saisonale Entwicklung“, sagt Sönke Fock, Chef der Arbeitsagentur Hamburg. „Der Grund sind junge Menschen, die ihre Ausbildung beendet haben aber noch keine Anschlussbeschäftigung gefunden haben.“ Nicht jeder Ausbildungsbetrieb übernimmt seine Lehrlinge, obwohl der Fachkräftemangel groß sein soll. Außerdem sei der Juli kein Einstellungsmonat, sagt Fock. So gibt es im Juli in Hamburg vor allem in der Gruppe der jungen Arbeitslosen (unter 25 Jahren) einen Anstieg um zwölf Prozent auf 5602 Personen.

Doch Fock ist überzeugt, dass die gut ausgebildeten Absolventen schnell einen neuen Arbeitsplatz finden werden. „Die Hamburger Wirtschaft ist darauf angewiesen“ sagt er. Fast alle Branchen – bis auf Banken und Versicherungen – haben in den vergangenen zwölf Monaten neue Stellen aufgebaut. Das zeigt sich auch im Vergleich zum Vorjahr: Gegenüber Juli 2015 ist die Arbeitslosenzahl um 5,6 Prozent gesunken. Am stärksten ging die Arbeitslosigkeit innerhalb eines Jahres in Bergedorf mit neun Prozent zurück, in Eimsbüttel liegt die Quote unter fünf Prozent. Besteht also Hoffnung, dass die Zahl der Jobsuchenden bald wieder unter 70.000 sinkt?

Da ist Fock weniger optimistisch. „Ich rechne im Herbst mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit.“ Er geht davon aus, dass die Zahl der Jobsuchenden Monat für Monat etwas weiter steigt, die Unterschreitung der Marke von 70.000 rückt damit in weite Ferne. „Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Flüchtlinge in den nächsten Monaten stärker in der Arbeitslosenstatistik niederschlagen.“

Der Hintergrund: Rund 6000 Hamburger tauchen nicht in der offiziellen Arbeitslosenstatistik auf, weil sie Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung absolvieren. Das sind Praktika oder Kurse zur Ermittlung bestimmter Kompetenzen. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Teilnehmer in diesem Bereich um 66 Prozent, was vor allem auf die Flüchtlinge zurückzuführen ist. „Wenn sie aus diesen Kursen kommen, gehen sie in die Arbeitslosigkeit ein“, sagt Fock. Das können in Hamburg bis zu 2500 Personen sein, die die Arbeitsmarktstatistik dann belasten.

Fock rechnet nicht damit, dass die meisten danach gleich einen Arbeitsplatz finden. „Wir müssen realistisch bleiben“, sagt er. „Das Ziel ist, bis Ende des Jahres zehn Prozent der Flüchtlinge in eine Beschäftigung im regulären Arbeitsmarkt zu bringen. Bisher haben wir fünf Prozent erreicht.“ Bisher haben rund 3000 Zuwanderer in Hamburg eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit aufnehmen können (das Abendblatt berichtete). Erst wenn das Asylverfahren abgeschlossen ist, fallen die Flüchtlinge in die Zuständigkeit der Arbeitsagentur und des Jobcenters. Von den rund 70.000 Arbeitslosen sind 21.000 Ausländer. Unter den Fluchtländern kommen die meisten Arbeitslosen aus Afghanistan (1769), Syrien (1656) und dem Iran (1019).

322.000 Flüchtlinge suchen bundesweit nach Arbeit

Auch bundesweit zeigt sich eine ähnliche Entwicklung. In Deutschland sind derzeit rund 322.000 Flüchtlinge auf Jobsuche. Die meisten nehmen an Integrationskursen oder an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teil. Rund 141.000 sind derzeit als erwerbslos gemeldet und stehen dem Arbeitsmarkt damit zur Verfügung. Dies seien 10.000 mehr als im Juni und die Zahl dürfte in den nächsten Monaten ähnlich stark steigen, sagte Detlef Scheele von der Bundesagentur für Arbeit.

Auch in Schleswig-Holstein ist die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat gestiegen. Im Juli wurden 92.400 Jobsuchende registriert, 1900 mehr als im Juni 2016. Die Arbeitslosenquote liegt wie in Niedersachsen bei 6,1 Prozent. Dort stieg die Zahl der Arbeitslosen innerhalb eines Monats um 11.095 auf 257.748 Personen.

Bundesweit wurde mit 2,661 Millionen Jobsuchern die niedrigste Juli-Arbeitslosigkeit seit 25 Jahren regis­triert. Gegenüber dem Juni 2016 gab es 47.000 Arbeitslose mehr, was die Bundesagentur mit saisonalen Faktoren begründete. Im Vergleich zum Vorjahr waren aber 112.000 weniger als im Vorjahr arbeitslos gemeldet.