Hamburg. Schuld ist eine Computerpanne in dem hochkomplexen System. Stadt geht von „baldiger Lösung“ aus

Es war wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Unter erheblichem Personaleinsatz versuchte der IT-Dienstleister Dataport schon am Mittwoch zu ergründen, warum schlagartig Tausende Telefone in 45 städtischen Behörden und Instituten nicht mehr zu erreichen waren. Doch auch am Donnerstag kamen die Experten der Sache zunächst nicht auf den Grund – bis zu 6000 städtische Telefonanschlüsse blieben erneut stumm.

Viele Bürger verzweifelten, wenn sie bei der Polizei oder einigen Bezirksämtern durchklingelten. Mal landeten sie in einer Warteschleife, dann hörten sie veraltete Mailboxansagen. Oder eben gar nix. Am späten Nachmittag konnte Dataport immerhin das Problem konkret benennen. Wie Unternehmenssprecherin Britta Heinrich mitteilte, sei „eine Sicherheitsfunktionalität der Firewall der Auslöser“. Dabei handelt es sich um ein Programm, das Computer-Netzwerke vor Attacken aus dem Internet schützt. Einen Hacker-Angriff schloss Heinrich aus: „Ein Virus hätte ein anderes Fehlerbild erzeugt.“

Fünf sogenannte Cluster (Rechnergruppen) verwalten die 60.000 städtischen Telefonanschlüsse, die auf dem neuen Standard Next Generation Netzwerk-Technik (NGN) basieren. Telefonate werden dabei übers Internet mithilfe eines von Firewalls gesicherten Computer-Netzwerks übertragen. Jede Rechnergruppe wird von acht Firewalls geschützt – eine Firewall in einer Rechnergruppe verursachte den Fehler. 16.000 Telefonanschlüsse von 45 städtischen Instituten und Behörden laufen über die schadhafte Rechnergruppe. Bis zu 6000 Anschlüsse seien maximal von der Störung betroffen gewesen, so Heinrich. Zeitweise ließ die fehlerhafte Firewall jedoch Anrufe passieren, dann wieder nicht, so ging es den ganzen Tag. Heinrich: „Mal waren 6000 Anschlüsse betroffen, mal 300, mal auch nur 100.“

Während Dataport nach dem Fehler im System suchte, leitete der IT-Dienstleister am Nachmittag die Anschlüsse von Polizei, Rathaus und Hamburg Service auf intakte Server um. Zudem hatte Dataport nach eigenen Angaben das System derart stabilisiert, dass alle Anschlüsse wieder erreichbar waren. Nicht betroffen waren von der Störung die Notrufnummern von Polizei und Feuerwehr, die über ein autarkes Netz verfügen. Das neue System sei zwar deutlich komplexer, so Heinrich. Doch träten nur bei einem Bruchteil der jährlich 40.000 kleinen Veränderungen Störungen auf. Gemeinsam mit Mitarbeitern des kalifornischen Software-Giganten Oracle, dem Hersteller der Firewall, ging Dataport auf Fehlersuche. Man gehe von einer „baldigen Lösung“ aus, hieß es am Donnerstagabend.