Hamburg . Hunderttausende haben Hamburgs Straßen am Sonnabend in eine große Partymeile verwandelt. Allerdings kamen weniger Fans als erwartet.

Auf St. Paulis Straßen gab es kein Durchkommen mehr: 370.000 Menschen haben am Sonnabendnachmittag den 20. Schlagermove mit Glitzer, Blumen und Konfetti durch Hamburgs Straßen begleitet. Ob mit grellvioletter Schlaghose, hochglänzender Goldbluse oder dem Ganzkörperanzug im Elvis-Style - Schlagerfans aus ganz Deutschland und jeden Alters verwandelten den Hamburger Kiez trotz grauen Himmels in eine einzige bunte Schlagerparty.

„ Eigentlich hören wir gar keinen Schlager“, sagte Schlagerfan Gabi, die mit einer Gruppe Freundinnen und mit Blumenketten geschmückt zum „Karneval des Nordens“ extra aus Lippstadt angereist ist. „Aber einmal im Jahr doch - da geht's zum Schlagermove.“ Die Veranstalter sprachen am Sonntag von 370 000 Teilnehmern beim 20. Jubiläum des Umzugs, die Polizei von 200 000. Im vergangenen Jahr hatte die Polizei noch rund 350 000 Schlagerfans gezählt. Erwartet hatten die Veranstalter insgesamt rund 500 000 Besucher. Trotz der im Vergleich zum Vorjahr geringeren Zahl der Fans zeigte sich Sprecher Axel Annink am Sonntag zufrieden. Alle sei friedlich und prima gelaufen.

Friedliche und ausgelassen Partystimmung auf St. Pauli

Genug Fans waren es aber allemal, um einen ordentlichen Jubel auszulösen, als die Schlagerstars an Bord der mit Planen und Luftballons geschmückten Musiktrucks kletterten. Jürgen Drews, selbst ernannter „König von Mallorca“, ließ es sich nicht nehmen, zuvor noch ein Bad in der Menge zu nehmen. Der Umzug der insgesamt 45 Musiktrucks wurde von Costa Cordalis angeführt, auch Altschlagerstar Tony Marshall und Willi Herren („Is mir egal“) fuhren mit und sorgten für eine Heidenstimmung bei den Fans. „Das ist klasse - die Texte kann man alle mitsingen“, sagte Sigrid aus Hamburg mit pinken Federn im Haar und viel Glitzer im Gesicht. Und tatsächlich: schon vor Beginn der Veranstaltung dröhnten eigene Versionen von „Anita“ und „Ein Bett im Kornfeld“ von mehr oder weniger begabten Schlagerfans durch die U-Bahnen. An der U-Bahn Haltestelle St.Pauli stand Extrapersonal der Hochbahn bereit - so überfüllt waren die einzelnen Züge. Trotz ihrer grellgrünen Westen und Warnleuchten gingen sie in der gut gelaunten, bunten Menge beinahe unter.

Hossa-Schlachtrufe schallen über den Fischmarkt

Auch die Polizei war mit zahlreichen Beamten anwesend, um einen reibungslosen Ablauf des Massenspektakels zu gewährleisten, wie ein Polizeisprecher sagte. Wegen des Terroranschlags bei einer Großveranstaltung im französischen Nizza seien den Angaben zufolge keine zusätzlichen Polizeikräfte abgestellt worden, die Anzahl der Beamten aber „jede Menge“ für ein solches Spektakel. Zudem sei der Schlagermove seit Jahren trotz des hohen Alkoholkonsums ein friedliches Ereignis, sagte Schlagermove-Sprecher Axel Annink. Das liege an dem bunten Generationenmix und nicht zuletzt auch an den lustigen Kostümen. „ Um einen Freund zu zitieren: Im Biene-Maja Kostüm haust du dir nicht auf die Klappe“.

Maxime aus Hamburg, der einen rot-gelbgemusterten Elvisanzug trägt, sieht das ähnlich. „Die friedliche, ausgelassene Partystimmung hier ist einmalig“, sagte er und nahm einen großen Schluck aus seinem Plastikbecher. Seine pink-silber-haarigen Begleiterinnen Jasmin und Joyleen fügten voller Zustimmung hinzu: „Wir kommen hierher, um auf die Freundschaft zu trinken.“ Unter den Schlager-typischen „Hossa“ -Schlachtrufen fuhr die Karawane am Nachmittag über den Fischmarkt und die Reeperbahn, um am Abend zurück zum Ausgangspunkt zu gelangen. Auf dem rund 24.000 Quadratmeter großen Areal wurde im Anschluss bei der Aftermove-Party mit Live-Auftritten, DJ-Programm und Bühnengastgeber DJ Vossi bis in die Nacht gefeiert.