Hamburg. Die Stadt bezahlt für 2015 einen Rekordbetrag von 85 Millionen Euro. Und die Kosten für das Schlickbaggern dürften weiter steigen.
Das Schlickaufkommen im Hamburger Hafen nimmt nicht ab. Nachdem im vergangenen Jahr bereits die Rekordmenge von elf Millionen Kubikmetern aus der Elbe und den Hafenbecken gebaggert wurden, rechnet die städtische Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) mit einer mindestens gleich großen Menge in diesem Jahr. „Es könnte sogar etwas mehr werden, weil wir jetzt das ganze Jahr über Baggergut verbringen können“, sagte der Finanzchef der HPA, Tino Klemm, bei der Vorstellung des Geschäftsberichts am Donnerstag.
Auch die Kosten für das Schlickbaggern werden möglicherweise steigen. „Wir sind darauf vorbereitet, höhere Ausgaben zu berücksichtigen“, sagte Klemm. Nähere Angaben wollte er nicht machen. „Die Geschäftszahlen für das erste Halbjahr kommen noch.“ Im vergangenen Jahr hat die HPA 85 Millionen Euro für das Baggern ausgegeben. Mehr als jemals zuvor.
Aufgrund des erneut starken Schlickaufkommens erwägt die HPA laut Klemm die Anschaffung eines eigenen Baggers. „Wir werden uns die Daten in diesem Jahr sehr genau anschauen und alle Möglichkeiten zur Kostenreduzierung ausschöpfen“, sagte Klemm. Angesichts der geänderten Rahmenbedingungen sei es „eine kluge Sache“, auch über die Anschaffung eines eigenen Baggers nachzudenken.
Da Baggerarbeiten in den Hafenbecken aufgrund einer Vereinbarung der HPA mit der Umweltbehörde in der Vergangenheit nur in den Wintermonaten möglich war, wurde die Anschaffung eines eigenen Baggergeräts bisher als unwirtschaftlich angesehen. Stattdessen wurden Baggerschiffe angemietet. Aufgrund eines neuen Vertrags mit Schleswig-Holstein ist es nun der HPA ganzjährig gestattet, Baggergut in der Nordsee vor Helgoland zu verklappen.
100.000 Euro für eine Ladung Schlick
Rund 100.000 Euro kostet es, wenn der gemietete Saugbagger „Bartolomeu Dias“ eine Ladung Schlick in die Nordsee schafft. Bei zwei Fahrten am Tag kommen so 200.000 Euro Kosten zusammen. Da amortisiert sich ein eigenes Gerät schnell. Derzeit verfügt die HPA nur über zwei Seilgreifbagger, mit der vereinzelte Hindernisse vom Grund gehoben werden können. Zur Abtragung ganzer Schlickflächen sind sie nicht geeignet.
Die erhöhten Baggerkosten haben sich im vergangenen Jahr auch in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung der HPA niedergeschlagen. Die Ausgaben für den Materialaufwand stiegen um 11,5 Millionen Euro. Gleichwohl konnte der Jahresfehlbetrag der HPA aufgrund erheblicher Zuschüsse aus dem Haushalt 2015 um annähernd 50 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr gesenkt werden. Ende 2015 lag das Defizit der HPA bei minus 54,3 Millionen Euro. Zur Absenkung trug auch die solide Haushaltsführung der HPA bei: Die Umsatzerlöse der Hafenbehörde konnten gegenüber 2014 um 5,3 Millionen Euro gesteigert werden. Diese positive Entwicklung sei im Wesentlichen durch gestiegene Mieten und Erlössteigerungen beim Hafenbetrieb gelungen, sagte Klemm. So seien die Mieteinnahmen um 3,4 Millionen Euro gestiegen.
228 Millionen Euro für die Infrastruktur des Hafens
Auf der anderen Seite stiegen auch die Ausgaben: Insgesamt 228 Millionen Euro hat die Hafenbehörde im vergangenen Jahr in die Infrastruktur des Hafens investiert. Das waren gut 40 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor, teilte Klemm mit. Herausragende Posten waren dabei 73 Millionen Euro für Immobilien wie das dritte Kreuzfahrtterminal, 40 Millionen Euro für den Neubau der Rethe- und der Kattwykbrücke sowie 25 Millionen Euro für den Erhalt und Ausbau des Straßennetzes im Hafen. 18 Millionen Euro verbuddelte die HPA zudem im Netz der Hafenbahn.
Alle diese Ausgaben kann die HPA nicht aus den eigenen Einnahmen stemmen. Deshalb wird sie aus dem Hamburger Haushalt bezuschusst. In diesem Jahr sind es rund 150 Millionen Euro, die die Hafenverwaltung von der öffentlichen Hand erhält. Im kommenden Jahr und im Jahr darauf sind es sogar jeweils 189 Millionen Euro, wie Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) vor Kurzem verkündete. Davon kommen 100 Millionen Euro von der Stadt und 24 Millionen Euro vom Bund für Hafeninvestitionen. Zusätzlich erhält die HPA 65 Millionen Euro von der Stadt als Betriebszuschuss – nicht zuletzt wegen der höheren Ausgaben für Baggerleistungen, um den Schlick zu entfernen.
Und schließlich bekommt auch noch die Geschäftsführung mehr Geld: Die Bezüge von HPA-Chef Jens Meier stiegen im vergangenen Jahr gegenüber 2014 um 22.000 auf 334.000 Euro. Sein Stellvertreter, Wolfgang Hurtienne, erhielt mit 160.000 Euro 7000 mehr als im Jahr zuvor.