HafenCity. Der Hamburger Bauunternehmer Arne Weber liebt Leuchtfeuer. Nun kann man sogar darin wohnen. In der HafenCity wurde das erste Lighthouse Zero fertiggestellt
An der Spitze des Baakenhöft in der HafenCity wächst ein seltsamer Pilz. Oder ist es ein notgelandetes Ufo? Am Ende ein extravaganter Aussichtsturm? Alles falsch! Dort steht ein Leuchtturm modernen Wohnens, genannt „Lighthouse Zero“. In einer Höhe von 20 Metern schwebt eine Wohnfläche von rund 240 Quadratmetern und bietet einen atemberaubenden Blick auf die Stadt. Wobei Innenstadt und HafenCity nur ein Viertel des 360-Grad-Panoramablicks ausmachen, fast die Hälfte gehört dem Hafen – und das letzte Viertel dem städtischen Niemandsland hinter den Elbbrücken. Aber das Lighthouse lebt nicht nur vom Ausblick, sondern auch vom Anblick. Wenn am 8. und 9. Juli das NDR Elbphilharmonie Orchester am Baakenhöft aufspielt, wird das Lighthouse zur Kulisse.
Die Idee des Hamburgers Arne Weber gründet im Nordseeschlick – genauer gesagt im Leuchtturm Großer Vogelsand in der Deutschen Bucht zwischen den Sänden Schaarhörn und Vogelsand. 2003 hatte der Bauunternehmer das Leuchtfeuer erworben und es in ein kleines Hotel umwandeln wollen. Der Plan scheiterte an behördlichen Auflagen, aber Weber hatte Feuer gefangen. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie wir damals fasziniert oben auf dem Leuchtturm gestanden haben und Krabbenbrötchen aßen“, erinnert sich der Unternehmer mit Helgoländer Wurzeln. „Dabei kam mir der Gedanke, warum baut man eigentlich nicht etwas höher? Am Wasser oder im Wasser?“ Das Gefühl dort oben ist einzigartig. „Man glaubt, man schwebt.“
Mehr als zehn Jahre hat er entwickelt, entworfen, verworfen. Viele hielten seine Pläne anfänglich für ein Luftschloss, für Science-Fiction. Nun schwebt der Bau über der Elbe. „Allein in diesem Bau steckt noch einmal ein Jahr Entwicklung von uns drin.“ Nach dem Prototyp Zero spielt Weber schon Varianten durch. „Ich kann mir gut eine Holzverkleidung für das Lighthouse vorstellen“, sagt er. Das würde perfekt in die Berge, aber auch an die See passen. Zudem könne man runde Scheiben einsetzen, die sich selbst verdunkeln, oder den Fahrstuhl in den Turm einbauen. Auch größere und höhere Lighthouses mit einer Wohnfläche von 400 Quadratmetern seien möglich.
Während das Grundmodell mindestens fünf Millionen Euro kosten soll, dürften Sonderwünsche den Leuchtturm noch um einiges verteuern. Im Bau musste der innovative Bauunternehmer durchaus Lehrgeld bezahlen – die anfänglich kalkulierten Preise von zwei bis drei Millionen Euro waren zu niedrig angesetzt. Statik, Brandschutz, die Fahrstuhltechnik – vieles musste mit den Hamburger Architekten BiwerMau neu entwickelt werden. „Wenn es das einzige Lighthouse bliebe, wäre es ein teurer Traum“, sagt Weber. „Ich glaube aber felsenfest an den Erfolg. Ich bin mutig, aber kein Hasardeur.“
Das Lighthouse wird das Luxussegment bedienen. „Wir haben den Bau limitiert und bieten insgesamt 100 Lighthouses an“, sagt Weber. Neben Europa soll der Science-Fiction-Pilz auch in den USA und im arabischen Raum vermarktet werden. Schon jetzt haben sich Weber zufolge viele Interessenten gemeldet. „Das Lighthouse One könnte bald in Blankenese entstehen.“ Bürgermeister aus dem In- und Ausland buhlen um den Leuchtturm des Wohnens. Gegen mögliche Plagiatoren hat sich Weber abgesichert. „Wir haben das Lighthouse als 3-D-Marke schützen lassen.“
Der Prototyp besticht mit seinem Ausblick. „Der Sonnenuntergang ist traumhaft“, sagt Weber und zückt sein Handy, zeigt auf einem Foto die Elbe im Abendlicht. Im Lighthouse benötigt man keinen Fernseher, der Blick aus dem Fenster ersetzt jeden Spielfilm. Hier frühstückt man in der Küche mit Rathausblick, arbeitet vor dem Hafenpanorama und schaut vor dem Einschlafen auf die Elbbrücken. Ecken gibt es kaum, die Wände sind flexibel einsetzbar. Ein Rundbalkon mit etwa 60 Metern Länge liegt vor den Scheiben, die mit fahrbaren Lamellen je nach Stand der Sonne vor Einstrahlung geschützt sind. Und auf dem Dach öffnet sich ein Panoramadeck mit 150 Quadratmetern, es kann bepflanzt werden und liefert auf 70 Quadratmetern Solarpanels auch noch reichlich Strom.
Viele norddeutsche Unternehmen haben am Lighthouse mitgewirkt, Weber nennt sie die „Lighthouse Family“. Im Mittelpunkt steht sein Unternehmen HC Hagemann, das bereits die U-Bahn-Linie 4 gebaut und den Alten Elbtunnel saniert hat; die anderen Partner würden auf den erhofften Baustellen wieder mit zum Zuge kommen. Ein Polier und ein Bauleiter seien fest für das Projekt gebucht – gut möglich, dass sie bald wie das Lighthouse von Hamburg in die Welt ziehen.