Hamburg. Der Senat will Großprojekte ohne spätere Preissteigerungen umsetzen – die Sanierung des Kongresszentrums ist der erste Prüfstein.
Eines der größten und ambitioniertesten Bauprojekte der Stadt wird im kommenden Monat beginnen: die Sanierung und Revitalisierung des Kongresszentrums CCH. „Die vorbereitenden Baumaßnahmen werden im August 2016, die Schadstoffsanierung Anfang 2017 beginnen“, gab der Senat jetzt auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Thilo Kleibauer bekannt. Im Sommer 2019 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Am Kostenrahmen von 194 Millionen Euro soll sich nichts ändern – ihn einzuhalten, wird aber schwieriger.
Nötig wird die umfangreiche Maßnahme, weil das mehr als 40 Jahre alte Kongresszentrum am Dammtor-Bahnhof teilweise marode und nicht mehr zeitgemäß ist. Daher entsteht ein komplett neuer Eingangsbereich, das Umfeld wird umgestaltet, und der ganze Komplex wird klar in drei parallel nutzbare Gebäudeteile gegliedert – die Zahl der Tagungsteilnehmer kann damit von 200.000 auf mehr als 300.000 pro Jahr gesteigert werden, was den Betrieb des CCH wirtschaftlicher macht. Dazu beitragen soll auch eine aufwendige Sanierung der Fassade und der technischen Gebäudeausrüstung.
Besondere Beachtung findet das Projekt auch aus einem anderen Grund: Nach der Kostenexplosion bei der Elbphilharmonie, die zum guten Teil auf mangelhafte Planung in der Frühphase und überhasteten Baubeginn 2007 zurückzuführen war, hatte der damalige SPD-Senat 2012 neue Regeln für „kostenstabiles Bauen“ eingeführt. Wichtigster Grundsatz ist seitdem: Es wird erst so weit wie möglich geplant, dann entschieden, ob überhaupt gebaut wird, und dann begonnen – und das CCH ist der erste große Prüfstein für dieses Vorgehen. „Ein ,Reinstolpern’ in Großprojekte wird es mit diesem Senat nicht mehr geben“, hatte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) 2014 gesagt.
Einhalten des Kostenrahmens wird schwieriger
Aus den Antworten des Senats auf Kleibauers Anfrage geht allerdings hervor, dass das Einhalten des Kostenrahmens zunehmend schwieriger wird. So wird die Schadstoffsanierung mit acht statt sechs Millionen Euro um ein Drittel teurer als bislang geplant. Diese Mehrkosten sollen durch Einsparungen aufgefangen werden. „In dem vierstöckigen Eingangsbereich wird auf eine Klimatisierung verzichtet. Stattdessen wird es hier eine natürliche Be- und Entlüftung geben“, teilte die städtische Gesellschaft ReGe Hamburg auf Abendblatt-Anfrage mit. Außerdem solle der „Bauteil Ost“ an der Tiergartenstraße gegenüber dem Altbestand um sieben Meter eingerückt werden. Die Funktion des Gebäudes beeinträchtige das nicht, aber die Logistikfläche in der Tiergartenstraße werde entsprechend größer.
Außerdem nennt der Senat ein „besonderes Kostenrisiko“: Die gute Auslastung der Baubranche könne zu „deutlich von der Kostenerwartung abweichenden Angebotspreisen“ oder gar zum „Ausbleiben von Angeboten“ führen. Im 194-Millionen-Euro-Budget sind zwar sieben Millionen Euro für Kostensteigerungen eingeplant – ob sie ausreichen, ist eine spannende Frage. „Die eingeplanten Reserven für den CCH-Neubau schmelzen dahin“, sagt Kleibauer. „Hier muss die Bürgerschaft zeitnah und umfassend über den Stand des großen Projektes informiert werden.“