St. Pauli/Finkenwerder. CDU ist skeptisch wegen der Kosten. SPD und Grüne wollen mehr Attraktivität

Die Fahrt mit der Linie 62 der Hadag-Fähren gehört für viele Touristen inzwischen zum Pflichtprogramm. Denn mit einem HVV-Ticket ist das eine günstige Alternative zur Hafenrundfahrt. Die Menschen, die auf Finkenwerder leben und in der Innenstadt arbeiten, sind auf die Schiffe als Verkehrsmittel angewiesen. Im vergangenen Jahr nutzten rund 4,5 Millionen Fahrgäste das Angebot, die Linie 62 verkehrt zwischen Landungsbrücken und Finkenwerder.

Besonders in den Sommermonaten sorgt die Mischung aus Touristen und Einheimischen für augenscheinlich überfüllte Hadag-Fähren.

Doch nun soll die zulässige Zahl der Fahrtgäste von 250 auf 350 erhöht werden. Das haben die Fraktionen von Grünen und SPD, die gemeinsam in Hamburg regieren, so beschlossen. Die Bürgerschaft wird über den Antrag Mitte Juli entscheiden.

Aber zumindest CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering wird dann wohl dagegen stimmen: „Für eine Kapazitätserweiterung auf Kosten der Verkehrssicherheit wird es von uns keinen Freifahrtschein geben“, sagte Thering.

Allerdings sieht Hadag-Chefin Gabriele Müller-Remer kein Problem: „Die Fähren haben genügend Platz, und die Zentralstelle Schiffsuntersuchungskommission (ZSUK) hat uns sogar eine technische Genehmigung für bis zu 380 Passagiere erteilt. Dafür müssen allerdings entsprechende technische Einrichtungen, wie beispielsweise neue Zählsysteme, auf den Schiffen installiert werden.“ Derzeit liefen die notwendigen Gespräche für die konkrete Umsetzung mit dem Oberhafenamt in Hamburg.

Die Regierungskoalition will zudem am Wochenende von 11 bis 18 Uhr den Takt von 15 auf zehn Minuten auf der Linie 62 zwischen Ostern und Oktober verdichten. Grünen-Verkehrsexperte Martin Bill kündigte an: „Mit der Taktverdichtung und der Ausweitung der Kapazitäten wollen wir die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs, zu dem ja in Hamburg aus gutem Grund auch die Fähren der Hadag gehören, erhöhen.“Aber auch das sieht CDU-Politiker Thering skeptisch: „Die Linie 62 ist das Aushängeschild der Hadag. Gezielte Kapazitätserweiterungen sind daher absolut wünschenswert. Ein uferloses Wünsch-Dir-Was darf es aber nicht geben.“ Schon jetzt sei die Hadag das finanzielle Sorgenkind im HVV. Nur knapp 50 Prozent der Kosten könne die Hochbahn-Tochter aus dem Betrieb decken: „Erhebliche Taktverdichtungen, wie von SPD und Grünen gefordert, wird es aber nicht zum Nulltarif geben.“

Die Kritik der Opposition kann der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Markus Schreiber, der auf Finkenwerder wohnt, nicht nachvollziehen: „Die Taktverdichtung am Wochenende und die Erhöhung der zulässigen Fahrgastzahl von 250 auf 350 Personen wird aller Voraussicht nach dazu führen, dass alle Fahrgäste die Fähre besteigen können und niemand mehr zurückbleiben muss.“