Hamburg. Ein Teil des Springer-Verlags weicht einem Neubau für 300 Millionen Euro. Der Abriss des alten Gebäudes beginnt noch in diesem Jahr.
Die Hamburger Innenstadt erhält in weiten Teilen ein neues Gesicht: Der Abrissantrag für das Commerzbank-Hochhaus am Neß (Altstadt) ist gestellt. Die Stadthöfe in der ehemaligen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt sollen nächstes Jahr fertiggestellt sein – und die Einweihung des Neubaus hinter den historischen Mauern der ehemaligen Vereins- und Westbank am Alten Wall, ist für Sommer 2018 geplant. Allein diese beiden Bauvorhaben sollen jeweils rund 250 Millionen Euro kosten.
Nun kommt ein weiteres, noch teureres Großprojekt dazu: Die Hamburger Momeni Gruppe entwickelt für mehr als 300 Millionen Euro das „Springer Quartier“. Jetzt sind die Planungen abgeschlossen, und auch der Bauvorbescheid liegt vor. Das neue Viertel mit einer Mischung aus Wohnen, Büros, Einzelhandel und Gastronomie entsteht auf dem ehemaligen Areal des Verlagshauses Axel Springer SE zwischen der Kaiser-Wilhelm-Straße und der Fuhlentwiete/ABC-Straße. Das Filetgrundstück hatte die Momeni Gruppe von dem Medienunternehmen erworben (wir berichteten).
Der Mitteltrakt des Gebäudekomplexes zwischen dem 90er-Jahre-Neubau und dem denkmalgeschützten Hochhausaltbau am Axel-Springer-Platz, wird abgerissen. Der Abriss soll noch in diesem Jahr beginnen und im Frühjahr 2017 abgeschlossen sein. Es wurde bereits mit der Entkernung des Gebäudes begonnen.
Star-Architekt von Gerkan entwickelte Pläne
Die Entwürfe für das neue Gebäudeensemble mit rund 45.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche, das 2019 bezogen werden soll, stammen von dem international renommierten Hamburger Architektenbüro von Gerkan, Marg und Partner.
Der Neubau erhält eine Natursteinfassade und große Fensterflächen. Ein „Boulevard“ soll künftig die Kaiser-Wilhelm-Straße und die Fuhlentwiete miteinander verbinden. Die Fläche im Erdgeschoss soll für Einzelhandel und Gastronomie genutzt werden: „Dieses Quartier befindet sich trotz der Innenstadtlage unweit der Hohen Bleichen bislang im Dornröschenschlaf und soll nun wachgeküsst werden.
Durch die neue öffentliche Wegeverbindung und die Ansiedlung von Geschäften sowie Gastronomie und Neugestaltung des Außenraums wird das Viertel spürbar belebt werden“, sagte Hanjo Hautz, Geschäftsführer der Momeni Projektentwicklung GmbH, dem Abendblatt.
"Potenzial für Handels- und Showroomflächen"
Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter begrüßt die Entwicklung: „Durch Aufnahme der Straßenfluchten wird sich das Ensemble städtebaulich sehr harmonisch in seine Umgebung einfügen. Auch Michael Osterburg, Grünen-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte, ist zufrieden: „Es ist wichtig für die Entwicklung der Innenstadt, dass hier auch Wohnraum entsteht. Außerdem profitieren die angrenzenden Wohnquartiere von der öffentlichen Durchwegung des Quartiers, dadurch wird eine bessere Anbindung an die City ermöglicht.“ Auf 5000 Quadratmetern sollen etwa 50 Mietwohnungen entstehen, die frei finanziert werden.
Zudem sind rund 20.000 Quadratmeter Bürofläche geplant und etwa 5000 Quadratmeter Einzelhandel und Gastronomie: „Das Projekt bietet aufgrund seiner zentralen Lage und seiner Größe auch viel Potenzial für Handels- und Showroomflächen, die in der Innenstadt inzwischen ein rares Gut sind“, sagte Sven Bechert, Einzelhandelsexperte beim Immobiliendienstleister Grossmann & Berger.
Zu der Projektentwicklung gehört auch die sogenannte Revitalisierung des 14-geschossigen-Hochhauses am Axel-Springer-Platz mit rund 12.000 Quadratmetern Fläche. Das in den 50er-Jahren errichtete Gebäude steht unter Denkmalschutz und soll nach der Sanierung wieder von der Axel Springer SE genutzt werden. Die Momeni Gruppe hatte die Immobilie erworben und vermietet diese an das Verlagshaus.
Das in den 90er-Jahren errichtete Verlagsgebäude, das ebenfalls an den geplanten Neubau angrenzt, ist inzwischen Eigentum der Stadt. Dort soll im Herbst 2017 das Bezirksamt Mitte mit rund 1000 Mitarbeitern einziehen.
Die Hamburger Momeni Gruppe, die das „Springer Quartier“ plant, ist bundesweit tätig und hat bereits Bauvorhaben am Neuen Wall und an den Hohen Bleichen in der Neustadt umgesetzt. Als Partner beim aktuellen Projekt in der Neustadt ist die Black Horse Investments GmbH, die Vermögensverwaltung der Düsseldorfer Familie Schwarz-Schütte, mit eingestiegen.
Fertigstellung ist Ende 2017 geplant
Die Stadthöfe sind ein weiteres Großbauvorhaben in der Innenstadt. Das neue Viertel entsteht an der Stadthausbrücke zwischen dem Neuen Wall und den Großen Bleichen im Gebäudeensemble der ehemaligen Behörde für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt.
In Branchenkreisen ist von einer Investition von rund 250 Millionen Euro die Rede. Die Fertigstellung der Stadthöfe ist Ende 2017 geplant. Das Bauvorhaben wird von Quantum entwickelt. Auch hier setzen die Investoren auf Einzelhandel: Bis zu 26 Ladeneinheiten mit individuellen Konzepten sollen auf rund 4000 Quadratmeter Fläche entstehen. Zudem sind mehrere Restaurants, Cafés, Bars und ein Club auf insgesamt rund 1100 Quadratmeter Fläche geplant. Außerdem entstehen auf dem Areal 90 Wohnungen und 15.000 Quadratmeter Bürofläche.
60 Prozent der Fläche in den Stadthöfen ist bislang vermietet. In dem Gebäudeensemble soll auch ein Boutiquehotel mit rund 130 Zimmern eröffnen.